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Gesponnen aus Gefuehlen

Gesponnen aus Gefuehlen

Titel: Gesponnen aus Gefuehlen
Autoren: Marah Woolf
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und setzte sich auf den Rand des Bettes. Er nahm sie in seine Arme und sie verbarg ihr Gesicht an seiner Brust.
    Beruhigend strich er ihr übers Haar.
    »Es wird alles gut«, flüsterte er. Seine Worte klangen nicht überzeugend. Als ob er ihnen Nachdruck verleihen wollte, zog er sie fester an sich.
    Minutenlang saßen sie da. Das Beben in Lucy ließ nach, aber trotzdem weigerte sie sich, den Kopf von Colins Brust zu heben

.
    Jeder, der behauptet, er hätte nur ein Leben,
    weiß nicht, wie es ist ein Buch zu lesen.
     
    Unbekannter Autor

2. Kapitel
     
    Die Perfecti hatten sich im Salon des Londoner Stadthauses versammelt. Batiste de Tremaine hatte nicht vor, viel Zeit bis zu seinem nächsten Schachzug verstreichen zu lassen, erkannte Nathan. Kerzenleuchter tauchten den Raum in geheimnisvolles Licht. Die weiße Bluse Sofias war der einzige helle Fleck zwischen den schwarzen Gestalten. Ihr vorwurfsvoller Blick traf Nathan. Er zuckte mit den Achseln und wandte sich ab. Er fragte sich, womit er diesen Blick verdient hatte. Sie hatte sich nie in seine Ausbildung zum Perfectus eingemischt. Es dürfte sie nicht überraschen, dass er in die Fußstapfen seines Großvaters trat.
    Batiste humpelte ihm entgegen und legte ihm einen Arm um die Schulter.
    »Komm zu uns«, sagte er vertraulich. »Ich bin dabei, alle über die jüngsten Ereignisse zu informieren.«
    Nathan sah seinen Großvater an. Weshalb war Batiste so daran gelegen, vor den anderen Mitgliedern des Bundes Zusammenhalt zu demonstrieren?
    »Sir Beaufort ist überaus glücklich, dass du seine Braut gerettet hast«, sagte dieser da.
    Das dunkle Lachen der anwesenden Männer erfüllte den Raum. Nathan löste sich unauffällig von seinem Großvater.
    »Ich habe den Herren berichtet, dass die Kleine eine echte Wildkatze ist. Aber ich werde sie zu zähmen wissen. Sie wird dem Bund eine angemessene Erbin schenken. Eine Erbin, die sich den Zielen des Bundes unterordnen wird.«
    Nathan entging der höhnische Blick nicht, mit dem Sir Beaufort ihn bei diesen Worten bedachte. Beide hatten ihre Begegnung in dem Café hier in London nicht vergessen.
    Die Männer nahmen an der gedeckten Tafel Platz und Batiste de Tremaine erhob sein Glas.
    »Ich möchte mit Ihnen auf meinen Enkel anstoßen. Er hat bewiesen, dass er ein würdiger Nachfolger ist.«
    Ernst erwiderte Nathan die Blicke der um ihn Versammelten.
    »Ich werde die Ziele des Bundes stets über alles stellen. Wir sind nicht nur uns verpflichtet, sondern auch unseren Vor- und Nachfahren.«
    »In diesem Sinne.« Batiste hob sein Glas und trank einen Schluck des dunkelroten Getränks.
    Das Essen wurde schweigend eingenommen. In Nathan machte sich Unruhe breit. Es würde nicht lange dauern, bis jemand eine Frage nach dem weiteren Vorgehen stellte.
    Fieberhaft überlegte er, was er antworten sollte. Sein Zusammentreffen mit Lucy im Krankenhaus war nicht ermutigend gewesen. Wahrscheinlich stand sie noch unter Schock. Morgen wollte er sie wieder besuchen, dann würde sie ihm dankbar sein, dass er sie gerettet hatte. Sie würden in Ruhe miteinander reden und er konnte ihr die Beweggründe seines Tuns darlegen. Außerdem musste er ihr klarmachen, dass sie seines Schutzes bedurfte. Er sah sich um und fragte sich, wo die Hunde seines Großvaters waren. Normalerweise wichen sie nicht von seiner Seite.
    »Wie lange wird es dauern, bis Sie die Kleine überzeugt haben?«, unterbrach Sir Beaufort Nathans Gedanken. »Ich bin nicht gewillt, viel länger zu warten. Das Mädchen muss endlich wissen, wo ihr Platz ist. Sie hat eine Aufgabe für den Bund und meine Familie zu erfüllen. Ich kann gern selbst dafür sorgen, dass sie erfährt, wo sie hingehört«
    Nathan sah den Mann gleichmütig an. »Wir sollten es nicht überstürzen«, antwortete er. »Sie wird Zeit brauchen.«
    Beaufort musterte ihn mit versteinerter Miene.
    »Ich muss mit ihr zusammenarbeiten«, setzte Nathan nach. »Und ich möchte, dass sie das freiwillig tut. Sonst hat ihre Arbeit keinen Wert für uns, das wissen Sie so gut wie ich.«
    Batiste mischte sich in die Unterhaltung ein. »Sir Beaufort, wir sollten Nathans Rat folgen. Ich glaube, er weiß am besten, wie er das Mädchen dazubekommt, sich uns anzuschließen.«
    Beaufort nickte steif und wandte sich einem anderen Gespräch zu.
    »Trotzdem will ich in Zukunft derartige Alleingänge nicht mehr erleben«, zischte Batiste Nathan zu.
    »Das hast du mir bereits gesagt, Großvater«, erwiderte Nathan. »Wenn du erlaubst,
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