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Geschichte der russischen Revolution Bd.1 - Februarrevolution

Geschichte der russischen Revolution Bd.1 - Februarrevolution

Titel: Geschichte der russischen Revolution Bd.1 - Februarrevolution
Autoren: Leo Trotzki
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Monarchismus und der Leibeigenschaft aus allen Winkeln wegfegen. Man muß den russischen Bauern lehren, den Versprechungen Rodsjankos und der patriotischen Lüge Miljukows zu mißtrauen. Man muß die Millionen Bauern unter dem Banner der Agrarrevolution und der Republik gegen die liberalen Imperialisten vereinigen. Diese Arbeit in ihrem ganzen Umfange zu verrichten, ist nur eine revolutionäre Regierung imstande, die, gestützt auf das Proletariat, die Miljukow und Gutschkow von der Macht entfernen wird. Diese Arbeiterregierung wird alle Mittel der Staatsmacht dazu benutzen, um die rückständigsten, finstersten Schichten der werktätigen Massen in Stadt und Land aufzurichten, aufzuklären und zusammenzuschließen."
    *    Und wenn das deutsche Proletariat sich nicht erheben wird? Was werden wir dann tun?
    *    Das heißt, Sie vermuten, die russische Revolution könnte spurlos an Deutschland vorübergehen, auch dann, wenn die Revolution bei uns eine Arbeiterregierung an die Macht brächte? Aber das ist ja völlig unwahrscheinlich.
    *    Nun, und wenn dennoch? ...
    *    ... Wenn das Unwahrscheinliche geschehen, wenn die konservative sozialpatriotische Organisation die deutsche Arbeiterklasse in der nächsten Epoche verhindern sollte, sich gegen ihre herrschenden Klassen zu erheben, - dann wird selbstverständlich die russische Arbeiterklasse mit der Waffe in der Hand die Revolution verteidigen. Die revolutionäre Arbeiterregierung würde gegen Hohenzollern Krieg führen und das deutsche Bruderproletariat aufrufen, gegen den gemeinsamen Feind aufzustehen. Ebenso wie auch das deutsche Proletariat, käme es in der nächsten Epoche an die Macht, nicht nur das "Recht", sondern die Pflicht hätte, gegen Gutschkow-Miljukow Krieg zu führen, um den russischen Arbeitern zu helfen, mit ihrem imperialistischen Feind fertig zu werden. In beiden Fällen wäre der von der proletarischen Regierung geleitete Krieg nur eine bewaffnete Revolution. Es würde nicht um die "Vaterlandsverteidigung" gehen, sondern um die Verteidigung der Revolution und deren Übertragung auf andere Länder."
    Man braucht wohl kaum zu beweisen, daß in den oben angeführten Auszügen aus den für Arbeiter bestimmten populären Artikeln die gleiche Ansicht über die Entwicklung der Revolution vertreten wird, die in Lenins Thesen vom 4. April Ausdruck gefunden hat.
    Im Zusammenhang mit der Krise, die die bolschewistische Partei in den ersten zwei Monaten der Februarrevolution durchmachte, ist es angebracht, hier ein Zitat aus einem im Jahre 1909 vom Autor dieses Buches für die polnische Zeitschrift Rosa Luxemburgs geschriebenen Artikel anzuführen:
    "Wenn die Menschewiki, die von der Abstraktion ausgehen, 'unsere Revolution ist bürgerlich', zu der Idee kommen, die gesamte Taktik des Proletariats der Haltung der liberalen Bourgeoisie, einschließlich der Machteroberung durch diese, anzupassen, kommen die Bolschewiki, ausgehend aus einer ebensolchen reinen Abstraktion: 'demokratische aber nicht sozialistische Diktatur', zur Idee der bürgerlich-demokratischen Selbstbeschränkung des Proletariats, in dessen Händen sich die Staatsmacht befindet. Gewiß ist der Unterschied zwischen beiden in dieser Frage sehr bedeutend: während die antirevolutionären Seiten des Menschewismus sich schon jetzt in all ihrer Stärke äußern, drohen die antirevolutionären Züge des Bolschewismus erst im Falle des revolutionären Sieges mit größter Gefahr."
    Diese Worte wurden nach 1923 von den Epigonen im Kampfe gegen den "Trotzkismus" weitgehend ausgenutzt. Indes gehen sie - acht Jahre vor den Ereignissen - eine ganz genaue Charakteristik des Verhaltens der heutigen Epigonen "im Falle des revolutionären Sieges".
    Die Partei ist aus der Aprilkrise in Ehren hervorgegangen, indem sie mit den "antirevolutionären Zügen" ihrer herrschenden Schicht fertig wurde. Gerade aus diesem Grunde versah der Autor im Jahre 1922 die obenangeführte Stelle mit folgender Anmerkung:
    "Das ist bekanntlich nicht eingetroffen, da der Bolschewismus im Frühling 1917, das heißt vor der Eroberung der Macht, unter Lenins Leitung (nicht ohne inneren Kampf) seine geistige Umbewaffnung in dieser wichtigen Frage vorgenommen hatte."
    Im Kampfe mit den opportunistischen Tendenzen der führenden Schicht der Bolschewiki schrieb Lenin im April 1917:
    "Die bolschewistischen Losungen und Ideen haben sich im allgemeinen vollständig bestätigt, konkret aber haben sich die Dinge anders gestaltet, als
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