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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer
Autoren: Junggesellentage
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verzweifelten Hilferuf sandte,
aber offenbar zweifelt er, sie noch einige Zeit hinhalten zu können. Ich möchte
Sie nicht drängen, Ma'am – aber kommen Sie jetzt mit oder nicht?»
    «Ich muß
mitkommen», sagte sie, raffte den, Rock mit einer Hand, die andere hielt sie
ihm hin. Er ergriff sie, zog sie zu sich in den Phaeton und sagte sanft: «Gutes
Mädchen, tapfer bis ins Mark! Sind Sie in den Graben geschleudert worden?»
    «Ich nehme
an, Sie haben es mir angesehen», sagte sie und griff nach ihrer schiefsitzenden
Haube.
    «Überhaupt
nicht! Ich fragte bloß aus meiner Kenntnis von Ursache und Wirkung. Sie sind,
wie immer, tipptopp – und ein immerwährendes Entzücken für mich.» Er wandte
den Kopf noch einmal nach Courtenay. «Underhill, ich lasse Ihnen Blyth als
Hilfe zurück. Überlassen Sie sich nicht Ihrem Kummer, sorgen Sie sich nur um
Ihre Pferde. Miss Wield wird Ihnen sehr bald zurückgegeben!»
    Während er
sprach, zog er sanft die Zügel der Leitpferde an und führte seinem ehrgeizigen
Nachahmer mühelos vor, wie man mit einem Sportwagen und vier Vollblutpferden
auf engem Raum eine Kurve nimmt. Auch Miss Trent war sehr beeindruckt.
    «Sie fahren
so exakt! Ich wollte, ich könnte einen Wagen mit einem Pferd so leicht
wenden.»
    «Sie werden
es können – ich werde Sie so unterrichten, daß Sie alle unsere guten Lenker
übertreffen!»
    Sie hatte
zwar nicht den ausgesprochenen Wunsch, jemanden zu übertreffen,
aber was hinter diesen Worten steckte, beschwor eine so herrliche Vision ihrer
Zukunft herauf, daß sie ihre Gedanken nur schwer davon losreißen konnte. Doch
beschränkte sie sich auf die Gegenwart und sagte: «Ich hoffe, Sir, daß Sie die
Absicht haben, mir zu erklären, wieso Sie so gut über Tiffanys Aufenthalt
informiert sind. Ich war fast den ganzen Tag von Staples abwesend, und sie
hinterließ mir keine Nachricht.»
    «Was für
ein widerwärtiges Ding! Meine Information kam – wie ich schon sagte – von
Laurie. Er sandte mir durch einen Postboten einen Brief aus dem King's Arms.
Soweit ich die Sache überblicke – er schrieb allerdings in großer Eile und
recht überstürzt, wie ich aus der Art des Briefes ersehe –, verleitete Tiffany
ihn durch Schmeicheleien, sie nach Leeds zu bringen; erst bei der Ankunft
eröffnete sie ihm, daß sie nach London weiterreisen wolle. Ich kann Ihnen nicht
sagen, warum sie plötzlich diese Idee gefaßt hat. Ich weiß nur, daß Laurie ihr
einredete, es gäbe in der Postkutsche keinen Platz mehr und die Postkutsche
könne Leeds nicht vor vier Uhr erreichen. Ich hätte geglaubt, daß dies eine
ungewöhnliche Stunde wäre, aber Tiffany scheint es gutgläubig hingenommen zu
haben.»
    «Das ist
natürlich lächerlich, aber Tiffany weiß nichts von Postkutschen. Nun, es ist
ein Trost zu wissen, daß ich richtig vermutet habe. Mr. Underhill behauptete
fest, daß sie in einer vierspännigen Chaise durchgebrannt seien. Aber ich
konnte mir nicht vorstellen, daß Mr. Calver eine so große Summe bei sich trug.»
    «Sehr
unwahrscheinlich; und noch unwahrscheinlicher, daß er auch nur mit einem Penny
zugunsten Tiffanys herausgerückt wäre. Ich muß es Laurie zugute halten: er hat
sie von Anfang an durchschaut.»
    «Wirklich?
Es würde mich dann interessieren zu erfahren, warum er ihr so viel
Aufmerksamkeit geschenkt hat?»
    Er
lächelte. «Um sie von Julian abzubringen! Als er kam, war die Sache zwar
ohnehin schon im Abklingen, aber die Idee war gut.»
    «Sicher
stammt sie von Ihnen», sagte sie ein wenig sauer. «Es fällt mir schwer zu
glauben, daß Mr. Calver das kleinste Interesse an Lord Lindeth' Glück hat.»
    «Keines!
Aber er weiß, daß ich es habe, und wenn ich mich nicht sehr irre, hatte er den
Plan, meine Dankbarkeit zu erringen. Armer Laurie! Es dauerte lange, bis er
erkannte, daß er sich umsonst bemühte. Nun, es hat ihn beschäftigt und keinem
von beiden geschadet.»
    «Ich finde
das höchst gewissenlos», sagte Miss Trent unwillig. «Es hätte sehr geschadet,
wenn Tiffany sich in ihn verliebt hätte!»
    «Im
Gegenteil! Es hat viel Gutes gehabt. Höchste Zeit, daß dieses Mädchen
aufgerüttelt wird. Um die Wahrheit zu sagen: ich hoffte, daß sie gerade für ihn
eine genügende Schwäche entwickeln würde, um leichter darüber hinwegzukommen,
daß Julian Miss Chartley einen Heiratsantrag gemacht hat. Nicht um Tiffanys
willen, sondern Ihretwegen. Ich kann mir sehr gut vorstellen, was Sie, armes
Mädchen, werden durchstehen müssen!»
    Seinem
Mitleid
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