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Gesetze der Lust

Gesetze der Lust

Titel: Gesetze der Lust
Autoren: Tiffany Reisz
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sagte Patrick feierlich. Einen Moment lang hörte sie das Echo ihres Vaters in Patricks besorgter Stimme. „Das ist die katholische Kirche. Die ist quasi ein eigenes Land mit einer eigenen Armee, und sie besteht zum Großteil aus Anwälten. Ich weiß, du hasst die Kirche. Das würde ich an deiner Stelle auch tun. Aber du musst vorher darüber nachdenken, ehe du dich blindlings in etwas hineinstürzt.“
    „Ich bin nicht blind. Ich weiß genau, womit ich es zu tun habe. Ein anonymer Hinweis, der mir sagt, dass etwas faul ist im Staate Wakefield. Und ich werde herausfinden, was das ist.“
    Patrick atmete geräuschvoll aus. „Okay“, sagte er. „Aber du lässt mich dir helfen, ja?“
    Suzanne verdrehte die Augen und versuchte nicht zu lächeln.
    „Gut. Wenn du darauf bestehst.“
    „Also, wo fangen wir an?“, wollte er wissen.
    Suzanne zeigte auf den einzigen Namen auf dem Fax, der sie interessierte.
    Father Marcus Stearns, Sacred Heart, Wakefield, Connecticut .
    „Wir fangen mit ihm an.“
    Patrick holte seinen Laptop aus seiner Tasche, die er am Vorabend auf dem Sofa hatte liegen lassen.
    „Das sollte kein Problem sein.“ Er fuhr seinen Mac hoch. „Was willst du über ihn wissen?“
    Suzanne schaute erneut Adams Foto an. Wäre er nicht gestorben, wäre er diesen Monat vierunddreißig geworden.
    „Alles.“
    Nora musste sich ein Grinsen verkneifen, als Michael sich zum ersten Mal überhaupt neben sie setzte. Armer Junge – ein ganzes Jahr lang wartete sie nun schon darauf, dass er den Mut aufbringen würde, sie anzusprechen. So jung und zerbrechlich, wie er war, wollte sie ihn nicht drängen. Michael war zwar der Name von Gottes Erzengel und oberstem Krieger, aber der Michael neben ihr war vermutlich der sanftmütigste junge Mann, dem sie je begegnet war. Mit einer Mischung aus Zuneigung und purem heidnischem Übermut kniff sie ihn hart ins Bein, während Owen ihr ein weiteres seiner selbst gemalten Bilder überreichte. Dieses Mal handelte es sich um einen siebenarmigen Oktopus. Sie erklärte, es wäre eines George Condos würdig, faltete es vorsichtig zusammen und verstaute es in ihrer Handtasche.
    Bisher war es ein äußerst befriedigender Morgen – sie war von ihrem Lieblingsmann gefickt, von ihrem Lieblingsjungen umarmt und schweigend von ihrem liebsten Engel angehimmelt worden. Aber ihre Fröhlichkeit schwand, als ein unbekannter Priester in der ersten Reihe Platz nahm. Er warf ihr einen verächtlichenBlick zu, was sie weder überraschte noch schockierte. Sie hatte in ihrem Leben schon genügend missbilligende Blicke des Klerus geerntet … vor allem von Søren. Aber dann wanderte sein Blick von ihr zu Michael. Der mysteriöse Priester sah den Jungen mit einer Mischung aus Mitleid und Ekel an. Als Michael das bemerkte, wich alle Farbe aus seinem Gesicht.
    Noras Herz schlug schneller. Wusste der Priester etwas über sie? Darüber, wie sie und Søren damals Michael „geholfen“ hatten, sich von seinem Selbstmordversuch zu erholen?
    Bevor Nora richtig in Panik verfallen konnte, läuteten die Glocken und Musik setzte ein. Søren kam aus der Sakristei und stellte sich vor den Altar.
    „Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen“, sagte Søren. Der andere Priester blieb sitzen. Ein schlechtes Zeichen. Normalerweise nahm ein Geistlicher, der in einer anderen Gemeinde zu Gast war, immer aktiv an der Messe teil. Dass er einfach nur dasaß und zuschaute, hatte etwas zu bedeuten. Etwas Schlechtes.
    „Amen“, sagte Nora mit dem Rest der Gemeinde zusammen. Søren wirkte so ruhig und gelassen wie immer. Der fremde Priester schien ihn nicht im Geringsten zu stören. Doch das beruhigte sie auch nicht. Selbst inmitten eines Bombenhagels würde Søren vollkommen ruhig bleiben.
    Nora sah, dass Søren seine Finger seitlich an das Pult legte und drei Mal auf die Ecke tippte. Für jeden anderen war es eine bedeutungslose Geste. Doch Nora wusste: Es war ein Signal an sie. Er wollte, dass sie nach dem Gottesdienst in sein Büro kam, anstatt sich gleich in sein Bett zu begeben. Irgendetwas war im Gange. Wenn Gott keine anderen Pläne hat, hatte Søren gesagt. Nora hasste jegliche Art von göttlicher Einmischung.
    Sie schaute Michael an. In seinen seltsamen silberfarbenen Augen spiegelte sich ihre eigene Angst. Dann schaute sie wieder zu Søren und flüsterte verängstigt vor sich hin.
    „Fuck.“

2. KAPITEL
    Nach der Messe brachte Nora
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