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Gerissen: Thriller (German Edition)

Gerissen: Thriller (German Edition)

Titel: Gerissen: Thriller (German Edition)
Autoren: Peter Abrahams
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letzten Jahr mit Joel zusammenlebte, kam aus der Eingangstür, ein altes Fernsehgerät auf den Armen.
    »Hi, Ivy«, grüßte er. »Brauchst du einen Fernseher?«
    Er stellte ihn auf dem Bürgersteig ab, neben einer Menge anderem Krempel – einem durchgesessenen Polstersessel, zwei Stehlampen, gerahmten Mardi-Gras-Postern.
    »Renovierung?«, fragte Ivy.
    Andy sah sie flüchtig an. »Eigentlich nicht«, erwiderte er. Er hatte eine neue Frisur, Strähnchen. Die hatte sie auch, aber seine waren besser, subtiler. Sie hätte gefragt, wer sie ihm gemacht hatte, wenn sie ihn lieber gemocht hätte.
    »Joel zu Hause?«, fragte sie.
    Andy malte in die Staubschicht auf dem Bildschirm: GRATIS. »Ja«, sagte er.

    Joel war im Wohnzimmer, wo er ordentlich gefaltete Hemden in einen Koffer schichtete. Als Ivy eintrat, hielt er inne, ein cremefarbenes Hemd mit Spreizkragen in der Hand.
    »Ivy«, sagte er. »Ich wollte dich gerade anrufen.«
    Ivy sah sich um, erblickte nackte Regale, Kisten mit Büchern und CDs und durch die Küchentür den Kühlschrank, geöffnet und leer.
    »Was ist passiert?«, fragte Ivy. Es sah fast aus wie eine der Zwangsräumungen, die sie erlebt hatte, aber das ergab keinen Sinn.
    »Deswegen wollte ich dich anrufen«, sagte Joel. Sein Gesicht war rosa angelaufen, als wäre er aufgeregt oder verlegen. »Alles geht so schnell.«
    »Was?«
    Joel legte das cremefarbene Hemd vorsichtig in den Koffer. »Das Klischee aller Klischees«, sagte er. »Aber es ist wirklich wie ein Traum.«
    Ivy wartete.
    »Ich – wir fahren nach L.A.«, sagte Joel. Dann lachte er, ein kurzes schrilles Lachen, rasch unterdrückt. Ein Manschettenknopf fiel von der Kante eines Beistelltischs. »L.A.«, sagte Joel. »Los Angeles.« Er sprach es übertrieben spanisch aus.
    »In den Urlaub?«, fragte Ivy. Das ergab auch keinen Sinn – er und Andy hatten gerade erst die letzten beiden Augustwochen in einer Timesharing-Ferienwohnung auf Long Island verbracht. Und Joel verabscheute L.A., hatte sogar eine Kurzgeschichte über dessen Oberflächlichkeit geschrieben, eine seiner schlechtesten.
    »In Wahrheit …«, sagte Joel und hob dann hilflos die Hände. »Vielleicht hätte ich dir schon früher davon erzählen müssen. Nein, streich das, das hätte ich, basta, Punkt.«
    »Mir was erzählen?«, fragte Ivy.
    »Aber es war alles so spekulativ.«
    »Was denn?«
    »Ich meine, per definitionem.« Joel war jetzt noch intensiver rosa, und es war Aufregung, ohne jeden Zweifel.
    Ivy wartete.
    Er richtete sich auf und blickte ihr in die Augen, zumindest einen Moment lang. »Ich habe ein Drehbuch geschrieben«, sagte er.
    Ivy begriff nicht. »Das, über das wir geredet haben?«, fragte sie. »Die Marokko-Story?«
    »Nein, nein, nein, natürlich nicht«, wehrte Joel ab. »So etwas würde ich nie tun. Das war unseres – hauptsächlich deins, wenn man ganz ehrlich ist. Das hier ist vollkommen anders. Spielt in einer Abspeckfarm in Scottsdale.«
    »Wann hast du –«
    »Während wir weg waren. Ich hab vier Tage gebraucht, Ivy. Und die meiste Zeit war ich halb betrunken. Aber Tatsache ist – ich hab’s verkauft.«
    »Du meinst …«
    »Adam Sandler will es machen.«
    »Adam Sandler will dein Drehbuch verfilmen?«
    »Daman Wayans hat heute Morgen unterschrieben. Und wie es aussieht, wird Joel Schumacher Regie führen.«
    »Über eine Abspeckfarm in New Mexico?«
    »Arizona. Scottsdale liegt in Arizona.«
    Schweigen breitete sich aus. Joel hob das cremefarbene Hemd auf und faltete es neu. Ein Telefon begann zu klingeln.
    »Wie ist das alles …?«, fragte Ivy.
    Joel schüttelte den Kopf. »Andy hat am Strand einen Typ von einer Künstleragentur kennengelernt. Eigentlich hat er ihn erst nicht kennengelernt, sondern mitgehört, wie der jemandem erzählte, dass Adam nach etwas Neuem sucht. An dem Abend hatte ich den Einfall.«
    Also schon Adam ? »Kennst du ihn?«
    »Den Typ von der Künstleragentur? Klar. Er hat es doch gelesen, als –«
    »Ich meinte Adam Sandler.«
    »Ich habe mit ihm telefoniert. Aber morgen Mittag essen wir zusammen.« Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Einen hastigen Blick, leicht zu übersehen, aber das war der Moment, in dem Ivy spürte, dass sich ihre Beziehung veränderte. Sie verstand es nicht, wusste nur, dass es fundamental war.
    »In L.A.?«, fragte sie.
    Er nickte. Sein Mund öffnete sich, wie um etwas zu sagen – und Ivy wusste, was es war, der Name des Restaurants; aber er beherrschte sich. Er legte das Hemd
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