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Geschichte der russischen Revolution Bd.1 - Februarrevolution

Geschichte der russischen Revolution Bd.1 - Februarrevolution

Titel: Geschichte der russischen Revolution Bd.1 - Februarrevolution
Autoren: Leo Trotzki
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man (wer auch immer) erwarten konnte, origineller, eigenartiger, bunter. Diese Tatsache zu ignorieren, zu vergessen, hieße, es jenen "alten Bolschewiki" gleichtun, die schon mehr als einmal eine traurige    Rolle    in
    der Geschichte unserer Partei gespielt haben, indem sie sinnlos eine auswendiggelernte Formel wiederholen, anstatt    die    Ei
    genart der neuen, lebendigen Wirklichkeit zu untersuchen . Wer jetzt lediglich von "revolutionär-demokratischer Diktatur des Proletariats und der Bauernschaft" spricht, ist hinter dem Leben zurückgeblieben, ist damit faktisch zum Kleinbürgertum übergegangen , ist gegen den proletarischen Klassenkampf und gehört in das Archiv für "bolschewistische" vorrevolutionäre Raritäten (man könnte es nennen Archiv "alter Bolschewiki")."
    Fußnoten von Trotzki
    1.    Das heiß den Mitgliedern der aus dem Staatsstreich vom 3. Juni 1907 herausgegaqngenen Duma.
    2.    Unter der Provisorischen Regierung verstand die amerikanische Presse das Provisorische Dumakomitee.
    Anhang 3 zu Band 1:
    Zum Kapitel "Sowjetkongreß und Junidemonstration"
    An Professor A. Kahun
    Kalifornien
    Universität
    Sie interessieren sich dafür, wieweit Suchanow meine Begegnung im Mai 1917 mit der formell von Maxim Gorki repräsentierten Redaktion der Nowaja Schisn richtig darstellt. Zum weiteren Verständnis muß ich einige Worte über den allgemeinen Charakter des siebenbändigen Werkes Suchanows Aufzeichnungen über die Revolution sagen. Bei allen Mängeln dieser Arbeit (Weitschweifigkeit, Impressionismus, politische Kurzsichtigkeit), die mitunter deren Lektüre unerträglich gestalten, muß man dennoch die Gewissenhaftigkeit des Autors anerkennen, die die Aufzeichnungen zu einer wertvollen Quelle für den Historiker macht. Juristen wissen jedoch, daß die Gewissenhaftigkeit des Zeugen noch keinesfalls die Zuverlässigkeit seiner Aussagen verbürgt: man muß zudem das Entwicklungsniveau des Zeugen, die Kraft seines Blickes, Gehörs und Gedächtnisses, seine Stimmung im Augenblick des Vorganges usw. berücksichtigen. Sucha-now, Impressionist intellektuellen Typs, ist, wie die Mehrzahl solcher Menschen, der Fähigkeit bar, die politische Psychologie Andersgearteter zu begreifen. Trotzdem er im Jahre 1917 am linken Rande des Versöhnlerlagers, folglich in naher Nachbarschaft der Bolschewiki stand, war und blieb er aus seiner Hamletnatur heraus der Antipode eines Bolschewiken. In ihm lebt stets das Gefühl feindseliger Abstoßung, von fertigen Menschen, die sicher wissen, was sie wollen und wohin sie gehen. All das führt dazu, daß Suchanow in seinen Aufzeichnungen, sobald er nur versucht, die Beweggründe der Handlungen der Bolschewiki zu begreifen oder deren geheime Triebfedern aufzudecken, durchaus g3-wissenhaft Fehler auf Fehler häuft. Manchmal scheint es, als verwirre er bewußt klare und einfache Fragen. In Wirklichkeit ist er, mindestens in der Politik, organisch unfähig, die kürzeste Entfernung zwischen zwei Punkten zu finden. Suchanow bemüht sich nicht wenig, meine Linie der Leninschen entgegenzustellen. Sehr feinfühlig für Couloirstimmungen und Gerüchte intellektueller Kreise - darin liegt nebenbei einer der Vorzüge der Aufzeichnungen, die viel Material zur Charakteristik der Psychologie der liberalen, radikalen und sozialistischen Spitzen liefern -, wiegte sich Sucha-now natürlicherweise in Hoffnungen und Entstehung von Meinungsverschiedenheiten zwischen Lenin und Trotzki, um so mehr, als dies, mindestens teilweise, das wenig beneidenswerte Los der Nowaja Schisn zwischen Sozialpatrioten und Bolschewiki zu stehen, erleichtern mußte. In seinen Aufzeichnungen lebt Suchanow unter dem Schein politischer Erinnerungen und nachträglicher Vermutungen noch immer in der Atmosphäre dieser unerfüllten Hoffnungen. Besonderheiten der Persönlichkeit, des Temperaments, des Stils versucht er als besonderen politischen Kurs zu deuten.
    Im Zusammenhang mit der nicht stattgefundenen Kundgebung vom 10. Juni und hauptsächlich mit den bewaffneten Demonstrationen der Julitage sucht Suchanow seitenlang zu beweisen, daß Lenin in jenen Tagen die unmittelbare Machtergreifung durch Verschwörung und Aufstand, Trotzki dagegen die wirkliche Macht der Sowjets durch die damals herrschenden Parteien, das heißt die Sozialrevolutionäre und Menschewiki, angestrebt hätten. All das hat nicht den Schatten einer Begründung für sich.
    Auf dem ersten Sowjetkongreß, am 4. Juni, sagte Zeretelli in
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