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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer
Autoren: Junggesellentage
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entschuldigend:
«Verzeihen Sie, Ma'am, aber was geschehen ist, genügt, um jeden zum Fluchen zu
bringen, bei Gott!»
    Miss Trent
knüpfte die Bänder ihrer Strohhaube auf und strich sie glatt. «Nun, was hat sie
getan, das Sie so ärgert?» fragte sie, während sie die Haube auf den Tisch
legte.
    «Was mich
ärgert? Sie ist mit dem Modefex Calver auf und davon!»
    «Unsinn!»
sagte Miss Trent und versuchte Ruhe zu bewahren. «Nein, kein Unsinn! Sie ist
seit drei Stunden fort, sage ich Ihnen, und ...»
    «Wirklich?
Ein Unfall mit dem Wagen, vielleicht, oder das Pferd hat plötzlich zu lahmen
begonnen.»
    «Viel
schlimmer, Miss!» erklärte nun Miss Docklow mit Grabesstimme.
    «Woher
wissen Sie das?» fragte Miss Trent, noch immer unbewegt. «Ja, das sagte ich
auch!» rief Courtenay grimmig.
    «Aber»,
erwiderte das Mädchen, entschlossen, im Mittelpunkt der Szene zu bleiben, «wenn
Sie nicht glauben, Sir, sagte ich, kommen Sie doch hinauf und sehen Sie selbst,
sagte ich.»
    «Und was
haben Sie gesehen?» fragte Miss Trent.
    Miss
Docklow faltete die Hände über ihrem spärlichen Busen und hob die Augen zur
Decke. «Ich war wie gelähmt, Miss, so ist eben meine Konstitution, doch bin ich
weit entfernt, mich zu beklagen, das kann jeder, der mich kennt, bezeugen!»
    «Nun, darum
handelt es sich jetzt nicht», sagte Courtenay unwillig. «Sie müssen nicht diese
Sterbensmiene aufsetzen, niemand macht Ihnen einen Vorwurf. Tiffany ist
mit ihrer Nachtwäsche und ihrer Schmuckkassette ausgeflogen, Ma'am!»
    «Alles in
der Schachtel verpackt, in der ich ihren besten Hut verwahrt hielt», sagte Miss
Docklow. «Es war der Waterloo-Hut, den sie in Harrogate trug, aufgeputzt mit
Federn; und ihr porzellanblauer Mantel mit den Seidenschnüren und Quasten! Und
ihr Reitkleid, das Samtkleid, Miss, lag auf dem Fußboden – es wird nie mehr
das sein, was es war, da kann ich tun, was ich will.»
    Nun doch
erstaunt, eilte Miss Trent die Treppe hinauf, von Miss Docklow und Courtenay
gefolgt. An der Schwelle zu Tiffanys Schlafzimmer blieb sie stehen und
erblickte ein Bild äußerster Unordnung. Alle Merkmale eiligen Packens waren zu
sehen: die Laden herausgezogen, die Schranktüren weit offen, die Kleider im
ganzen Zimmer verstreut.
    «Guter
Gott!» flüsterte sie.
    «Nun,
Ma'am, vielleicht glauben Sie mir jetzt!» rief Courtenay. «Einer der seltsamen
Streiche unserer lieben kleinen Tiffany! Bei Gott, es ist unerträglich! Es
genügt ihr nicht, daß sie uns ständig in Atem hält, sie muß einen ganz
entsetzlichen Skandal inszenieren.»
    «Still!»
sagte Miss Trent. «Ich bitte Sie ...»
    «Sie können
leicht < still > sagen», erwiderte Courtenay wild. «Ich denke an meine
Mutter! Und wenn ich mir vergegenwärtige, wie sie diese kleine Schlange
verhätschelt und allem Vorschub geleistet hat ...»
    «Ich
verstehe Ihre Gefühle sehr gut», unterbrach ihn Miss Trent, «aber Schimpfen
macht die Sache nicht besser!»
    «Nichts kann diese Sache besser machen!»
    Angesichts
der Unordnung sank ihr Mut, und sie war fast geneigt, ihm recht zu geben. Doch
sie beherrschte sich und sagte: «Ich kann mir nicht erklären, was das alles
bedeutet, aber eines weiß ich: sie ist nicht mit Mr. Calver durchgebrannt.»
    «Da irren
Sie sich, Ma'am, sie ist mit ihm auf und davon. Er wurde gesehen, wie er in dem
Wagen, den er in der < Krone > gemietet hatte, saß und auf sie wartete.»
    «Das ist
wahr, Miss, sie ist mit ihm fort. Totton hat ihn mit eigenen Augen
gesehen.»
    «Er hätte
ihn kaum mit anderen Augen sehen können», schnitt ihr Miss Trent zornig das
Wort ab. Doch sie beherrschte sich und sagte in kühlerem
Ton: «Es wäre besser, Sie räumten alle die Kleidungsstücke weg und brächten das
Zimmer wieder in Ordnung. Ich glaube, ich muß Ihnen nicht sagen, daß wir mit
Ihrer Verschwiegenheit rechnen. Mr. Underhill, ich bitte Sie hinunterzukommen.
Wir müssen nachzudenken versuchen, was wir jetzt am besten tun können.»
    Er folgte
ihr verdrießlich und sagte, als sie die Tür des Wohnzimmers schloß: «Ich weiß,
was ich tun werde – und wenn Sie nicht gerade gekommen wären, wäre ich schon
fort, denn wir dürfen keine Zeit vergeuden!»
    Sie sank in
einen Sessel, die Ellbogen auf den Tisch gestützt, die Hände an die Schläfen
gepreßt. Als sie Courtenays Worte hörte, hob sie den Kopf. «Fort? Wohin?»
    «Natürlich
nach Harrogate!»
    «Harrogate?
Um Himmels willen, wozu?»
    «Herrgott,
Ma'am, der Kerl kann in seinem Wagen nicht die ganze Strecke
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