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Gesetze der Lust

Gesetze der Lust

Titel: Gesetze der Lust
Autoren: Tiffany Reisz
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Nacht hat dir nicht gereicht?“ Sie erinnerte sich vage an zwei, vielleicht auch drei Male – einmal im Wohnzimmer und zwei Mal in ihrem Bett. Wobei das dritte Mal vielleicht nicht wirklich zählte.
    „Ich erinnere mich nicht mehr an viel von letzter Nacht. Es war aber eine beeindruckende Willkommensfeier.“ Patrick vergrub seine Nase an ihrem Hals.
    „Meinst du das ernst?“, sagte Suzanne, als sie seine Erektion an ihrem unteren Rücken spürte. Patrick konnte manchmal wirklich unersättlich sein – in ihren Augen war das einer seiner Vorzüge. Natürlich hatte sie ihm das aber nie gesagt.
    „Es ist Sonntagmorgen. Lass uns eine Weile vögeln, während die ganzen Gutmenschen in der Kirche sind.“
    „Die Erwähnung der Kirche bringt dir bei mir keine Pluspunkte ein, Patrick.“
    Das Bett bewegte sich, als Patrick sich aufsetzte. Suzanne drehte sich so, dass sie ihm in die Augen schauen konnte.
    Vor zwei Wochen war außerhalb von Kabul eine Bombe nicht weit von dem Konvoi explodiert, mit dem sie unterwegs gewesen war. Es war nicht etwa ihr Leben, an das sie in diesem Moment gedacht hatte, sondern an Patrick: sein Gesicht, sein zerzaustes braunes Haar, die seelenvollen Augen und das spielerische Lächeln… Er ist aus gutem Grund mein Exfreund, sagte sie sich. Manchmal fiel es ihr schwer, sich an diesen Grund zu erinnern. Heute Morgen jedoch wusste sie es.
    „Mist, Suz, ich bin so ein Idiot. Ich wollte nicht … Gott, ich war so froh, dass du zurückkommst, und jetzt habe ich es schon wieder vermasselt.“
    „Halt den Mund“, sagte sie nicht unfreundlich. „Ich glaube, ich habe mein Faxgerät gehört.“
    Sie schnappte sich Patricks Hemd, das auf dem Boden lag, und zog es auf dem Weg zum Badezimmer über. Ihr kleines Büro befand sich in einer Ecke des Wohnzimmers. Bücher und Notizblöcke ließ sie einfach auf den Boden fallen. Die Leser lobten ihre Artikel in Zeitschriften und Zeitungen für ihre Klarheit und Stringenz. Diese Leser wären vermutlich höchst überrascht zu sehen, in welchem Chaos sie ihre strukturierten, gut recherchierten Artikel verfasste.
    Hinter dem zweiten Bücherstapel fand sie ihr mit einer dicken Staubschicht bedecktes Faxgerät. Ein einzelnes Blatt Papier lag in dem Ausgabefach. Sie riss die Augen weit auf, als sie das Logo und den Briefkopf sah.
    „Patrick!“
    „Was ist los?“ Er war noch dabei, seine Jeans zuzuknöpfen, als er ins Wohnzimmer kam.
    „Lies das.“ Sie drückte ihm das Blatt in die Hand.
    „Ein anonymer Tipp?“
    „Siehst so aus. Kein Deckblatt. Keine Faxnummer unten auf der Seite. Bizarr.“
    Suzanne sah, wie Patrick die Seite mit seinen Augen scannte. Er schüttelte den Kopf – entweder aus Schock oder vor Verwirrung.
    „Ist es das, was ich denke?“
    Suzanne nahm ihm das Blatt weg und las es noch einmal. „Die Diözese in Wakefield – was weißt du über sie?“, fragte sie.
    Patrick fuhr sich mit den Fingern durch die Haare und schaute nach oben. Sie wusste, dass er das immer tat, wenn er angestrengtnachdachte. Als wenn Gott oder die Decke ihm eine Antwort liefern würde. „Wakefield … Wakefield … kleine Diözese in Connecticut. Sicher, sauber, spießig. Einigermaßen liberal und ziemlich langweilig.“
    Suzanne hörte das Zögern in Patricks Stimme.
    „Spuck es aus, Patrick. Ich kann es vertragen.“
    „Fein“, sagte er seufzend. „Einer ihrer Männer, Father Landon, hätte die Nachfolge von Bischof Leo Salter übernehmen sollen. In letzter Minute ist er über eine dreißig Jahre alte Anklage wegen Missbrauchs gestolpert. Anstatt Bischof zu werden, wurde er dahin geschickt, wo auch immer sie Kinderschänder hinschicken.“
    „Normalerweise ist das eine andere Kirche voller Kinder.“ Suzannes Hände zitterten vor kaum unterdrückter Wut.
    Patrick zuckte mit den Schultern und nahm ihr das Fax ab. Unter den investigativen Journalisten galt Patrick als wandelnde Enzyklopädie, was die kirchlichen Skandale im Dreistaateneck anging. Er und Suzanne hatten sich vor drei Jahren kennengelernt, als sie beide für die gleiche Zeitung gearbeitet hatten.
    „Suzanne“, sagte Patrick mit warnendem Unterton. „Tu das nicht. Bitte. Lass es gut sein.“
    Suzanne sagte nichts. Sie setzte sich in ihren Drehstuhl, zog die Knie an die Brust und griff nach dem gerahmten Foto, das auf ihrem Schreibtisch stand. Ihr älterer Bruder lächelte sie darauf an. Auf dem Bild war er achtundzwanzig. Jetzt war sie genauso alt – und er, Adam, war fort.
    „Suzanne“,
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