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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer
Autoren: Eskapaden
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war
bereits nach Mittag, als Gaston mit seinen Schützlingen zurückkehrte. Miss
Challoner zitterte innerlich vor der Begegnung mit der Herzogin von Avon, aber
als ihre zukünftige Schwiegermutter eintrat, wurden alle ihre Befürchtungen
blitzschnell in die Flucht geschlagen. Ihre Gnaden stürzte wie ein Wirbelwind
in den Salon und warf sich ihrem Gatten in die Arme. «Monseigneur!» rief sie
entzückt. «Ich bin ja so froh, daß Sie gekommen sind! Ich dachte, es wäre
besser, wenn ich Ihnen von der ganzen Sache nichts erzähle, aber es ist alles
so kompliziert, daß ich einfach nicht damit zurechtkomme, und mit Rupert kann
ich nicht rechnen, weil er nichts anderes im Kopf hat, als seinen Wein
heimzubringen. Monseigneur, stellen Sie sich vor, er hat einen Berg
Weinflaschen gekauft! Ich konnte ihn nicht daran hindern. Zuerst sagt er, er
will eine Kutsche mieten, und jetzt sagt er auf einmal wieder nein, man muß ihn
mit dem Schiff transportieren.»
    «Selbstverständlich
muß man ihn mit dem Schiff transportieren», antwortete Seine Gnaden mit einem
Hauch von Interesse. Er entzog seine Spitzenrüsche vorsichtig dem Griff seiner
Gemahlin. «Darf ich fragen, Léonie, warum du unbedingt mit Rupert auf eine so
jammervolle Weise durchbrennen mußtest?»
    «Ja, wissen
Sie denn noch nicht Bescheid?» sagte sie. «Wenn Sie noch nicht über alles
informiert sind, warum sind Sie dann hier, Monseigneur? Ach, Sie wollen mich
doch nur necken! Wo ist Dominique? Gaston sagte mir, er sei bei Ihnen.»
    «Gewiß»,
erwiderte Seine Gnaden.
    «Dann
wissen Sie es natürlich. Oh, Monseigneur, er behauptet, er will dieses Mädchen
heiraten, und ich habe solche Angst, daß sie ihrer Schwester gleicht, die ich
einfach abscheulich fand!»
    Der Herzog
nahm sie an der Hand und führte sie zu Miss Challoner. «Darüber sollst du
selbst urteilen», sagte er. «Das ist Miss Challoner.»
    Die
Herzogin warf zuerst ihm und dann Mary einen Blick zu. Miss Challoner stand
ganz still da und schaute sie ernst an. Léonie holte tief Atem. «Voyons, Sie
sind die Schwester von dieser anderen?» fragte sie nicht sehr scharfsinnig.
    «Ja,
Madam», antwortete Mary.
    «Vraiment? Aber das ist doch
unglaublich! Ich will nicht unhöflich sein, aber ...»
    «In diesem
Fall, meine Liebe, solltest du es lieber unterlassen, die Vergleiche zu ziehen,
die auf deiner sehr unbeherrschten Zunge liegen», warf Seine Gnaden ein.
    «Ich wollte
ja gar nichts Taktloses sagen», versicherte ihm die Herzogin. «Aber eines
möchte ich ausdrücklich feststellen. Wenn Sie damit nicht einverstanden sind,
Monseigneur, tut es mir leid, aber ich werde auf keinen Fall erlauben, daß mein
Sohn diese Mary Challoner entführt und sie dann nicht heiratet. Ich bestehe
darauf, daß die beiden sofort getraut werden, und Rupert soll diesen gräßlichen
Hammond herbeischaffen, auch wenn er Manieren hat wie ein Hammel.»
    «Diese
ewige Bezugnahme auf Mr. Hammond – einen mir übrigens völlig unbekannten
Gentleman – finde ich höchst ermüdend», beklagte sich Seine Gnaden. «Wenn er
noch dazu Manieren wie ein Hammel hat, bitte ich mir aus, daß Rupert davon
Abstand nimmt, ihn hierherzuholen.»
    «Aber du
verstehst mich nicht, Justin. Dieser Mensch ist ein Priester.»
    «Das habe
ich den diversen Andeutungen bereits entnommen. Ich halte es nicht für
notwendig, ihn zu belästigen.»
    Die
Herzogin ergriff Miss Challoner an der Hand und trat ihrem Gatten
energisch entgegen. «Monseigneur, Sie müssen mich anhören. Wenn ich dachte, daß
dieses Kind eine – eine ...»
    «Du
brauchst nicht weiterzusprechen, meine Liebe. Ich begreife durchaus, was du
meinst. Gestatte mir zu ...»
    «Nein,
Monseigneur», sagte sie fest. «Diesmal bin ich diejenige, die das Wort
ergreifen muß. Als ich dachte, dieses Kind sei kein anständiges Mädchen, habe
ich gesagt, Dominique soll sie nicht heiraten. Ich zwang Rupert, mich nach
Dijon zu bringen, weil ich mich für sehr schlau hielt und glaubte, ich könnte
alles arrangieren, so daß Sie nie erfahren würden ...»
    «Dieses
rührende, aber völlig unangebrachte Vertrauen in deine Fähigkeiten zur
Geheimniskrämerei, ma vie ...»
    «Justin, du
sollst mir zuhören!» sagte die Herzogin. «Natürlich hätte ich wissen müssen,
daß du alles herausfinden würdest – wie ist Ihnen das übrigens gelungen,
Monseigneur? Ich finde, das war wirklich ein Meisterstück. Nein, nein, lassen
Sie mich aussprechen! – Ich wollte nicht, daß Dominique Mademoiselle
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