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Gesetze der Lust

Gesetze der Lust

Titel: Gesetze der Lust
Autoren: Tiffany Reisz
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keinen Grund, mich selber zu bestrafen. Eleanor, du könntest hier in die Nähe ziehen. Hast du darüber einmal nachgedacht?“
    Ja, das hatte sie. Für ungefähr fünf Sekunden, bevor sie entschieden hatte, dass sie sich lieber einen Arm abhacken als ihr Haus verkaufen würde.
    „Ich liebe mein Zuhause. Ich will es behalten.“
    „Liebst du das Haus oder die Erinnerungen, die darin wohnen?“
    Nora schaute zu Boden.
    „Bitte zwing mich nicht umzuziehen.“
    Søren hatte sie vor über einem Jahr gebeten, näher zu ihm und der Kirche zu ziehen. Sie hatte damals Nein gesagt und sagte es auch jetzt. Sie wusste, er konnte es ihr befehlen, und sie würde diesem Befehl Folge leisten, wenn er es verlangte. Aber bisher war es noch nicht dazu gekommen. Søren nickte, und Nora löste sich von ihm.
    „Wir treffen uns nach der Kirche, oder?“, fragte Nora von der Schlafzimmertür aus. Die Sonntagnachmittage gehörten ihnen. Sørens Gemeindemitglieder ließen ihn dann immer in Ruhe. Sie nahmen an, er würde die Zeit benötigen, um zu beten. Damit lagen sie nicht ganz richtig…
    „Wenn Gott keine anderen Pläne hat.“
    „Andere Pläne, Father Stearns?“ Nora warf ihr Haar mit einer gespielt hochmütigen Geste zurück. „Gott sollte es inzwischen besser wissen.“
    Mit einem letzten Lächeln über die Schulter und einem sehnsüchtigen Blick verließ Nora das Zimmer. Søren hatte mit Abstand das attraktivste Gesicht, das sie je bei einem Mann gesehen hatte. Dazu den wachsten Geist, die sündigste Libido, den heißesten Körper und das ergebenste Herz … Von den fünf Jahren, die sie ohne ihn gelebt hatte, waren vier die reinste Qual gewesen. Und jetzt waren sie seit über einem Jahr wieder zusammen, und alles war perfekt.
    Nun ja, beinahe perfekt.
    Wie üblich wachte Michael lange vor seinem Wecker auf. Er lag mit der Hand in seinen Boxershorts in seinem Bett und überlegte, sich einen Gürtel zu nehmen, um sich noch zusätzlich zu stimulieren. Aber er hatte Father S. versprochen, sich nicht mehr selber zu verletzen. Father S. hatte nichts gegen autoerotische Strangulationen, aber er hatte Michael verboten, es alleine zu tun. „Wir haben dich bereits einmal beinahe verloren, Michael. Das würde ich ungern noch einmal erleben“, hatte Father S. gesagt, und Michael wusste, er würde es sich nie vergeben, wenner seinem Priester – dem Mann, der sein Leben gerettet hatte – erneut Sorgen bereiten würde.
    Stattdessen schloss Michael deshalb nur die Augen und rief sich das Bild von Nora Sutherlin vor Augen, die ihn fesselte, sich auf ihn setzte und sich so fest um ihn schloss, dass er zusammenzuckte. Der Gedanke daran erregte ihn so sehr, dass er schon nach wenigen Sekunden schnell und heftig kam.
    Ohne sich die Mühe zu machen, sich die Hand abzuwischen, ging er unter die Dusche. Er ließ sich Zeit – viel mehr Zeit als die meisten Jungen seines Alters. Natürlich hatten die meisten Jungen seines Alters auch keine bis auf die Schultern reichenden Haare und eine Vorliebe dafür, sich selber Schmerzen zuzufügen. Heißes Wasser machte nicht ganz so viel Spaß wie flüssiges Kerzenwachs, aber es war besser als nichts.
    Nach der Dusche trocknete Michael sich ab und zog sich an. Er rubbelte seine langen Haare trocken und fasste sie zu einem Pferdeschwanz zusammen. Dann bügelte er sein weißes Button-down-Hemd und die schwarze Cargohose. Zuletzt band er sich sogar eine Krawatte um. Nicht aus erotischen Gründen … außer man wollte den Versuch, Nora Sutherlin zu beeindrucken, dazu zählen.
    Wie üblich rollte er vor dem Verlassen des Schlafzimmers die Ärmel hoch und verrieb flüssiges Vitamin E auf den weißen Narben auf seinen beiden Handgelenken. Das Vitamin E sollte seine Narben angeblich verblassen lassen, aber bislang war davon kaum etwas zu spüren. Er wand das breite Lederband seiner Armbanduhr um das rechte Handgelenk und ein schwarzes Schweißband um das linke, bevor er zum Zimmer seiner Mutter ging.
    Er klopfte an ihre Tür.
    „Geh ohne mich“, rief sie, wie er es schon geahnt hatte. Trotzdem musste er jedes Mal fragen. „Lass mir den Wagen hier. Ich muss heute Morgen noch Besorgungen erledigen.“
    Lass mir den Wagen da … Na toll! Gut, dass die Sacred Heart nur wenige Blocks entfernt war.
    Er setzte die Sonnenbrille auf, schnappte sich sein Skateboard und seinen Rucksack und ging auf die Straße hinaus. Er fuhr direkt bis vor die Stufen der Kirche, trat so auf das Board, dass es in seine Hand sprang, und
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