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George, Elizabeth

George, Elizabeth

Titel: George, Elizabeth
Autoren: Wer dem Tod geweiht
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Kopfbewegung zu
dem Baumstamm hin, auf dem er gesessen hatte, bis sie gekommen war. Sie nahmen
in gehörigem Abstand voneinander Platz, aber Tess blieb zu Gordons
Verwunderung bei ihnen. Sie machte es sich neben Gina bequem und legte leise
seufzend den Kopf auf die Vorderpfoten.
    »Sie mag Sie«, bemerkte
Gordon. »Jeder sehnt sich nach Zuwendung.«
    »Wie wahr«, sagte Gina.
    Sie klang wehmütig, und er
ging darauf ein. Es sei ungewöhnlich, dass jemand in ihrem Alter aufs Land
ziehe. Junge Erwachsene ziehe es für gewöhnlich eher in die entgegengesetzte
Richtung.
    »Hm, ja. Sie haben sicher
recht«, antwortete sie. »Es war eine Beziehung, die ein sehr unangenehmes Ende
genommen hat.« Ein Lächeln. »Und so bin ich hier gestrandet. Ich will hier mit
schwangeren Jugendlichen arbeiten. Das habe ich bereits in Winchester gemacht.«
    »Wirklich?«
    »Das scheint Sie zu
überraschen. Wieso?«
    »Sie wirken selbst kaum älter
als eine Jugendliche.«
    Sie schob sich die
Sonnenbrille auf die Nasenspitze und sah ihn über die Gläser hinweg an.
»Flirten Sie etwa mit mir, Mr. Jossie?«, fragte sie.
    Er spürte, wie seine Wangen zu
glühen begannen. »Entschuldigung, das war nicht meine Absicht.«
    »Schade. Ich dachte schon...«
Sie schob sich die Sonnenbrille auf den Kopf und sah ihn geradeheraus an. Ihre
Augen waren weder blau noch grün, sondern irgendetwas dazwischen, undefinierbar
und interessant.
    »Sie erröten ja! Ich habe noch
nie einen Mann zum Erröten gebracht. Wie nett! Passiert Ihnen das öfter?«
    Ihm wurde noch heißer.
Normalerweise führte er keine solchen Gespräche mit Frauen. Er wusste nicht,
wie er damit umgehen sollte - weder mit den Frauen noch mit den Gesprächen.
    »Ich bringe Sie in
Verlegenheit, das tut mir leid. Das wollte ich nicht! Ich ziehe die Leute gern
ein bisschen auf - eine schlechte Angewohnheit. Vielleicht können Sie mir ja
dabei helfen, es mir abzugewöhnen.«
    »Jemanden aufzuziehen, ist in
Ordnung«, sagte er. »Ich bin eher... Ich bin ein bisschen durcheinander.
Hauptsächlich... Na ja, ich decke Dächer.«
    »Jeden Tag?«
    »So sieht's aus.«
    »Und zum Vergnügen? Zur
Entspannung? Zur Abwechslung? Was machen Sie da?«
    Er deutete mit dem Kinn auf
Tess. »Dafür hab ich sie.«
    »Hm. Verstehe.« Sie beugte
sich vor und kraulte Tess hinter den Ohren, da, wo sie es am liebsten hatte.
Wenn Hunde schnurren könnten, hätte sie es getan. Gina schien einen Entschluss
gefasst zu haben, denn als sie wieder aufblickte, wirkte sie nachdenklich.
»Hätten Sie Lust, mit mir irgendwo auf ein Gläschen einzukehren? Wie gesagt,
ich kenne hier niemanden, und da Sie mir nach wie vor harmlos erscheinen und
ich auf jeden Fall harmlos bin und da Sie so einen netten Hund haben... Wie
wär's?«
    »Ich trinke eigentlich nicht.«
    Sie hob die Brauen. »Sie
nehmen überhaupt keine Flüssigkeit zu sich? Das kann ich mir nicht vorstellen.«
    Er musste unwillkürlich
lächeln, sagte jedoch nichts darauf.
    »Ich wollte mir eine Limonade
bestellen«, sagte sie. »Ich trinke auch nicht. Mein Vater... Er war
Alkoholiker, deswegen lasse ich die Finger von dem Zeug. Es hat mich in der
Schule zu einer Außenseiterin gemacht, aber eher im positiven Sinne. Ich war
schon immer gern anders als die anderen.« Sie stand auf und klopfte sich die
Hose ab. Auch Tess sprang schwanzwedelnd auf. Es war offensichtlich, dass die
Hündin Ginas spontane Einladung bereits akzeptiert hatte, und Gordon blieb
nichts anderes übrig, als es ihr nachzutun.
    Dennoch zögerte er. Er hielt
lieber Abstand von Frauen. Aber sie wollte schließlich nicht mit ihm anbandeln,
oder? Und sie wirkte tatsächlich harmlos. Ihr Blick war offen und freundlich.
    »In Sway gibt es ein Hotel«,
sagte er, doch erst als sie ihn verblüfft ansah, wurde ihm klar, wie diese
Bemerkung geklungen haben musste. Mit glühenden Ohren fügte er hastig hinzu:
»Ich meine, Sway ist das nächste Dorf von hier, aber dort gibt es keinen Pub.
Deswegen gehen alle in die Hotelbar. Dorthin könnten wir gehen. Dort können
wir eine Limonade trinken.«
    Ihr Gesicht entspannte sich.
»Sie sind wirklich ein unglaublich netter Kerl.«
    »Wenn Sie sich da mal nicht
täuschen.«
    »Ich glaube nicht.«
    Sie machten sich auf den Weg.
Tess lief voraus, und dann, wundersamerweise, blieb sie am Waldrand stehen, wo
der Weg abwärts zum Moor führt, ein Anblick, den Gordon nicht so schnell
vergessen würde. Wartete sie darauf, dass er die Leine an ihrem Halsband
einhakte? Das war noch nie
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