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Gespenster Kuesst Man Nicht

Gespenster Kuesst Man Nicht

Titel: Gespenster Kuesst Man Nicht
Autoren: Victoria Laurie
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sehen. Da hat er uns gefunden.«
    »Sein Bruder? Wer ist das?«, fragte Gilley.
    »Na, Jack natürlich«, sagte der Rektor angewidert.
    »Hatchet Jack war der Bruder des alten Rektors?«, rief Muckleroy aus.
    »Ich fürchte ja, Bob. Wissen Sie, Jack war der ältere Bruder. Der Vater der beiden, Morton Habbernathy, wollte die Schule ursprünglich beiden gemeinsam hinterlassen. Aber Winston erzählte mir, dass Jack sich sehr verändert hatte, als er aus Vietnam zurückkam. Er war aufbrausend geworden und neigte zu starken Stimmungsschwankungen. Ich weiß von Winston, dass Jack seinen eigenen Vater zusammenschlug, weil der ihm nicht erlauben wollte, sein Auto zu fahren. Das Verhältnis zwischen Jack und seinem Vater wurde schließlich so schlecht, dass der Alte Jack enterbte und Winston allein die Schule hinterließ. Kurz nach dem Tod seines Vaters verschwand Jack. Winston vermutete, dass er herumvagabundierte, wie Tausende von Veteranen, die sich nach der Rückkehr aus dem Krieg im eigenen Land fremd fühlten.«
    »Und wie kam er dann wieder hierher?«, fragte Muckleroy.
    »Winston erzählte, dass Jack gegen Ende des Schuljahrs plötzlich einfach in der Tür seines Büros stand. Er sagte, er habe von dem Preisgeld gelebt, das er bei Bowlingturnieren verdient hatte, und sei das Herumziehen jetzt leid. Er bat um einen Platz zum Wohnen und einen ordentlichen Job. Winston hatte Mitleid mit ihm, war aber etwas in Sorge wegen Jacks Stimmungsschwankungen, vor allem bei all den Kindern drum herum. Er traf eine Abmachung mit Jack, wonach dieser sich auf der Insel ein Häuschen bauen und den Sommer über das Gelände in Ordnung halten durfte, und falls er sich vernünftig verhielte, würde Winston sich überlegen, ihn auch nach Beginn des Schuljahrs zu behalten.«
    »Aber dann passierte etwas, nicht?« Ich spürte, dass da noch etwas fehlte.
    Der Rektor nickte. »Ja. Mein Vater erzählte, er habe eines Nachts Jack betrunken, klitschnass und voller Striemen und Kratzer angetroffen. Jack behauptete, er könne sich nicht erinnern, was passiert war, aber er habe in der Stadt eine Geldbörse gefunden, die nicht ihm gehörte.«
    »Eine Geldbörse?«, fragte ich.
    »Von einem Jungen namens Richard Crosby. Winston hatte immer das Gefühl, dass in jener Nacht etwas Schreckliches geschehen war. Dass Jack und Richard eine Auseinandersetzung gehabt hatten und Richard der Verlierer gewesen war.«
    In diesem Augenblick pochte etwas kräftig gegen meine Lebenskraft, und als ich mich dem Pochen zuwandte, schnappte ich unwillkürlich nach Luft. »Gott im Himmel!« Mit großen Augen starrte ich Gilley an.
    Der blickte verblüfft zurück. »Was ist denn?«
    »Es ist Richard]«, sagte ich. Gilley schüttelte den Kopf. Er verstand immer noch nicht.
    »Der Geist aus dem Lake View Restaurant?«, fragte Steven.
    Ich sah ihn erfreut an und nickte heftig. »Ja! Es war Jack, der ihn umgebracht hat!«
    »Abgefahren«, sagte Gil.
    »Würde mir bitte jemand erklären, worum es hier geht?«, fragte Muckleroy.
    Ich drehte mich zu ihm um und erzählte ihm von unserem Essen in dem Nobelrestaurant am Mirror Lake, von unserem Gespräch mit dem Kellner Andrew, dessen Bruder vor dreißig Jahren verschwunden war, und von meinem Kontakt zu Richard selbst, der durch die Hand eines anderen ertrunken war.
    »Das ist nun wirklich abgefahren«, sagte Muckleroy. »Also war Richard Crosby Jacks erstes Opfer?«
    »Wahrscheinlich«, sagte ich. »Er könnte auch der Auslöser dafür gewesen sein, dass Jack beschloss, sich in Zukunft jüngere Opfer zu suchen. Mit Dreizehnjährigen wird man leichter fertig als mit Sechzehnjährigen.«
    »Hat sich Winston nie überlegt, zur Polizei zu gehen?«, fragte Muckleroy.
    »Doch«, sagte der Rektor. »Ich denke schon. Aber mein Vater war seiner Familie gegenüber sehr loyal, und weil er nichts Genaues wusste, machte er den Fehler, abzuwarten und zu beobachten. Er wollte Jack sehr genau im Auge behalten – aus diesem Grund suchte er ihn jeden Morgen auf. Und das ist, denke ich, der Grund, warum Nicky heute noch lebt. Mit der Schädelverletzung hätte er nicht mehr lange durchgehalten.«
    »Also, lassen Sie mich das mal klarstellen«, sagte Muckleroy, »Winston Habbernathy kommt hier rein, sieht zwei Leichen und zwei schwer verletzte kleine Jungen vor sich und geht nicht zur Polizei?«
    Resigniert nickte der Rektor. »Ja. Ich fürchte, er glaubte, wenn das jemals herauskäme, würden die Leute ihn für die schrecklichen Taten seines Bruders
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