Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
George, Elizabeth

George, Elizabeth

Titel: George, Elizabeth
Autoren: Wer dem Tod geweiht
Vom Netzwerk:
ob sie sich Glitzer
hineinsprühte. Derart glänzendes Haar hatte er noch nie gesehen.
    »Ja?«, wiederholte sie.
    »Äh, ja«, stotterte er. »Ich
meine, ja, ich weiß. Ich habe gesehen, wo Sie abgebogen sind.«
    »Ach so. Sie haben mich vom
Dach aus beobachtet, was? Ich hoffe, Sie haben mich nicht ausgelacht. Das wäre
mir wirklich peinlich.«
    »Nein«, sagte er.
    »Tja, im Kartenlesen bin ich
wirklich eine komplette Niete, und im Befolgen von Wegbeschreibungen bin ich
leider auch nicht besser. Es ist also kein Wunder, dass ich mich gleich wieder
verlaufen habe. Aber wenigstens bin ich keinen Pferden begegnet.«
    Er sah sich um. »Dann ist das
hier wohl nicht der richtige Ort für Sie, oder? Wenn Sie weder Karten lesen
noch Beschreibungen befolgen können.«
    »Der Wald, meinen Sie? Ich
habe mir einen Orientierungspunkt gemerkt.« Sie zeigte nach Süden auf einen
Hügel jenseits des Waldes, auf dem eine riesige Eiche stand. »Ich habe mich
nach diesem Baum gerichtet und mich auf dem Weg in den Wald immer rechts davon
gehalten, und da er sich jetzt links von mir befindet, bin ich mir ziemlich
sicher, dass es hier entlang zum Parkplatz zurückgeht. Sie sehen also: Auch
wenn ich erst auf einer Baustelle und dann auf einer Kuhweide gelandet bin, bin
ich kein hoffnungsloser Fall.«
    »Das ist Nelsons«, sagte er.
    »Wie bitte? Meinen Sie den
Baum? Gehört er jemandem? Steht er auf Privatgelände?«
    »Nein, das Land gehört der
Krone. Das dort ist Nelsons Eiche. Angeblich hat er sie gepflanzt. Lord Nelson,
meine ich.«
    »Ah, verstehe.«
    Er musterte sie. Sie biss sich
auf die Lippen, und er hatte das Gefühl, dass sie keinen Schimmer hatte, wer Lord
Nelson war. Heutzutage kam das vor. Um ihr aus der Verlegenheit zu helfen,
sagte er: »Admiral Nelson hat seine Schiffe drüben in Buckler's Hard bauen
lassen. Das liegt hinter Beaulieu. Kennen Sie das? An der Flussmündung? Bei dem
enormen Holzverbrauch mussten sie irgendwann anfangen, neue Bäume zu pflanzen.
Wahrscheinlich hat Nelson nie eigenhändig einen Baum gepflanzt, aber diese
Eiche dort wird ihm trotzdem zugeschrieben.«
    »Ich bin nicht von hier«,
sagte sie. »Aber das ist Ihnen bestimmt nicht entgangen.« Sie streckte eine
Hand aus. »Gina Dickens. Weder verwandt noch verschwägert. Und ich weiß, dass
sie Tess heißt.« Sie nickte in Richtung der Hündin, die sich zufrieden neben
ihr niedergelassen hatte. »Aber Ihren Namen kenne ich nicht.«
    »Gordon Jossie«, sagte er und
schüttelte ihr die Hand. Ihre weiche Haut machte ihm bewusst, wie rau seine
eigene Hand sich anfühlen musste. Und wie verdreckt er nach einem ganzen Tag
auf dem Dach war. »Das dachte ich mir.«
    »Was?«
    »Dass Sie nicht von hier
sind.«
    »Hm, ja. Die Einheimischen
verlaufen sich wahrscheinlich nicht so leicht wie ich.«
    »Nicht das. Ihre Schuhe.«
    Sie blickte nach unten. »Was
stimmt denn nicht mit meinen Schuhen?«
    »Erst die Sandalen, die Sie in
Boldre Gardens anhatten, und jetzt die da«, sagte er. »Wieso tragen Sie
Gummistiefel? Wollen Sie etwa ins Moor?«
    Wieder biss sie sich auf die
Lippen. Er fragte sich, ob sie sich ein Lachen verkniff. »Sie werden mich für
albern halten«, sagte sie. »Es ist wegen der Schlangen. Ich habe gelesen, dass
es hier im New Forest Kreuzottern gibt, und ich will nicht gebissen werden.
Jetzt lachen Sie mich bestimmt aus.«
    Er musste tatsächlich grinsen.
»Sie rechnen also im Wald mit Schlangen?« Er wartete nicht auf eine Antwort.
»Die sind draußen auf der Heide. Da kriegen sie mehr Sonne ab. Könnte sein,
dass Sie auf dem Weg durchs Moor auf eine stoßen, ist aber ziemlich
unwahrscheinlich.«
    »Ich sehe schon, ich hätte Sie
um Rat bitten sollen, bevor ich mich umgezogen habe. Leben Sie schon immer
hier?«
    »Seit zehn Jahren. Ich bin aus
Winchester hierher gezogen.«
    »Ich auch!« Sie warf einen
Blick in die Richtung, aus der sie gekommen war, und sagte: »Wollen wir ein
Stück gemeinsam gehen, Gordon Jossie? Ich kenne hier sonst niemanden, und ich
hätte Lust, noch ein bisschen zu plaudern. Da Sie ziemlich harmlos wirken und
noch dazu diesen bezaubernden Hund bei sich haben...«
    Er zuckte die Achseln. »Wie
Sie wollen. Aber ich bin nur wegen Tess hier. Wir brauchen nicht spazieren zu
gehen. Tess rennt im Wald rum und kommt irgendwann von allein zurück. Ich
meine, falls Sie lieber ein bisschen hier sitzen möchten, anstatt zu laufen.«
    »Ja, gute Idee. Ich habe
nämlich schon einen ordentlichen Marsch hinter mir.«
    Er machte eine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher