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Gesang des Drachen

Gesang des Drachen

Titel: Gesang des Drachen
Autoren: Claudia Kern
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vermissen, aber sie hatte den Eindruck, dass der Zwerg, der neben ihr stand, das nicht gern hören würde. Trotzdem öffnete sie den Mund.
    »Weißt du ...«
    Ein Donnerschlag, so laut und mächtig, dass die Luft vibrierte, hallte über das Land und ließ alles innehalten, vor Entsetzen erstarren.
    Dies ist mein Reich. Die Stimme des Schattenlords erklang in Lauras Kopf, und wie sie zuvor die Freude der Einwohner Innistìrs gespürt hatte, fühlte sie nun ihre augenblickliche Verzweiflung.
    Die Stimme legte sich wie Teer über ihre Seele, düster und schwer. Sie schüttelte sich voller Grauen.
    Ihr werdet mich preisen und ehren, tönte der Schattenlord. Erwartet mich in Morgenröte!

Epilog
    Die Zeit läuft ab
     
    Keine Zeit, den Sieg zu feiern, keine Freude daran. Die Worte des Schattenlords hallten in jedem Einzelnen nach, während sie dabei waren, das Lager aufzulösen.
    Die Flüchtlinge waren bereits zum Großteil aufgebrochen, um nach Hause zurückzukehren. Keine magische Barriere, kein Nebel hinderte sie mehr daran. Der Vulkan wurde verlassen, er hatte seine Funktion erfüllt. Es gab hier nichts weiter zu tun und keinen Grund mehr, sich zu verstecken. Ein paar wenige wollten noch zurückbleiben, um »die Reste aufzuräumen« oder sich vielleicht sogar ganz niederzulassen. Zu ihnen gehörten Peddyr, Ciar, Duibhin und Marcas.
    Einige Flüchtlinge schlossen sich den Iolair an, die anderen wollten lieber in ihrem Heim auf das Ende warten. Die Hoffnungslosigkeit lähmte sie, und selbst den Anführern der Iolair fiel es schwer, sie mit Zuversicht anzuspornen. Das war der Unterschied zwischen Menschen und Elfen – die Sterblichen liefen in aussichtslosen Situationen noch einmal zur Hochform auf und weigerten sich aufzugeben. Elfen hingegen waren fatalistisch und gaben sich der Theatralik hin. Die Ewigen Todfeinde allerdings sowie Naburo und Hanin gaben sich redliche Mühe, ihre unsterblichen Artgenossen daran zu hindern, sich fallen zu lassen.
    Alberich war tot! Neun Welten waren von einer großen Geißel befreit worden. Sie sollten diesen Sieg noch feiern – sobald das Reich endgültig befreit war! Sie waren nun alle geeint und konnten dem Schattenlord entgegentreten. Gewiss, die Gog/Magog, die bei Morgenröte auf sie warteten, waren ihnen zahlenmäßig weit überlegen – aber die Iolair waren zauberkundige Wesen und mächtige Krieger. Sie waren Elfen! Wie sollten Hunds- oder Wolfsköpfige gegen sie bestehen?
    Tatsächlich wurden einige davon mitgerissen. Daraufhin schlossen die überlebenden Sucher sich dem Aufruf an und verkündeten, sie würden ihre Aufgabe zu Ende bringen, auch wenn dies Sache ihres Auftraggebers gewesen wäre. Aber er war nicht hier, und so war es an ihnen, den Schattenlord aus Innistìr zu fegen, obwohl es gar nicht ihre Heimat sei. Notfalls würden sie eben ohne Unterstützung gegen ihn antreten!
    Das wirkte. Elfen ließen sich niemals als Feiglinge darstellen, und schon gar nicht wollten sie hinter dem epischen Heldenmut anderer zurückstehen. Die Niedergeschlagenheit schlug schlagartig um. Also gut! Wenn sie schon sterben mussten, dann auf dem Schlachtfeld! Der Schattenlord würde keine willenlosen Sklaven aus ihnen machen!
    Auch das war typisch für die Wankelmütigkeit der Elfen; es musste nur einer anfangen, und die anderen zogen bald nach. Aus Fatalismus wurde Pathos. Die Anführer der Iolair machten sich wieder an die Arbeit, den Widerstand zu organisieren.
    Der Titanendactyle wurde mit allem beladen, was gebraucht werden konnte – Waffen, Rüstungen, Vorräten, Heilmitteln, auch Decken und Kleidung. Unermüdlich flogen die Transporte hin und her. Es herrschte nunmehr rege Betriebsamkeit; jeder lenkte sich mit Geschäftigkeit von seiner nach wie vor überwältigenden Angst ab.
    Milt und Finn halfen tatkräftig bei der Verteilung und Verladung der Waren. Laura unterstützte die Gestrandeten dabei, sich zu sortieren und auf die Abreise vorzubereiten. Seitdem sie durch Alberichs Tod wieder »zu sich gekommen« waren, standen viele von ihnen unter Schock, fühlten sich verraten und gedemütigt, aber auch beschämt. Laura versuchte ihnen zu vermitteln, dass sie jetzt an die Heimkehr denken mussten, was sie tun würden, wenn es so weit war.
    Schließlich lief die Zeit ab, und es gab nur noch die beiden Möglichkeiten: die Auflösung hier in Innistìr, oder die Öffnung des Portals nach Hause. Und da Laura nicht bereit war aufzugeben, gab es noch eine Zukunft – und damit die Rückkehr
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