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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer
Autoren: Eskapaden
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schwerfällt zu
glauben, Sie könnten tatsächlich meinen Sohn heiraten wollen. Ich bitte Sie,
sich bei Ihrem Entschluß keinesfalls von Ihrer schwierigen Lage beeinflussen zu
lassen. Falls Ihnen eine Verbindung mit Vidal widerstrebt, bin ich jederzeit
bereit, Ihre Angelegenheiten entsprechend zu regeln.»
    Miss
Challoner starrte ins Feuer. «Ich kann nicht – ich – die Herzogin – meine
Schwester – ich weiß nicht, was ich sagen soll!»
    «Über die
Herzogin brauchen Sie sich nicht den Kopf zu zerbrechen», meinte Seine Gnaden.
Er ging zur Tür und öffnete sie. Dann blickte er über die Schulter zurück und
sagte leichthin: «Übrigens, Vidals Moral ist besser als meine.» Damit schritt
er hinaus, und die Tür fiel leise hinter ihm ins Schloß.
    Der Marquis
und Miss Challoner waren sich selbst überlassen. Sie spürte, daß er sie
unverwandt ansah, und vermied es, seinem Blick zu begegnen. Er machte keine
Anstalten, wieder ihre Hände zu ergreifen, sondern sagte langsam: «Bevor du mit
Comyn durchgebrannt bist, habe ich nicht gewußt, wie sehr ich dich liebe,
Mary. Wenn du mich nicht heiraten willst, werde ich den Rest meines Lebens
nichts anderes tun, als zu versuchen, dich für mich zu gewinnen. Ich gebe keine
Ruhe, bis ich dich habe. Nie, verstehst du?»
    Ein Lächeln
zuckte um ihre Lippen. «Und wenn ich Sie heirate, Mylord? Werden Sie mich
meinen eigenen Weg gehen lassen? Und mir wirklich nur in die Nähe kommen, wenn
ich es wünsche? Und mich nicht mit Ihrem Jähzorn plagen und mich ständig
tyrannisieren?»
    «Ich
schwöre es», sagte er.
    Sie ging
auf ihn zu und blickte ihn mit einem zärtlichen Lachen an. «Oh, mein Liebling,
ich kenne dich besser als du dich selbst!» flüsterte sie. «Schon beim ersten
Hauch von Widerstand wirst du deinen Schwur schmählich brechen. Oh, Vidal!
Vidal!»
    Er schloß
sie so heftig in die Arme, daß sie fast keine Luft bekam. Einen Augenblick sah
sie durch den Tränenschleier, wie sich sein duncles Gesicht über sie beugte,
dann preßte sich sein Mund so stürmisch auf ihre Lippen, daß es sie schmerzte.
Die Woge seiner Leidenschaft erfaßte sie, und sie fühlte eine süße Schwäche in
sich aufsteigen, doch gleich darauf bemühte sie sich verzweifelt, ihm ihre
Hände zu entziehen, und sein eiserner Griff lockerte sich sofort. Da schlang
sie ihm die Arme um den Nacken und drückte ihr Gesicht mit einem seltsamen
kleinen Laut – halb Schluchzen und halb Lachen – an seine Schulter.

19
    Am nächsten Morgen erschien Miss
Challoner ziemlich schüchtern und mit vor Verlegenheit zart geröteten Wangen
beim Frühstück. Der Marquis und sein Vater saßen im Salon, wo sie ein älterer
und sehr flink wirkender kleiner Franzose – offenbar der. Kammerdiener Seiner
Gnaden – bediente.
    Der Marquis
zog ihre Hand an die Lippen und hielt sie dort sekundenlang fest. Seine Gnaden
sagte mit seiner gelangweilten Stimme: «Ich hoffe, Sie haben gut geschlafen,
Kind. Bitte nehmen Sie Platz. Gaston, du bringst meine Equipage sofort nach
Dijon, wo du Ihre Gnaden antreffen wirst.»
    «Bien,
monseigneur.»
    «Du holst
sie hierher. Ebenso Lord Rupert, Miss Marling und Mr. Comyn. Das ist alles,
Gaston.»
    Es mochte
einmal einen Tag gegeben haben, wo Gaston über einen solchen Befehl vielleicht
entsetzt gewesen wäre, aber die fünfundzwanzig Jahre, die er nun schon in
Avons Diensten stand, waren schließlich nicht spurlos an ihm vorübergegangen.
    «Bien,
monseigneur», erwiderte
er ohne das leiseste Anzeichen von Überraschung und begab sich unter vielen
Verbeugungen rücklings zur Tür hinaus, um den Befehl auszuführen.
    «Ich werde
diesen Hammond zwingen, uns sofort zu trauen, Mary», sagte der Marquis hitzig.
    «Gern»,
antwortete Miss Challoner gelassen.
    Seine
Gnaden hob graziös die Hand. «Ihr werdet in der Botschaft in Paris heiraten.»
    «Aber Sir
...»
    «Ein wenig
Kaffee, Mylord?» fragte Miss Challoner.
    «Ich trinke
nie Kaffee. Sir ...»
    «Wenn Seine
Gnaden wünscht, daß wir in der Botschaft heiraten, Mylord, möchte ich nirgendwo
sonst getraut werden», erklärte Miss Challoner ruhig.
    «Aha, so
ist das, wie?» sagte der Marquis. «Sir, alles schön und gut, aber es wird eine
Menge Aufsehen erregen.»
    «Das denke
ich auch», bestätigte Avon. «Ich hatte auf der Durchreise keine Zeit, die
Einzelheiten zu regeln, aber mein Freund Sir Giles hat das inzwischen bestimmt
schon getan.»
    Miss
Challoners Gesicht war ein einziges Fragezeichen.
    «Demnach
ist mein Großvater in
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