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Geschichte machen: Roman (German Edition)

Geschichte machen: Roman (German Edition)

Titel: Geschichte machen: Roman (German Edition)
Autoren: Stephen Fry
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seh seinen Namen zum erstenmal.«
    »Das ist Professor Zuckermann«, lautete die korrekte Antwort.
    Paragraphenreiter. Ts.

Ärger machen
    Diabolo
     
    »Aber ich bin Deutscher!«
    »Nein, Sie sind nichts. Diesen Papieren zufolge sind Sie nichts. Nichts und niemand. Sie existieren nicht.«
    »Ein Tag. Sie sind seit
einem Tag
abgelaufen, das ist alles.«
    »Herr Zollbeamter, dieser Mann kommt in regelmäßigen Abständen hier vorbei.« Klingermann warf Alois einen unbehaglichen Blick zu. »Er ist mir … ich kenne ihn gut. Ich kann mich für ihn verbürgen.«
    »Soso, Sie können sich für ihn
verbürgen
, ja, Klingermann? Und warum, glauben Sie wohl, gibt die kaiserlich-königliche Regierung in Wien für Formulare, Briefmarken, Ausweise und Bescheinigungen allmonatlich ein Vermögen aus? Aus Spaß an der Freud? Was glauben Sie eigentlich, was ein Ausweis ist? Das ist ein gestempeltes Dokument, das man jederzeit bei sich haben muß, um sich ausweisen zu können. Oder glaubt dieser nicht existente Bürger des Landes Nirgendwo vielleicht, Sie würden sich als Ausweis in seine Brieftasche legen?«
    »Aber als Deutscher habe ich das Recht auf unbehelligte Einreise nach Österreich!«
    »Sie sind aber kein Deutscher. Wie aus diesen Papieren zu ersehen ist, mögen Sie gestern ein Deutscher gewesen sein. Heute sind Sie jedoch ein Niemand.«
    »Ich muß meinen Lebensunterhalt verdienen und eine Familie ernähren!«
    »Ich muß meinen Lebensunterhalt verdienen und eine Familie ernähren …?«
    »Ich muß meinen Lebensunterhalt verdienen und eine Familie ernähren,
Herr Zollbeamter

    »Österreichische Tischler müssen ebenfalls ihren Lebensunterhaltverdienen und Familien ernähren, mein Herr! Mit jedem der geschmacklosen deutschen Scheißdinger, die Sie hier verkaufen, rauben Sie einem österreichischen Tischler einen Bissen Brot.«
    »Herr Zollbeamter, mit Verlaub gesagt, das ist kein Scheiß, das sind liebevoll und sorgsam von Hand gefertigte Spielzeuge, und meines Wissens gibt es in Österreich niemanden, der sie herstellt, also raube ich wohl kaum irgend jemandem einen Bissen Brot.«
    »Aber das Geld, das arme, ehrbare österreichische Eltern für diesen verderbten deutschen Plunder aus dem Fenster werfen, würde sonst für gesunde, von österreichischen Bauern angebaute Lebensmittel verwendet. Ich sehe keinerlei Grund, warum ich als bevollmächtigter Vertreter Seiner Majestät des Kaisers solchen Verhältnissen Vorschub leisten sollte. Sie etwa?«
    »Verderbt? Herr Zollbeamter, das sind doch nur unschuldige …«
    »Wie nennen Sie sie? Hm? Verraten Sie mir das. Wie nennen Sie sie?«
    »Wie meinen?«
    »Wie
heißt
dieser Tand?«
    »Diabolos, Herr Zollbeamter. Die haben Sie bestimmt schon einmal …«
    »Diabolos, genau.
Diabolo
heißt auf italienisch der Teufel. Satan. Der Verderber. Und die nennen Sie unschuldig?«
    »Aber Herr Zollbeamter, sie werden doch nur Diabolo genannt, weil sie höll- … weil sie schrecklich schwierig zu spielen sind. Sie sind eine Herausforderung, ein Gedulds- und Geschicklichkeitsspiel. Ein Spaß eben!«
    »
Spaß
, Herr Tischlermeister? Sie finden es spaßig, wenn Österreichs Jugend ihre Zeit, die sie sinnvoll auf Lernen oder Leibesertüchtigung verwenden könnte, mit teuflischem Spielzeug aus Deutschland vergeudet?«
    »Herr Zollbeamter, vielleicht … möchten Sie vielleichteinmal eines davon ausprobieren? Hier … als Geschenk. Sie finden es bestimmt harmlos und kurzweilig.«
    »Herrje«, Alois leckte sich die Lippen. »Da haben wir die Bescherung. Bestechung. Wie dumm von Ihnen. Ein Bestechungsversuch. Herrje. Klingermann! Formular K1 171, ordentlich Siegellack und eine Kaisermarke!«

Sich Freunde machen
    Die Muse der Geschichte
     
    Der erste teuflische Gedanke kam mir, als ich zu Zuckermann unterwegs war.
    Ich hatte das Pförtnerhäuschen hinter mir gelassen und umrundete den Old Court, um durch den Torbogen zum Hawthorn Tree zu gelangen. Eventuell hatte ich das Recht, die Abkürzung
durch
den Court zu nehmen, und mußte nicht um den Court herum, aber ich war mir nicht sicher, ob ich den Rasen betreten durfte. Auf dem Schild stand »Nur für Fellows«, und ich hatte mich nie getraut nachzufragen, ob damit auch Junior Bye Fellows gemeint waren. Die Frage klingt so mimosenhaft, finde ich. Als wäre man in der Schule gerade zum Präfekten ernannt worden und wollte wissen, ob man jetzt Turnschuhe tragen oder die Lehrer beim Vornamen anreden dürfe. Blöd, was?
    Setz dich durch,
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