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Gespenster Kuesst Man Nicht

Gespenster Kuesst Man Nicht

Titel: Gespenster Kuesst Man Nicht
Autoren: Victoria Laurie
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Steven, um Punkt sechs fängst du langsam an zu joggen. Wenn du Schritte hinter dir hörst, wirst du schneller und kommst auf kürzestem Wege hierher, ja?«
    »Robert.«
    Ich war schon mit einer Brechstange in der Hand auf dem Weg zur Tür des Häuschens und hielt irritiert inne. »Robert? Wer ist das?«
    »Ist das nicht der Mann, den man nennt, wenn man verstanden hat?«
    Ich grinste. »Der heißt Roger.«
    »Oh. Ach so.«
    »Wie geht’s an der Tür, M. J.?«, fragte Gilley.
    Ich hob die Brechstange und rammte sie in den schmalen Spalt zwischen Brett und Tür. »Ich bin dran«, grunzte ich und zog ächzend an der Brechstange.
    »Beeil dich besser«, sagte Gilley. »Wir haben noch drei Minuten.«
    Ich bewegte die Brechstange ein paar Zentimeter nach unten und zog noch einmal. Das alte Holz löste sich besser, als ich erwartet hatte, und nach einer weiteren Minute war das Brett schon stark gelockert.
    »Zwei Minuten!«, rief Gilley aufgeregt. »Steven, wie geht’s dir?«
    »Nervös«, sagte Steven, »aber startbereit.«
    »Shit!«, sagte ich ins Mikrofon.
    »Was ist?«, fragte Gilley. »Alles in Ordnung, M. J.?«
    Ich schleuderte das Brett zur Seite weg. »Mir geht’s gut. Aber hinter dem Brett ist ’ne solide, fest verschlossene Holztür.«
    »Kommst du irgendwie rein?«, fragte Gilley.
    »Ich laufe jetzt los«, sagte Steven. Ich sah auf die Uhr. Es war Punkt sechs.
    »Ich muss«, sagte ich, hob wieder die Brechstange und rammte sie in den Türrahmen. »Steven, wo bist du?«
    »Drüben bei den Gebäuden«, sagte Steven leicht keuchend.
    »Denk daran: lauf langsam, aber beschwöre in dir ein bisschen Angst.« Ich stieß die Brechstange ein zweites Mal zwischen Tür und Türrahmen.
    »Wie geht’s der Tür, M. J.?«, fragte Gilley.
    »Grrr!«, knurrte ich und hebelte mit aller Kraft. »Du verfluchtes Stück Holz! Beweg dich!«
    »So viel zu dieser Frage«, seufzte Gilley.
    »Verdammter Mist!«, fluchte ich, zog die Brechstange heraus und betrachtete die Tür. »Das Ding rührt sich keinen Millimeter!«
    »Versuch’s doch mal mit einem Fenster«, schlug Gilley vor. Er wurde hörbar angespannter, während Steven die Pfade entlangjoggte und darauf wartete, dass Jack auftauchte.
    »Gute Idee!«, sagte ich und nahm mir eilig das nächstbeste Fenster vor.
    »Halt!«, hörte ich da Steven sagen. Sein alarmierter Ton ließ mich erstarren, die Brechstange auf halbem Wege zum Fenster. »Was ist?«
    »Ich glaube, ich habe Schritte gehört.« Sein Atem beschleunigte.
    Auch durch meine Adern pulsierte nun Adrenalin. Ich rammte die Brechstange so kräftig wie möglich in den Spalt zwischen Brett und Außenwand. Das alte Holz splitterte und knackte, und ein Stückchen davon brach weg.
    »Steven, bist du sicher, dass Jack da ist?«, fragte Gilley durchs Headset.
    »Nein.« In Stevens Stimme schwang ein Hauch Angst mit. »Ich dachte ja, aber jetzt bin ich mir nicht mehr sicher.«
    Ich trat einen Schritt näher ans Fenster heran und inspizierte das Brett. Wenn es in kleinen Stückchen wegbrach statt im Ganzen, würde ich länger brauchen, um es komplett zu entfernen.
    »M.J.?«
    »Hier«, sagte ich, während ich die Brechstange auf der anderen Seite des Fensters entlangführte und vorsichtig immer wieder Druck ausübte.
    »Wie läuft’s?«
    »Konzentrier dich auf Steven«, befahl ich. Ich wollte die Spannung nicht noch erhöhen, indem ich eingestand, welche Probleme ich hatte, in das Häuschen zu gelangen.
    »Steven?«, fragte Gilley. »Wie ist es bei dir?«
    Im Kopfhörer war regelmäßiges Keuchen zu hören. Steven joggte noch immer. »Weit und breit kein Jack in Sicht.« Im nächsten Augenblick wurde seine Stimme einen Tick höher. »Was war das?«
    »Hast du was gehört?«, fragte Gilley.
    »Aaaaaaaaahhhhhhhhhh!«, schrie Steven. Es schmerzte so in den Ohren, dass ich die Brechstange fallen ließ und hektisch am Headset zerrte.
    Als ich wieder zur Besinnung kam, stopfte ich mir den Empfänger zurück ins Ohr. Über das Rauschen im Kanal war Gilleys bebende Stimme zu hören. »Renn, Steven! Renn!«
    »Er ist direkt hinter mir!«
    »M. J.! Ich hab Steven im Visier! Er ist dreißig Sekunden vom Steg entfernt! Wie kommst du mit dem Fenster klar?«
    Meine Fingerknöchel waren weiß, so fest hielt ich die Brechstange gepackt. Ich ruckte vorsichtig, hebelte das Holz Zentimeter für Zentimeter vom Fensterrahmen weg. »Fast … geschafft …«, ächzte ich.
    »Ahhhh!«, schrie Steven noch einmal, und ich fuhr zusammen, arbeitete aber
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