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Gesammelte Wanderabenteuer

Titel: Gesammelte Wanderabenteuer
Autoren: Manuel Andrack
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Märchen die Rede ist.
    Sehr gut war meine Heimreise. Von Bieber aus nahm ich ein Taxi zurück nach Lohr. Zum einen war es ein gutes Gefühl, eine halbe Stunde lang auf der Bundesstraße im Tal die Strecke mit dem Auto zu fahren, die man vorher gewandert war. Zum anderen war das genau der Weg, den die böse Stiefmutter bei ihren diversen Mordanschlägen genommen |425| hatte. Sie war nämlich nicht den beschwerlichen Waldweg gelaufen, sondern war (zu Pferd?) im Tal von Lohr nach Bieber ins Zwergenhaus gereist. Dieser bequeme Weg hat ihr nichts genutzt. Es ist eben manchmal doch besser, beschwerlich auf der Höhe wandernd ans Ziel zu kommen.
     
    Aufführungslänge
    35 Kilometer
    Aufführungsdauer
    7 Stunden und 38 Minuten mit insgesamt 70 Minuten Pause.
    Programmheft
    »Kompass Wander- und Bikekarte Spessart«, 1:50.000. So ganz klar wird anhand der Karte nicht, wo der Schneewittchenweg verläuft, man braucht aber eigentlich keine Karte, da der Weg ausgezeichnet markiert ist.

|426|

    |427| Die Wanderweltmeisterschaft
    EIN EPISCHES DRAMA
     
    Personen
Stöcke-Mann, Jogging-Mann, Jogging-Frau, Parka-Mann, Speedy-Mann, Graz-Mann
Konkurrenten  um den Titel  des Wanderweltmeisters
Bergführer in roter Jacke
Bikini-Frau
Die Jaga-Buam
     
    Schauplatz ist Schladming in Österreich, die Zeit Juni/Juli 2006.
     
    Die Erwartungen in der Heimat waren riesengroß. Mein Verlag verlangte nichts weniger als den Titel von mir und meine Frau verabschiedete mich mit den Worten: »Gewinn’, aber komm heil nach Hause.« Und auch ich hatte mir klinsmannesk zum Ziel gesetzt, Wanderweltmeister zu werden.
    So fuhr ich nach Schladming in der Steiermark, wo inzwischen schon die vierte Wanderweltmeisterschaft ausgerichtet wurde. 600 Wanderer aus 17 Nationen hatten sich angemeldet und wer in den drei Tagen die meisten Kilometer |428| wandern würde, wäre der neue Weltmeister. Auf Schnelligkeit kam es dabei nicht an.
    Nach einigen Rückschlägen im Winter (als mich mein Freund Victor im Pfälzer Wald mehrfach am Berg stehen ließ) hatte ich im Frühjahr kontinuierlich an meiner Form gearbeitet. Und nach zwei längeren Strecken auf dem Rennsteig und im Spessart fühlte ich mich fit, sodass ich mich drei Wochen vor dem Wettkampf schonte. Denn nach der modernsten Wandertrainingslehre war Regeneration vor dem Wettbewerb das Wichtigste.
     
    Einen Tag vor Beginn der WM traf ich in Schladming ein. Schladming liegt auf halbem Weg zwischen Salzburg und Graz an der Enns in der Dachstein-Tauern-Region. Die Berge waren erdrückend. Als Mittelgebirgsmensch fühlte ich mich umzingelt.
    Kurz nach meiner Ankunft ging ich ins WM-Büro und holte meine Startkarten ab. Mit ihnen bereitete ich am Abend meine Taktik vor. Für den ersten Wettkampftag wurden drei unterschiedlich lange Wanderungen angeboten. Schon als man mir die Startunterlagen übergab, wies man mich darauf hin, dass ich nur eine Chance auf den Titel haben würde, wenn ich mehrere Touren kombiniere. Dabei durfte nur in der Zeit zwischen neun Uhr und zwölf Uhr gestartet werden. Man konnte also nicht zuerst eine lange Tour gehen, da man dann für eine zweite Runde zu spät los käme. Spätestens um 17 Uhr mussten alle wieder am Zielpunkt in Schladming sein. Ich plante, zunächst eine 8-Kilometer-Runde zu gehen. Wenn meine Beine und meine Zeit gut wären, könnte ich noch eine weitere 8-Kilometer-Runde anschließen, um dann die 30-Kilometer-Wanderung in Angriff zu nehmen. Dieser Plan war risikolos, da ich je nach Tagesform kurzfristig auf die 25-Kilometer-Variante ausweichen |429| konnte, um rechtzeitig im Ziel zu sein. Das Unternehmen Titeleroberung konnte beginnen.
    Donnerstag, 29. Juni, erster Tag der Wanderweltmeisterschaft
    Die erste Wanderung
    Um 8.30 Uhr stand ich vor dem WM-Büro. Unter den Teilnehmern hatte sich herumgesprochen, dass womöglich schon vor neun Uhr gestartet werden konnte. Und um 8.46 Uhr ging es mit dem ersten Zangenabdruck auf der Startkarte los.
    Ich lief direkt mit zwei anderen Wanderern vorne weg. Der eine benutzte schon auf den ersten Metern, als es noch über Asphalt ging, seine Stöcke. Der andere war ein Koloss und trug enge Joggingkleidung. Um meine härtesten Mitkonkurrenten auseinanderzuhalten, nannte ich sie Stöcke-Mann und Jogging-Mann.
    Nach ein paar Minuten auf gleicher Höhe, rannte Jogging-Mann los und war weg. Das konnte ja heiter werden. Also zog auch ich das Tempo auf dem steil ansteigenden |430| Weg an. Nach fünf Minuten hörte ich ein Geräusch von
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