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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer
Autoren: Junggesellentage
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Kummer.
Der Unvergleichliche hatte seine Pferde gut in der Hand; der Groom saß neben
ihm. Schnell brachte er sein Gespann zum Stehen, wobei er die Zügel so hielt,
als wäre nur ein einziges Pferd da. Der Groom sprang behende vom Wagen und nahm
sich des gestürzten Radpferdes an. Sir Waldos amüsierter Blick schweifte von
Courtenay, der bei dem Radpferd kniete, zu Miss Trent, die die zwei dampfenden
Pferde zum Straßenrand geführt hatte, und er sagte: «O du meine Güte! – Blyth,
sieh zu, was du tun kannst!»
    Der Groom
legte die Hand an die Mütze und half Courtenay, der Qualen der Erniedrigung
litt, in einer solchen Situation gefunden zu werden. Die Entscheidung, wen er
tot wünschte, fiel ihm schwer: sich oder Sir Waldo. Blutrot im Gesicht sagte
er: «Das war der verdammte Meilenstein,
ich habe ihn nicht gesehen!»
    «Das ist
verständlich», gab Sir Waldo zu. «Aber an Ihrer Stelle würde ich mich um meine
Pferde kümmern! Die näheren Umstände müssen Sie mir nicht erklären.» Er
lächelte. «Guten Tag, Miss Trent – eine glückliche Begegnung! Ich war auf dem
Weg zu Ihnen, um Sie einzuladen, mit mir nach Leeds zu fahren.»
    «Nach
Leeds?» entfuhr es ihr. Sie blickte zu ihm auf, alle Verlegenheit war
verflogen.
    «Ja, ein
Weg der Hilfeleistung.» Er blickte auf den Phaeton und sah, daß das gestürzte
Pferd wieder auf den Beinen stand. «Sehr gut, Blyth, jetzt nimm dich der
Leitpferde an.»
    Der Groom,
der eine Hand am Bein des gestürzten Pferdes entlanggeführt hatte, richtete
sich auf und sagte: «Ja, Sir – eine arg verrenkte Fessel.»
    «Das kann
ich mir vorstellen. Hilf Mr. Underhill nach besten Kräften!»
    «Sir, ich –
wir – waren auch auf dem Weg nach Leeds», sagte Courtenay zähneknirschend. «So
geschah es nämlich – ich meine – es ist eine Sache von größter Dringlichkeit.
Ich muß hin! Ich kann Ihnen nicht den Grund sagen – aber wenn Sie doch auch
nach Leeds fahren – würden Sie bitte so gut sein, mich mitzunehmen?»
    «Leider
nein», sagte Sir Waldo entschuldigend. «Phaetons, sind, wie Sie wissen, nicht
für drei Personen gebaut, und ich wurde ganz speziell gebeten, Miss Trent
mitzubringen. Bitte, sehen Sie nicht so unglücklich drein! Glauben Sie mir, die
Sache ist nicht von solcher Dringlichkeit, wie Sie vermuten. Ich versichere
Ihnen, Miss Trent ist für den Erfolg meiner Mission viel notwendiger, als Sie
sich träumen können.»
    Nachdem
Miss Trent die Zügel der Leitpferde, die sie noch immer hielt, in Blyth' Hände
gelegt hatte, schritt sie zu Sir Waldo und flüsterte: «Sie wissen also? Aber
wieso? Wo sind sie?»
    «In Leeds,
im King's Arms.» Er beugte sich über den freien Sitz neben ihm, streckte die
Hand aus und sagte: «Kommen Sie!»
    Sie sah die
Hand an und dachte: Wie stark und schön sie ist! Dann blickte sie auf und sah
in seine strahlenden Augen. Sie fühlte sich willenlos. Es war ihre Pflicht, zu
Tiffany zu eilen; sie sehnte sich danach, bei Sir Waldo zu sein; sie fürchtete
sich vor dem Beisammensein; sie fürchtete nicht seine Stärke, sondern ihre
eigene Schwäche.
    Ehe sie
noch einen Entschluß fassen konnte, was sie tun sollte, sagte Courtenay –
dessen Verehrung für den Unvergleichlichen schnell abnahm – mit vor Wut
bebender Stimme: «Bitte um Vergebung, Sir, aber Miss Trent kann meinen Auftrag
nicht erfüllen – er ist von allergrößter Dringlichkeit! Ich sage Ihnen nur, es
ist mir egal, ob er Ihr Cousin ist oder nicht, ich – ich habe das dringende
Verlangen, Mr. Calver zu sprechen.»
    «Ja, ja»,
sagte Sir Waldo beruhigend. «Aber Sie können ihm Ihre Dankbarkeit zu
geeigneterer Zeit aussprechen. Jetzt ist Ihre dringendste Pflicht, nach Ihren
Pferden zu sehen!»
    «Meine
Dankbarkeit?!» rief Courtenay, seine naheliegendste Pflicht so weit vergessend,
daß er die Radpferde losließ und auf Sir Waldo zuging. «Dieser – dieser
verdammte Kerl brennt mit meiner Cousine durch, und Sie erwarten, daß ich ihm
dankbar sein soll? Nun, Sir Waldo, darf ich Ihnen sagen ...»
    «Mein
liebenswerter junger Freund», unterbrach ihn der Unvergleichliche amüsiert.
«Sie befinden sich in einem großen Irrtum. Wem, glauben Sie, verdanke ich meine
Information?»
    Verblüfft
blickte Courtenay zu ihm auf. «Ich – ich weiß nicht – ich ...»
    «Nun,
denken Sie scharf nach», riet Sir Waldo. Er wandte sich wieder Miss Trent zu
und hob fragend die Brauen.
    «Ist
Tiffany bei Mr. Calver?» fragte sie.
    «Nun, ich
nehme an, sie war bei ihm, als er mir seinen
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