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Geschichte machen: Roman (German Edition)

Geschichte machen: Roman (German Edition)

Titel: Geschichte machen: Roman (German Edition)
Autoren: Stephen Fry
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scheiße,
weil
es einen bekannt macht, nehm ich an. Nein, ich war scheiße, weil ich scheiße war, da beißt die Maus keinen Faden ab. Und Jane war dann eben … na ja, mein Leben.
    Aber jetzt: Platz da, jetzt komm ich! Wenn ich in vier Jahren eine Doktorarbeit abschließen und eigenhändig Safeway’s auf natürliche Weise entkoffeinierten Kaffee rekoffeinieren kann, dann stehe ich allein meinen Mann.
    Jede Fiona und jede Frances, die über ihrem Flaubert die Stirn furchte, erschien dem neuen, freien Michael in neuem, freiem Licht, und freihändig fuhr ich vor den Toren von St. Matthew’s vor, frei stieg ich ab, schob das frei surrende 4857M an der Pförtnerloge vorbei und fühlte mich frei.

Nachrichten machen
    Wir Deutsche
     
    Alois schob sein Fahrrad durch das Tor und an der Wachstube vorbei.
    »Grüß Gott!«
    Klingermanns Fröhlichkeit bei diesen Inspektionsvisiten ärgerte ihn jedesmal. Der Mann hatte gefälligst nervös zu sein.
    »Gott«, murmelte er, halb zur Begrüßung und halb als Fluch.
    »Heute morgen ist alles ruhig. Herr Sammer hat über das Telephonding eine Nachricht geschickt, daß er nicht kommen kann. Eine Sommergrippe.«
    »Na, im Juli wird es wohl kaum eine Wintergrippe sein, was, mein Junge?«
    »Nein, Herr Zollbeamter«, sagte Klingermann augenzwinkernd und faßte das als guten Witz auf, was Alois noch mehr aufbrachte. Und dann diese Angst vor dem Telephon, das er stets »das Telephonding« nannte, als handle es sich dabei nicht um die Zukunft, sondern um einen teuflischen Apparat, der die Welt ins Verderben stürzen würde. Ein bäurisches Weltbild. Es waren schon immer die bäurischen Weltbilder gewesen, die den Fortschritt in diesem Lande hemmten.
    Betont kühl ging Alois an Klingermann vorbei, setzte sich an den Tisch, zog eine Zeitung und eine Flasche Schnaps aus dem Rucksack und machte sich an die Lektüre.
    »Wie meinen, Herr Zollbeamter?« fragte Klingermann.
    Alois beachtete ihn nicht und warf die Zeitung beiseite. Er hatte nur »Scheiße« geknurrt. Er trank einen anständigen Schluck Schnaps und starrte aus dem Fenster über die Grenzpfosten nach Bayern, ins
Deutsche Reich
, wie die Scheißer sich neuerdings nennen durften. Ins Deutsche Reich, wo man inMannheim bereits an pferdelosen Beförderungsmitteln arbeitete. Wo man Telephonnetze baute, die das ganze Land überzogen, und wo dieses Schwein Bismarck schon noch sein Fett abkriegen würde.
    »Wir Deutsche fürchten Gott, aber sonst nichts in der Welt«, hatte das alte Schwein im Reichstag gepoltert und wahrscheinlich erwartet, der Russe und der Franzose würden sich vor der Macht des Dreibunds, seinem Steckenpferd, in die Hose machen. »Wir Deutsche!« Was zum Teufel sollte das denn heißen? Dieser hinterhältige Schweinehund mit seinen Kriegen in Dänemark, der den Österreichern die Zunge rausstreckte: Ätschi-bätschi, ihr dürft nicht mitspielen. »Wir Deutsche« umfaßte nur, was das alte Schwein wollte. Preußen. Stockbesoffene Junker.
Die
bestimmten das. Westfalen konnten Deutsche werden, aber sicher. Hessen, Hamburger, Thüringer und Sachsen konnten Deutsche werden. Selbst die verdammten
Bayern
konnten Deutsche werden. Nur die Österreicher nicht. O nein. Die sollten mit den Tschechen, Slowaken, Ungarn und Serben in der Gosse bleiben. Mußte es denn nicht selbst für ein Arschloch wie Bismarck auf der Hand liegen, daß die Österreicher und die Deutschen von jeher … ach, es hatte ja doch keinen Zweck. Es war auch egal, das alte Schwein würde schon noch sein Fett abkriegen.
    Wilhelm, diese Pißfresse, war seit einigen Wochen tot, die Trauerzeit war vorbei, und Friedrich Wilhelm hatte als Friedrich III. den Thron bestiegen. Friedrich und Bismarck haßten sich, ha-ha! Lebe wohl, eiserner Kanzler! Verdammtes Glück, daß wir dich bald los sind, altes Schwein. Deine Tage sind gezählt.
    Ein Karren kam auf sie zu. Alois erhob sich und strich den Uniformrock glatt. Er hoffte, daß es ein Bayer war und kein zurückkehrender Österreicher. Ein
Deutscher
. Bei seinen Inspektionen der Zollwachen machte es ihm immer einen Heidenspaß,
Deutsche
zu drangsalieren.

Fertig machen
    Das Postfach
     
    Bill der Pförtner sah an seinem Fenster hoch, als ich mein Fahrrad an ihm vorbeischob. Ich fürchtete schon lange, daß er mich auf dem Kieker hatte.
    »Guten Morgen, Mr. Young.«
    »Nicht mehr lange, Bill.«
    Er sah mich verwirrt an. »Laut Wetterbericht schon.«
    »Nicht mehr lange ›Mister‹«, sagte ich lächelnd, wurde rot und
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