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Geraubte Seele

Geraubte Seele

Titel: Geraubte Seele
Autoren: Zoe Zander
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meiner Seele beraubt und konnte nunmehr weder Trauer, Hass noch Freude oder Glück empfinden?
    Dies war kein passender Augenblick, um über solche Dinge nachzudenken.
    Der Inhaber des Lederschuhs griff nach dem mit Swarovski-Steinen geschmückten Schild auf meinem Halsband.
    „Cloe“ Ich musste nicht in sein Gesicht sehen, um zu wissen, dass er über den Namen, den ich mir heute selber gab, schmunzelte.
    Plötzlich packte er zu, sodass manche der Männer erschrocken zusammenfuhren. Nur ich blieb ruhig, auch wenn er so fest an meinem Halsband zog, dass ich kaum noch Luft bekam. Ruhig, als wäre sein Vorgehen das Natürlichste der Welt, legte ich ihm meine Hand im Samthandschuh auf das Knie und rutschte zwischen seine Beine. Während er weiter an meinem Halsband zog und mir die Kehle zuschnürte, öffnete ich seine Gürtelschnalle und den Hosenbund. Erst als ich sein Glied in den Händen hielt, lockerte er ein wenig seinen festen Griff.
    „Lasst es uns endlich zum Abschluss bringen, ich habe heute noch einiges vor.“ Man konnte direkt ein unterschwelliges Grinsen aus seiner Stimme heraushören, aber auch davon ließ ich mich nicht beeindrucken. Stattdessen erfüllte ich meine Aufgabe, so wie es vor Wochen telefonisch vereinbart wurde.
     
    Mein Terminkalender war gar nicht so belegt, wie es mancher vermuten würde. Meine Dienste waren jedoch sehr anspruchsvoll. Sie verlangten mir und meinem Körper sehr viel ab. Ich brauchte ausreichend Zeit, um mich zu erholen. Und bevor der versprochene Betrag nicht auf meinem Konto erschien, verabredete ich mich grundsätzlich zu keinem Treffen.
     
    Während die Anderen weiter über legale und weniger offizielle Preisabsprachen diskutierten, schwieg er. Er mochte zwar so tun, als würde sich dieses orale Vergnügen, das ich ihm bereitete, von all den anderen, die er bereits erlebt hatte, nicht unterscheiden. Als ich jedoch seine Lust in mich aufsog, laut schluckte, mir genüsslich mit der Zunge über die Lippen glitt und sagte: „Danke mein Herr“, konnte ich die staunenden und neidischen Blicke der Anderen in dem Leuchten seiner Augen sehen. Ihm gefielen die Reaktionen der Zuschauer sehr. Für mich waren die Zuschauer heute nur Statisten, also schenkte ich ihnen keine Beachtung.
    Während ich sein Glied wieder in seiner Hose verstaute, brachte er das Gespräch der Männerrunde zum Abschluss und richtete dann seine Worte an mich.
    „Ich hab ein Geschenk für dich, Cloe. Du findest es im Nebenzimmer. Ich will, dass du dort auf mich wartest. Ich hoffe, du weißt, was ich von dir erwarte.“ Seine Stimme klang kühl, genau so war auch sein Gesichtsausdruck. Auch das beeindruckte mich nicht.
     
    Alles nur Worte. Leere Phrasen und Rollenspiele.
     
    Doch während all die Männer, mit denen ich mich traf, neben ihren Realitäten jedes Mal nur in eine Rolle schlüpften, hatte ich Tausende in meinem Repertoire. Und in diesem Moment war ich eben eine Katze.
    „Ja, mein Herr. Ich werde mein Bestes tun.“ Ich stand langsam auf und genauso langsam begab ich mich aus dem Raum. Noch war ich eine Katze und Katzen haben bekanntlich ihren eigenen Kopf. Sie tun und lassen, was sie wollen und das gänzlich unbeeindruckt von irgendwelchen Befehlen.
     
    Ich kniete nackt auf dem Teppichboden, saß dabei auf meinen Fersen. Mein Oberkörper war aufgerichtet, die Schultern nach hinten gedrückt, der Kopf hochgehoben, als wäre ich unheimlich stolz darauf, mich so zu präsentieren. In meinen Händen hielt ich das, was er als Geschenk bezeichnete, und ich streckte es der Tür entgegen, als wollte mein Herr jeden Augenblick hereinkommen. So verharrte ich bereits gute fünfzehn Minuten und es konnte noch genauso gut eine Stunde dauern, bevor er sich blicken lassen würde. Aber das gehörte zu meinen Aufgaben und ich hatte lange dafür trainiert.
    Irgendwann wurden die Stimmen im Nebenraum weniger, bis nunmehr zwei übrig blieben. So unberührt und desinteressiert ich mich die ganze Zeit gab, wusste ich nun über einiges Bescheid. Unter anderem auch, dass die Versicherung, die erst gestern in ihrer neuen Werbeaktion verkünden ließ, die Bestnoten in allen Konsumententests bekommen zu haben, dank der Beziehungen dieser Männerrunde dieses Quartal nicht überleben wird. Das würde enorme Auswirkungen auf den Aktienmarkt haben.
     
    Ich war eine Hure. Ich war jedoch nicht eine geworden, weil ich nichts gelernt hatte, womit ich für meinen Unterhalt sorgen könnte. Ich war nicht dumm, bestimmt aber
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