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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer
Autoren: Eskapaden
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Miss Challoner. «Dazu finde ich ihn viel zu
komisch.» Sie trat einen Schritt zurück. «Madame, sind Sie – sind Sie sicher,
daß Sie mich gern zur Schwiegertochter wollen?»
    Léonie
nickte. «Aber ja, ganz sicher, petite.» Sie setzte sich an den Kamin und
streckte Mary die Hand entgegen. «Komm, ma chère, nun wirst du mir in
Ruhe alles erzählen, bitte, und – oh, aber nicht weinen, ja?»
    Miss
Challoner tupfte sich mit dem Taschentuch über die Augen. «Nein, Madam, gewiß
nicht», sagte sie mit ziemlich zittriger Stimme.
    Als Miss
Marling zehn Minuten später erschien, fand sie ihre Freundin Hand in Hand mit
der Herzogin zu deren Füßen sitzen. «Oh, Tante Léonie, dann ist also alles
entschieden?» fragte sie strahlend. «Ist Onkel Justin einverstanden? Aber das
ist ja großartig!»
    Léonie ließ
Miss Challoner los und stand auf. «Ja, es ist wirklich großartig, Juliana, denn
nun bekomme ich eine Tochter, was mir sehr viel Spaß
bereiten wird, und Dominique macht sicher keine Skandale mehr. Wo ist Mr.
Comyn? Ihr habt euch doch nicht schon wieder gezankt?»
    «Du meine
Güte, nein!» antwortete Juliana entsetzt. «Wir haben Onkel Rupert in der Halle
getroffen, und er hat Frederick in das Zimmer gleich gegenüber mitgenommen.
Ich glaube, sie sind alle dort. Vidal habe ich auf jeden Fall gesehen.»
    «Voyons, das ist doch nicht
zu fassen!» sagte Ihre Gnaden. «Da verschwinden sie einfach, um Ruperts Wein zu
trinken! Nein, das dulde ich
nicht!» Sie eilte hinaus in die Halle, und als Miss Challoner in die
Richtung ihres anklagend erhobenen Fingers schaute, mußte sie laut auflachen.
Durch den Bogengang, der in die Gaststube führte, konnte die empörte
Herzogin ihren Sohn sehen, der mit baumelnden Beinen, ein Glas in
der Hand, verwegen auf der Tischkante thronte. Lord Rupert stand mit einer
Flasche im Arm im Hintergrund und unterhielt sich mit
jemandem, der sich außerhalb von Léonies Blickfeld befand. Ein plötzlich
aufbrausendes, schallendes Gelächter gab der empörten Herzogin den Rest. Sie
rauschte hoheitsvoll in die Gaststube und sagte, als sie dort nicht nur Mr.
Comyn, sondern auch ihren Gatten entdeckte, vorwurfsvoll: «Ich finde euch alle
einfach unmöglich! Man könnte ja fast glauben, dieser dumme Wein, mit dem mir
Rupert ununterbrochen in den Ohren gelegen ist, wäre euch wichtiger als
Dominiques Verlo bung. Ma fille, komm her!»
    Miss
Challoner trat folgsam näher und schüttelte den Kopf. «Schrecclich, Madam!»
sagte sie.
    «Aber keine
Spur!» sagte Lord Rupert. «Wir trinken auf Ihre Gesundheit, meine Liebe.» Er
sah, wie Vidal Miss Challoner zulächelte und sein Glas zu einem stummen Toast
erhob. «Das reicht, Vidal, das reicht!» sagte er hastig. «Fangt bloß nicht an,
euch anzuschmachten, denn das halte ich nicht aus. Na, was meinst du, Justin?
Kaufst du ihn oder kaufst du ihn nicht?»
    Seine
Gnaden nippte bedächtig, während Rupert ihn gespannt beobachtete. Dann sagte
der Herzog: «Das einzige – oder vielmehr fast das einzige Zeichen von
Intelligenz, das ich an dir feststellen kann, mein lieber Bruder, liegt in
deiner Fähigkeit, einen guten Wein aufzustöbern. Selbstverständlich werde ich
ihn kaufen.»
    «Na, das
ist aber wirklich verdammt nett von dir, ehrlich!» erwiderte Seine Lordschaft.
«Hol's der Teufel, wenn ich dir dafür nicht glatt ein Dutzend spendiere!»
    «Dein
Edelmut überwältigt mich», bedankte sich Seine Gnaden höflich.
    Léonie
starrte Seine Lordschaft an. «Du spendierst Monseigneur – oh, nein, das ist zu
viel, enfin!»
    «Nein,
nein», antwortete Seine Lordschaft unbekümmert. «Ein Dutzend soll er ruhig
haben. Schließlich weiß ich, was sich gehört. Gib deiner Mutter ein Glas, Vidal
– oh, und – wie heißt das Mädchen doch gleich? Sophia! Gib ihr auch ein Glas,
denn ich habe ...»
    «Mary!»
fuhr ihn der Marquis böse an.
    Sein Onkel
war völlig unbeeindruckt. «Ach ja, Mary! Sophia war die andere. Na, gib ihr
schon ein Glas, mein Junge. Ich habe einen Toast auf euch auszubringen.»
    Léonie nahm
das Glas, das ihr Sohn ihr reichte. «Ja, ich möchte auch furchtbar gern auf
meinen Sohn und meine Tochter trinken», sagte sie. «Also los, Rupert.»
    Seine
Lordschaft hob den Pokal. «Dijon!» rief er unverfroren und nahm einen langen
Zug.
    London und
Paris kurz vor der Französischen Revolution sind die Schauplätze des galanten
Zweikampfs zwischen der leidenschaftlichen, aber resoluten Mary Challoner und
dem kaltblütigen Teufel Dominic, der
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