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Gespenster Kuesst Man Nicht

Gespenster Kuesst Man Nicht

Titel: Gespenster Kuesst Man Nicht
Autoren: Victoria Laurie
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verantwortlich machen. Immerhin hatte Winston gewusst, wie unberechenbar Jack war, und ich glaube, er wäre nicht stark genug gewesen, die Schande und die Vorwürfe zu ertragen.
    Lange Zeit war ich der Einzige, der die Wahrheit kannte. Nicky lag im Koma, und als er wieder erwachte, hatte er keine Erinnerung mehr daran, was passiert war. Überhaupt war sein Gehirn stark geschädigt worden, und mein Vater war sicher, dass er niemandem etwas von der Sache würde erzählen können. Und damit auch ich still hielt, versprach Winston mir das eine, was ich mir immer gewünscht hatte: eine Familie, ein Zuhause und eine gute Ausbildung. Ich habe ihm nie einen Vorwurf daraus gemacht, dass er seinen Bruder schützen wollte. Ich weiß, dass Winston ein guter Mann war, und nichts spricht deutlicher für ihn, als dass er mich vom ersten Tag an wie sein eigen Fleisch und Blut behandelte.«
    »Aber kamen keine Fragen auf, als er mit zwei schwer verletzten Kindern im Krankenhaus auftauchte?«
    Der Rektor seufzte. »Er musste nur Nicky ins Krankenhaus bringen. Winston hatte drei Jahre lang Medizin studiert, bevor sein Vater starb und er die Schule übernehmen musste. Er renkte mir die Schulter wieder ein und ließ mich bei sich zu Hause, während er Nicky in die Klinik brachte. Dort behauptete er, Nicky sei sein Neffe. Sein Bruder sei auf einem Angelausflug und habe den Jungen währenddessen bei ihm gelassen, und die Verletzung stamme daher, dass Nicky von einem Baum gefallen sei. Später erzählte er überall, sein Bruder sei bei jenem Angelausflug ertrunken und er habe die Absicht, seine beiden Neffen zu adoptieren. Es gelang ihm, gefälschte Geburtsurkunden für Nicky und mich zu bekommen, wobei wir auch gleich andere Namen bekamen. Nach zwei Jahren gab der Staat New York seinem Antrag auf Adoption seiner Neffen Nicholas und Owen Habbernathy statt.«
    »Das können ihm doch unmöglich alle abgenommen haben!«, sagte Gilley.
    Der Rektor sah ihn geduldig an. »Das war in den Siebzigern. Damals waren die Leute noch gutgläubiger als heute. Außerdem war mein Vater als aufrechter, solider Mann bekannt. Niemand hätte vermutet, dass er nicht die Wahrheit sagte. Und schließlich sah man keinen Grund, warum er hätte lügen sollen.«
    »Also hat er die Morde vertuscht, Eric bei dem großen Baum begraben und den Steg zu der Insel verbrannt?«, fragte ich.
    »Ja. Er wollte Eric nicht auf der Insel lassen. Und da uns der Baum als Symbol dafür erschien, Jack entkommen zu sein, war es nur natürlich, ihn dort zu begraben. Das mit dem Steg war eigentlich ein Versehen. Mein Vater wollte in Wirklichkeit die Hütte verbrennen, aber er hat mit dem Steg angefangen, und der Brandbeschleuniger, den er als Spur von dort zur Hütte gelegt hatte, nahm das Feuer nicht an. Da kam auch schon die Feuerwehr, und es war keine Zeit mehr, die Sache noch zu retten. Danach hätte mein Vater schlecht einen zweiten Brand legen können; das hätte nun doch zu viel Aufmerksamkeit erregt. Also ließ er die verbrannten Überreste des Stegs entfernen und hoffte, dass nie wieder jemand den Fuß auf die überwucherte Insel setzte. Da gab es eigentlich wenig Grund zur Sorge – nach ein paar Monaten war das Gestrüpp so dicht geworden, dass man die Hütte überhaupt nicht mehr sah.«
    »Und niemand außer Ihnen und Winston hat je von der Sache erfahren?«, fragte Muckleroy.
    »Doch«, sagte ich und rückte innerlich ein weiteres Puzzleteil an seinen Platz. »Skolaris. Ich wette, er wusste davon.«
    Owen sah mich scharf an. Doch als sich auch die Blicke der anderen in ihn bohrten, gab er nach einigen langen Sekunden seine letzte Geistergeschichte auf. »Ja. Bill Skolaris wusste davon.«
    »Woher?«, fragte Muckleroy.
    »Es musste ja jemand auf mich aufpassen, während mein Vater Nicky ins Krankenhaus fuhr. Er und Bill waren enge Freunde, also hat er Bill alles erzählt. Zuerst hielt Bill bereitwillig still, aber dann wurde wohl seine Gier geweckt, und er fing an, Winston zu erpressen.«
    »So kam Skolaris also an das Haus Ihres Vaters«, sagte ich. »Er hat ihn gezwungen, es ihm zu übertragen.«
    »Ja, und ihm eine saftige Gehaltserhöhung zu geben«, ergänzte Owen.
    »Und alles war in bester Ordnung, bis wir anfingen, die Plakate aufzuhängen. Da juckte ihn wieder die Gier«, sagte ich.
    Muckleroy hob eine Augenbraue. Auch bei ihm war der Groschen gefallen. »Warum?«, fragte er den Rektor. »Warum haben Sie ihn umgebracht, Owen?«
    Der schüttelte den Kopf. »Er hätte
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