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Gesang der Untoten

Gesang der Untoten

Titel: Gesang der Untoten
Autoren: Carter Brown
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angestrengt nach,
nickte dann. »Er sagt, irgendwie hätte er jetzt verkraftet, daß Sie ihn
verlassen haben, er hätte sich auch daran gewöhnt, daß Sie jetzt eine berühmte
Sängerin sind und wahrscheinlich seine Ersparnisse gestohlen und für
Aufnahmegeräte benutzt haben. Aber er wird nicht zulassen, daß Sie sich
öffentlich zur Schau stellen. Nein, seine Frau nicht. Niemals.«
    »Carl — wer?« murmelte ich.
    Kurze Zeit dachte sie darüber
nach. »Es könnte auch Carl — was sein. Oder Carl-Carl vielleicht? Er hat mir
nur die fünfzig Mäuse gegeben und gesagt, ich soll es Ihnen ausrichten.«
    »Woher wissen Sie, daß ich
Sophie Ventura bin?«
    »Dieser Carl hat gesagt, daß
Sie bald ins Hotel kommen. Also habe ich in der Halle rumgestanden, bis Sie
ankamen. Sophie Ventura müßte ganz gut aussehen, habe ich mir gedacht, und
deshalb Harry gefragt.«
    »Und er hat es Ihnen verraten?«
    Sie nickte. »Harry vertraut
mir. Ich bin ein bißchen verrückt. Harry kann nur normale Leute nicht
ausstehen.«
    »Wie hat dieser Carl
ausgesehen?«
    »Ein Mann war es«, bemerkte sie
schlau, zuckte dann die Schultern. »Sie wissen ja, wie das so ist.«
    »Wie heißen Sie?« fragte ich.
    »Da bin ich nicht so sicher.«
Sie runzelte die Stirn. »Harry nennt mich Dumbo. Das reicht, glaube ich.«
    »War dieser Carl groß oder
klein?« fragte ich hoffnungsvoll. »Dick oder dünn? Jung oder alt?«
    »Ich glaube schon. Meistens
kann ich mich nicht so gut an Sachen erinnern. Tja — «, sie stieß sich mit
spürbarer Anstrengung von der Wand ab — , »es geht mich zwar nichts an, Sophie,
aber an Ihrer Stelle würde ich tun, was der Mann sagt. Ich glaube nämlich, der
bringt Sie um, wenn Sie sich auf die Bühne stellen und singen.«
    »Wie kommen Sie darauf?« fragte
ich neugierig.
    »Weil er das gesagt hat.« Sie
lächelte verträumt in meine Richtung. »Haben Sie vielleicht was zu rauchen da?«
    »Nein.«
    »Oder ’n Sniff?«
    »Nein!«
    »Na schön.« Sie schwebte zur
Tür, sah mich noch einmal über die Schulter an. Ihre dunklen Augen funkelten
plötzlich böse. »Du bist ein blödes Stück, Sophie, weißt du das? Oben hast du
zuviel, deine Hüften sind zu breit, und deine Beine sind zu dünn. Hoffentlich
schneidet dir Carl den Hals schön langsam durch und läßt mich das Blut
trinken.«
    Dann ging sie hinaus und schlug
die Tür hinter sich zu. Genau in diesem Augenblick begann ich nervös zu werden.
     
     
     

3
     
    Der Swimming-pool hatte die
Form einer Avocado und war zudem noch grün, so daß er auch wie eine Avocado
aussah. Ich legte Tasche und Badetuch hin, setzte die große dunkle Sonnenbrille
ab und sprang hinein. Wahrscheinlich mußte mich das grelle Sonnenlicht
geblendet haben, denn ich machte den Fehler, am flachen Ende ins Becken zu
springen. Als meine Hände den Grund berührten, brachte ich es noch fertig,
meinen Körper mit einer verzweifelten Bewegung in die Horizontale zu bringen,
dann rutschte ich mit dem Bauch über den Beton, und das tat weh. Nachdem ich aufgetaucht
war, schwamm ich weiter, weil mehrere Leute um das Becken saßen und ich nicht
noch dümmer aussehen wollte. So schwamm ich eine rasche Runde und ging dann aus
dem Wasser. Ich lief zurück zu meinem Handtuch, hob es auf und hatte plötzlich
das starre Gefühl, das man bekommt, wenn man angestarrt wird.
    Ich sah mich rasch um und
natürlich, die beiden starrten mich an: ein Kleiner mit einem Bierbauch und
glasigen blauen Augen, und ein großer Haariger, dem der Mund offenstand.
    »Na«, meinte ich kalt, »habt ihr
Knaben noch nie ein Mädchen gesehen?«
    »Aber klar«, meinte Bierbauch
einige Sekunden später. »Bloß so eine Aussicht hat man nicht oft.« Er lächelte
schwach. »Mein Herz, wissen Sie. Der Arzt sagt, ich darf mich nicht aufregen.«
Er lächelte vielsagend. »Erst jetzt merke ich, was mir entgangen ist.«
    »Ich habe ja auch schon mal von
FKK gehört«, sagte der Haarige rauh. »Aber wer erwartet so etwas am
Swimming-pool? «
    »Was denn?« zischte ich.
    »Unten ohne«, verkündete er.
    Ich schaute rasch an mir
hinunter, stieß einen Schrei aus, ließ das Handtuch fallen und sprang zurück
ins Wasser. Natürlich, da trieb das blöde Bikinihöschen herum. Ich mußte es
abgestreift haben, als ich am Grund des Beckens entlangschabte. Beinahe wäre
ich bei den Bergungsversuchen ertrunken, aber der Haarige kam ins Wasser und
half mir beim Anziehen — eine hilfreiche Hand, die mehr fummelte als half, und
als ich endlich wieder
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