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Gesang des Drachen

Gesang des Drachen

Titel: Gesang des Drachen
Autoren: Claudia Kern
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sprechen und nur mit ihr, jetzt sofort!«
    »Rede mit mir, während sie mein Problem löst.«
    »Das geht nicht, weil ...«
    Laura hielt sich die Ohren zu, sie konnte es nicht mehr ertragen. »Was ist los, Cedric?«, rief sie und ließ die Hände sinken, als die beiden Elfen ihren Disput unterbrachen und sich ihr zuwandten.
    »Eine der Gestrandeten steht kurz davor, sich aufzulösen«, antwortete er. »Hier unten verläuft eine schmale Ley-Linie. Ich schaffe es nicht allein, ihr zu helfen. Die Verhältnisse in Innistìr haben sich geändert. Aber du kannst ihr die Kraft übertragen, dass sie sich wieder fängt.«
    Laura rieb sich die Stirn. »Verflucht!« Cedric hatte recht, es durfte kein einziges Opfer mehr geben, nicht so kurz vor dem Ziel. Und erst recht nicht, wenn sie etwas tun konnte. Sie blickte zu Maurice. »In einer Viertelstunde? An der Stelle, die du mir gezeigt hast?«
    Maurice nickte zögernd, er war sehr nervös und besorgt. »Ich werde warten. Beeil dich bitte. Es ist ... existenziell.«
    »Ich mache, so schnell ich kann«, versprach Laura. »Aber verstehst du, ich ...«
    »Natürlich. Geh schon!«
     
    Laura hastete zusammen mit Cedric zu dem Raum, in dem auch sie einst gelegen hatte, nach der Flucht aus Morgenröte, gefangen im Bann des Schattenlords. Nun fand sie eine junge Frau auf dem steinernen Altar vor, deren Namen Laura nicht einmal kannte, denn sie war bisher nie auffällig gewesen. Sie wies keine äußeren Verletzungen auf; vielleicht hatte der Schock sie überwältigt. Ihre Augen waren geschlossen, sie atmete kaum, und sie wurde tatsächlich allmählich durchsichtig.
    Zwei Heiler waren bei ihr, deren Gesichter Ratlosigkeit zeigten, und am Rand standen zwei Frauen, die verzweifelt wirkten. Laura erinnerte sich jetzt, sie gehörten alle drei zu einem Frauenverein, der gemeinsam die Bahamas unsicher gemacht hatte. Nicht alle hatten bis hierher überlebt.
    Niemand sagte etwas, alle hofften nur auf ein Wunder.
    Laura schlüpfte aus den Schuhen, damit es schneller ging, und konzentrierte sich aufs Fühlen. Sie hatte inzwischen einige Übung darin, die Lebensadern aufzuspüren, und Cedric hatte recht. Hier verlief eine schmale Linie, deren wärmenden Puls sie über die Fußsohlen aufnahm und nach oben leitete.
    Hastig ergriff sie die Hand der jungen Frau. Sie wusste nicht, was sie tun musste, um ihr Kraft zu spenden, doch da nahm Cedric ihre andere Hand. Fast augenblicklich fühlte sie eine gewaltige Strömung, die durch sie hindurch zu der Frau hinüberfloss. Sie hätte am liebsten einen Teil davon behalten, denn sie war selbst dem Zusammenbruch nah.
    Ängstlich beobachtete sie die Frau und seufzte erleichtert, als ihre Erscheinung tatsächlich wieder fester wurde und sich langsam stabilisierte. Sie hörte die Gestrandeten im Hintergrund aufgeregt flüstern.
    »Ein wenig noch«, murmelte Cedric, der ebenfalls angestrengt aussah. Der wochenlange, fortdauernde Kampf zehrte an ihnen allen; kein Wunder, dass er es nicht mehr allein schaffen konnte.
    Die Viertelstunde war längst vorüber, doch keine Entwarnung gegeben. Laura würde sich verspäten, sie konnte es nicht ändern.
    Als sie zufällig einen Blick nach draußen warf, sah sie Maurice vorbeigehen, der offenbar ebenfalls gebraucht wurde, denn ein Schmied war bei ihm und redete hastig und gestenreich auf ihn ein. Maurice nickte, dann schien er Lauras Blick zu spüren, sah herüber und nickte noch einmal, ihr zu. Mit einer kurzen Geste deutete er auf sein Handgelenk, wo er früher eine Uhr getragen hatte. Laura formte mit den Lippen zehn Minuten, dann war Maurice aus ihrem Blickfeld verschwunden.
    Sie war froh, dass er nicht vergebens auf sie wartete und zu tun hatte. Vor allem, dass er hier unter den Leuten war und nicht allein irgendwo ausharrte, wo er in Gefahr geraten konnte. Denn das, was er zu offenbaren hatte, konnte nur Gefahr bedeuten ...
     
    Schließlich konnten Laura und Cedric die Verbindung lösen, und die Freundinnen schlossen die Gerettete überglücklich in die Arme. Die junge Frau erinnerte sich zum Glück an nichts und war erstaunt, sich so wiederzufinden.
    »Das war sehr gute Arbeit. Danke«, sagte Cedric. »Ich muss dann mal weiter.«
    »Ja, ich auch.« Sie wunderte sich bei ihm über gar nichts mehr; auch wenn seine Hilfsbereitschaft elfenuntypisch war – er mochte die Menschen, sonst würde er nicht unter ihnen leben. Also hatte auch einiges auf ihn abgefärbt, was Menschen positiv auszeichnete. Er war ein erstaunlicher
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