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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer
Autoren: Junggesellentage
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was Tiffany anstellt, wenn sie ungeduldig wird.»
    «Um ehrlich
zu sein: es interessiert mich sehr wenig, was sie tun könnte.»
    «Aber ich
kann sie nicht so einfach verlassen. Sie wurde meiner Betreuung anvertraut, und
wenn ihr etwas zustoßen sollte, wäre es ausschließlich meine Schuld.»
    «Ja, aber
je früher du sie loswirst, desto besser! Fahren wir dir jetzt schnell genug,
oder soll ich die Pferde springen lassen?»
    «O nein,
ich würde es nie wagen, Ihnen, geschätzter Meister, etwas zu befehlen. Erzähl
mir etwas über dein Waisenhaus. Lindeth sagte mir, daß du ein Vermögen an deine
elende Brut verschwendest, und das glaube ich auch, wenn du an die hundert
erhältst. Sind es Kleinkinder?»
    «Nein, ich
befasse mich weder mit Findelhäusern, noch verschwende ich ein Vermögen an
meine Rangen. Broom Hall, zum Beispiel, wird sich selbst erhalten, aus den
Pachtzinsen – wie du weißt.»
    Sie
lächelte. «Halte mich nicht für unverschämt, aber ich bin nicht ganz ohne
Verstand. Wieviel wird dich die Instandsetzung des Gutes kosten?»
    «Nicht
mehr, als ich erschwingen kann. Fürchtest du, dich einschränken zu müssen,
wenn du mich heiratest? Hab keine Sorge! Lindeth hat dich falsch unterrichtet.
Nur die Hälfte meines Vermögens widme ich meinem Hobby, der Wohltätigkeit.
Meine Tante Lindeth wird dir erzählen, daß das Ganze vulgär ist – wenn sie
nicht noch kräftigere Ausdrücke gebraucht, deren sie sich in der Aufregung
gerne bedient.»
    «Nun, da
ich erleichtert bin, erzähle mir, was dich bewogen hat, ein Waisenhaus
zu gründen!»
    Er sagte
nachdenklich: «Ich weiß es nicht. Ich glaube: Tradition und Erziehung. Mein
Vater und vor ihm mein Großvater waren Philanthropen, und meine Mutter war
sehr befreundet mit der vor einigen Jahren verstorbenen Lady Spender, die sich
so sehr für die Erziehung armer Kinder einsetzte. Man kann also sagen, daß ich
erblich belastet bin. Wohltätigkeit ist für mich eine lohnende Aufgabe:
heimlose, verwahrloste Kinder, die man in jeder Stadt finden kann, zu sammeln,
aufzuziehen und zu brauchbaren Bürgern zu machen. Mein Cousin Wingham schwört,
daß sie alle zu Galgenvögeln werden. Natürlich haben wir auch Mißerfolge, aber
nicht viele. Das Wichtigste ist, sie in den richtigen Beruf zu bringen und
darauf zu achten, daß sie nicht an schlechte Lehrherren geraten.» Er brach ab
und lachte. «Was veranlaßte dich, mich auf mein Steckenpferd zu bringen? Wir
haben wichtigere Dinge zu besprechen als meine elende Brut, kleine Erzieherin!
Übrigens, meine Mutter wird dich mit offenen Armen empfangen und wahrscheinlich
versuchen, dich für ein Heim für Waisenmädchen zu gewinnen. Sie hat deren
schon ungefähr ein Dutzend, unten in Manifold. Wie bald kannst du Staples
verlassen? Ich mache dich aufmerksam, daß ich nicht warten will, bis es Mrs.
Underhill paßt. Wenn du die Absicht haben solltest zu bleiben, bis Tiffany nach
London zurückgeht ...»
    «Diese
Absicht habe ich nicht», unterbrach sie ihn. «Auch kann ich dir versichern, daß
Mrs. Underhill es nicht von mir verlangen wird.»
    «Ich freue
mich, das zu hören. Leider muß ich am Montag mit Julian verreisen. Ich habe dem
Jungen versprochen, seine Sache bei seiner Mutter zu unterstützen, und das muß
ich wohl tun. Ich wollte, ich könnte meine Reise verschieben, bis ich dich nach
Derbyshire gebracht habe, aber wie die Dinge nun liegen, muß ich dich
hierlassen, bis ich Julians Affäre und noch einiges andere ins reine gebracht
habe.»
    «Es wäre
mir lieber, du würdest nicht verreisen; und noch lieber wäre es mir, wir würden
niemandem in Oversett etwas von unseren Absichten erzählen, mit Ausnahme von
Mrs. Underhill, der ich – wie ich hoffe – das Geheimnis anvertrauen kann. Du
magst mich für verrückt halten, aber ich habe das Gefühl, ich könnte es nicht
ertragen. Du weißt, die Neuigkeit wird mit soviel Mißfallen aufgenommen werden
– ich muß dir nicht erzählen, was gewisse Damen unserer Bekanntschaft sagen
werden. Und Tiffany! Waldo, sie darf nichts erfahren, bis sie sich von Lindeth'
Verlobung erholt hat. Es wäre zu grausam – und du hast das arme Kind durch dein
Flirten noch ermuntert. Ich denke mit Schaudern daran, welches Leben sie in
Staples führen würde, wenn sie erfährt, daß du mich ihr vorgezogen hast! Sie
würde uns alle verrückt machen. Auch muß ich Mrs. Underhill Zeit lassen, einen
Ersatz für mich zu finden; verlange nicht von mir, daß ich sie in der Klemme
lasse – das
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