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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer
Autoren: Junggesellentage
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Ausdruck intensiven Vergnügens an.
    «Also das ist es?» sagte er, und seine Stimme bebte vor Lachen. Er zog die Zügel an,
und das Gefährt setzte sich in Bewegung. «Dafür drehe ich Julian den Hals um!
Aber was hat er Ihnen denn erzählt?»
    «Eigentlich
hat er nicht mehr gesagt, als Sie mir selbst erzählt haben», sagte sie sehr
ernst. «Daß den Nachbarn der Zweck, für den Sie Broom Hall ausersehen haben,
mißfallen werde. Er sagte nichts zu Ihren Ungunsten, ich versichere Sie! Er
sagte sogar, daß auch einer Ihrer Cousins glaubt, daß man es nicht tun sollte –
solche Kinder in einer achtbaren Nachbarschaft unterzubringen ...»
    «George!
Hat er von ihnen als < Waldos elender Brut > gesprochen?»
    «Ich
glaube, ja», sagte sie steif.
    «Sie
brauchen sich nicht um diese Worte herumzudrücken, weiter!» Sie sah ihn
feindlich von der Seite an. «Sonst gibt es nichts zu sagen. Ich möchte Ihnen
nur klarmachen, daß Lord Lindeth von Ihnen mit ebenso
großer Bewunderung wie Liebe sprach.»
    «Das glaube
ich. Der Himmel bewahre mich vor liebenden und bewundernden Verwandten. Laurie
hätte mir nicht mehr antun können! Also, Sie wollen mir nicht helfen, Schulen
für meine < elende Brut > zu errichten, Miss Trent?»
    «Schulen?»
wiederholte sie erstaunt «Mit der
Zeit! Oh, schauen Sie nicht so entsetzt drein! Vorläufig nur eine. Die Brut,
die ich in Surrey untergebracht habe, ist bereits versorgt.»
    «Wie viele
Kinder haben Sie denn?»
    «Das kann
ich nicht genau sagen. Ich glaube, es waren fünfzig, als ich London verließ,
aber ich kann nicht wissen, ob nicht eins oder zweie hinzugekommen sind.»
    «Fünfzig?»
    «Das ist
alles. Aber ich habe die Absicht, die Zahl in Kürze zu verdoppeln», sagte er
vertraulich.
    Ihre Augen
sprühten Funken. «Sir Waldo, ich nehme an, daß Sie das für einen Scherz halten
– ich – ich sehe es anders.»
    «Ich halte
das nicht für einen Scherz; tatsächlich ist es eines der wenigen Dinge, die ich
ernst nehme.»
    «Aber Sie
können doch nicht wirklich fünfzig ...» Sie brach plötzlich ab, und ihre Augen
wurden groß. «Schulen – elende Brut – Exzentrizität zu weit treiben – nur der
Rektor wußte –! Oh, welche Gans ich doch bin!» rief sie zwischen Lachen und
Weinen. «Und als Lindeth das Kind ins Krankenhaus brachte, sagte er, daß Sie
der Mann für eine solche Situation seien! Aber wie sollte ich erraten, daß Sie
sich für Waisen interessieren?»
    «Es war
also leichter zu glauben, daß ich ein Wüstling bin?» sagte Sir Waldo und
brachte das Gespann wieder zum Stehen. «Darf ich Ihnen sagen, Mädchen, daß ich
nicht gewillt bin, Ihre weiteren Beleidigungen hinzunehmen. Und wenn ich noch
ein Wort gegen die Korinthier von Ihnen höre, wird es Ihnen schlecht ergehen!»
    Da seine
Stimme freundlich klang, als er den Arm um sie legte, erschrak sie nicht. Von
Erleichterung überwältigt vergaß sie allen Anstand und sank dankbar in seine
Arme. Sie ergriff eine Falte seines Mantels und flüsterte an seiner Schulter: «O
nein, bei dir wird es mir nie schlecht ergehen. Aber es fiel mir schwer, es zu
glauben. Nur die Leute sprachen so über dich – und du sagtest, du möchtest dir
etwas vom Herzen reden – und Lindeth! Bitte, schelte mich nicht! Wenn du
wüßtest, wie unglücklich ich war!»
    «Ich weiß
es. Und wenn du jetzt nicht dein Gesicht aus meinem Mantel schälst und mich
ansiehst, wirst du noch unglücklicher sein!»
    Sie
schluchzte ein wenig und hob den Kopf. Der Arm des Unvergleichlichen umfing
sie. Er küßte sie. Der Phaeton schwang nach vorne und wieder zurück, als Sir
Waldo, der die Zügel mit der Peitsche in einer Hand hielt, seine unruhigen
Radpferde wieder unter Gewalt brachte. Ancilla, die sich ein wenig atemlos aus
seiner Umarmung löste, sagte erschrocken: «Gib acht, um Himmels willen! Wenn
ich heute zum zweitenmal im Graben lande, werde ich dir nie verzeihen!»
    «Du mußt
mich noch lehren, wie ich meine Pferde behandeln soll. Ich stelle mir Ihre
Lektionen vor, Fräulein Erzieherin. Werden sie Lauries Bemühen, Tiffany zu
unterrichten, sehr ähneln?»
    «Guter
Gott! Tiffany! Die habe ich ganz vergessen! Waldo, jetzt ist keine Zeit zum
Schäkern – und auch nicht der richtige Platz. Was William dazu sagen würde! –
Du bist ein abscheulicher Mensch! Seit dem Tag, an dem ich dich kennenlernte,
wurde ich immer verderbter. Nein – nein – bitte, nicht – wir müssen uns
beeilen, nach Leeds zu kommen. Du weißt, wir müssen! Man kann nie
wissen,
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