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Geschlossene Gesellschaft

Geschlossene Gesellschaft

Titel: Geschlossene Gesellschaft
Autoren: Robert Goddard
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für mich. Also, wer ist nun Diana Charnwood?«
    »Die Tochter von Fabian Charnwood, dem Chef von Charnwood Investments. Diesen Namen kennst du ja wohl.«
    Und ob ich ihn kannte. Charnwood Investments war jedem Studenten der Wirtschaftswissenschaften ein Begriff. Das einflussreiche Unternehmen hielt Aktien von vielen großen Gesellschaften. Es nutzte seine Macht so besonnen, dass sein Ruf seine Größe bei weitem überstieg, und hatte so geschickt diversifiziert, dass es die Depression mit Leichtigkeit zu überstehen schien. Eine zufällige Begegnung mit der Tochter des Gründers war also ein Geschenk des Himmels - und zwar ein so großzügiges, wie ich es nie zu hoffen gewagt hätte.
    »Diana ist nicht nur Charnwoods Tochter. Sie ist auch sein einziges Kind.«
    »Ledig?«
    »Dafür ist sie berüchtigt. Vor fünf Jahren verlobte sie sich mit dem jüngeren Sohn eines Marquis, aber der endete im Grab und nicht mit ihr vor dem Altar.«
    »Selbstmord. Jetzt erinnere ich mich. Lord Peter Gressingham. Er hat sich erschossen, nachdem sie ihm den Laufpass gegeben hat.«
    »Das wurde niemals bestätigt. Die gerichtliche Untersuchung kam stattdessen zu dem Ergebnis, es habe sich um einen Unfall gehandelt. Wie auch immer, seine ehemalige Verlobte ist die wohl akzeptabelste Erbin, die kennenzulernen jeder Kerl nur wünschen kann.«
    »Und gefährlich dazu, wenn man auch nur fünf Pfennige auf Lord Peters Beispiel gibt.«
    »Der Bursche hat offenbar seinen Verstand von seinem Herzen regieren lassen. Einen solchen Fehler machen wir doch nicht, oder? Das haben wir noch nie getan und werden wir auch nie tun.«
    Ich wusste sofort, worauf Max anspielte. Le Touquet, 1924. Meine kurze, jedoch höchst lohnende Verlobung mit Caroline, der einzigen Tochter von Sir Antony Toogood, Nähmaschinenfabrikant und liebender Vater. Das war in vielerlei Hinsicht unser bester Coup gewesen. Beide hatten wir sie im Auge gehabt, aber schon damals war ich Max bei der Werbung um eine Dame überlegen. Ich hatte Carolines Herz in vierzehn Tagen gewonnen und nach weiteren zwei Wochen gebrochen. Sir Antony hatte mich für eine unglaubliche Summe losgekauft. Die ganze Sache war perfekter, einfacher als alles, was wir später unternahmen. Wir hatten einen sehr ansehnlichen Gewinn erwirtschaftet, ohne die geringsten Auslagen zu haben, und niemand hatte etwas verloren, was nicht einfach zu ersetzen gewesen wäre - Sir Antony beschnitt einen Monat lang die Provisionen für seine Vertreter, und Caroline fand einen Ehemann, der sie wirklich glücklich machen konnte.
    »Der Mann, der sich seinen Weg in Diana Charnwoods Zuneigung erschwatzt, erschleicht sich ein Vermögen«, sagte Max. »So oder so.«
    »Das hier ist nicht Le Touquet.«
    »Nein? Ich würde sagen, im Prinzip schon.«
    »Ich meine, es ist nicht dieselbe Situation. Nach dem, was du mir erzählt hast, ist Diana Charnwood keine errötende Debütantin. Kurz gesagt, sie ist nicht Caroline Toogood.«
    »Wir wissen nicht, was sie ist - bis wir es herausfinden. Und diese Party bietet uns Gelegenheit dazu. Du willst doch diese Chance nicht ernsthaft verstreichen lassen, oder?«
    »Natürlich nicht.« Eigenartig. Max' Begeisterung schien meine zu dämpfen.
    »Guter Junge.« Er goss, offensichtlich erleichtert, noch mehr Scotch herunter. Die Unvorhersagbarkeit hatte ihn wiederbelebt, wie ich es gehofft hatte. Tatsächlich wurden meine Hoffnungen sogar übertroffen. »Was hältst du davon, wenn wir nach denselben Regeln wie damals in Le Touquet vorgehen?«
    »Dafür besteht doch sicher keine Notwendigkeit. Damals hatten wir noch nicht so viel Vertrauen zueinander.«
    »Und haben wir es jetzt?« Er lächelte spöttisch.
    »Nun, wir haben seitdem eine lange Zeit gemeinsam erlebt, in der wir alles geteilt haben, ohne je etwas schriftlich zu fixieren.«
    »Du kannst keine Frau teilen, Guy.« Er bemerkte meine fragend erhobenen Brauen. »Oder eine Verlobte«, fügte er hinzu. »Damals hat die Abmachung doch funktioniert, nicht wahr?«
    »Ja, aber...«
    »Also könnte es diesmal genau der Glücksbringer sein, den wir gut brauchen können.« Er winkte den Kellner heran, bestellte zur gut getarnten Verblüffung des Mannes zwei Bogen Papier und lehnte sich dann, über das ganze Gesicht strahlend, zurück. »Sie dürfte eine harte Nuss sein, das will ich nicht abstreiten. Vielleicht sogar zu hart. Sicherlich ermuntert ihr Ruf einen nicht gerade. Vermutlich hat sie ein Herz, das genauso weich ist wie ein Diamant. Aber selbst
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