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Genom

Genom

Titel: Genom
Autoren: Alan Dean Foster
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gesehen, die ohne ihre Zustimmung Teil davon geworden waren. Als bis eben unbewusstes Subjekt der Begierde hatte Ingrid ihre Meinung dazu nun kundgetan.
    Mehr sagte sie nicht. Es gab auch nichts mehr hinzuzufügen. Der untröstliche Whispr fingerte an dem Rand des Klebebands herum und riss es sich schließlich ganz ab. Langsam und zweifellos widerstrebend warf er es dann über Bord. Da es keine Strömung gab, schwamm es auf dem Wasser wie ein weggeworfenes Ausrufezeichen, das die Distanz, die zwischen ihnen herrschte, nur weiter betonte. Ingrid war erleichtert, als Yabby das Boot an das kleine Dock lenkte und sie endlich aussteigen konnte.
    An diesem Abend aßen sie nicht zusammen. Am Morgen teilten sie betreten schweigend ihr Frühstück miteinander. Als es Zeit war, in ihr gemietetes Boot zu steigen und durch das Feuchtgebiet zu Yabby Wizwangs dahintreibender Behausung zu fahren, sprachen sie wieder miteinander. Doch die Kameradschaft, die sich im Laufe ihrer Reise von Savannah gen Süden langsam entwickelt hatte, war nahezu verschwunden. Sie gingen zwar nicht gerade förmlich miteinander um, aber alles, was an eine enge Freundschaft erinnern konnte, war vergessen.
    Klugerweise versuchte Whispr nicht, sie zu drängen. Die Ärztin hatte das Gefühl, betrogen worden zu sein, und machte auch nicht den Versuch, das zu verbergen. Außer der verbalen und körperlichen Erniedrigung, die er bereits hinter sich hatte, fiel ihm nichts mehr ein, was er noch tun oder sagen konnte, um ihr zu zeigen, wie bestürzt und zerknirscht er war. Ihm war klar, dass er warten und hoffen musste, dass ihr Zorn verrauchte und sie sich wieder beruhigte.
    Jedenfalls hatten sie an diesem Morgen auch keine Zeit mehr, um sich noch länger mit diesem Vorfall zu beschäftigen. Wizwangs mit Pflanzen bedecktes Hausboot tauchte vor ihnen auf, und er steuerte ihr Boot hinüber. Sobald es an dem dahintreibenden Stück Regenwald angedockt hatte, sprang Ingrid auf dessen Bug, ohne auf seine helfende Hand zu warten. Einige Bienen summten neugierig um ihren Kopf herum, bevor sie zu ihrer morgendlichen Runde aufbrachen. Als er zu ihr aufblickte, dachte Whispr amüsiert, dass sie sie möglicherweise überprüften.
    Er hatte sich nie groß für Insekten interessiert und war ihnen lieber aus dem Weg gegangen. Auch jetzt wurde seine Aufmerksamkeit von einem zweiten, mitgenommenen und unscheinbaren Boot auf sich gezogen, das am Heck des Hausbootes ihres Gastgebers vertäut war. Besaß Wizwang zwei solcher Schiffe, was ihnen bei ihrem vorherigen Besuch nur nicht aufgefallen war, oder war das unbekannte Individuum, das sich ebenfalls für Dinge wie und rätselhafte Speicherfäden interessierte, bereits eingetroffen?
    Als sein Blick über das dunkle Wasser wanderte, entdeckte er den Alligator, der bewegungslos neben dem neuen Schiff im Wasser lag, und kannte die Antwort. Es war nicht das große Krokodil, das für seine Erleuchtung sorgte, sondern vielmehr das kleine, aber dennoch effektive Vidup, das auf seinem Kopf zwischen seinen Augen angebracht war.
    Das Individuum, zu dem Wizwang derart vorsichtig den Kontakt hergestellt hatte, plauderte bereits mit Ingrid, als Whispr beschloss, in der Hauptkabine des Hausbootes zu ihnen zu stoßen. Er grinste den Neuankömmling an.
    »Gator.«
    »Bei allen Echsen, wenn das nicht Whispr ist!« Die reptilische Gestalt reagierte auf Whisprs angespannten Gruß mit einem breiten Grinsen, an das sich der andere Meld nur zu gut erinnerte. Wizwang war ebenso überrascht wie Ingrid, dass sich die beiden Männer bereits kannten. Ihr Mund stand offen, während sich die Augen des Jungen ungläubig geweitet hatten.
    »Sie beide kennen sich?« Wizwang versuchte, seine Selbstsicherheit wiederzufinden. »Das sollte mich vermutlich nicht überraschen. Es kann nicht so viele Menschen geben, die von der Existenz dieser Implantate, des Speicherfadens oder des bemerkenswerten Materials, aus dem diese Objekte hergestellt wurden, wissen.«
    Gator ließ die verblüffte Ingrid stehen, ging zu Whispr hinüber und nahm dessen Hand in seine schuppigen Finger. Whispr beäugte ihn wachsam.
    »Ich dachte, du wärst tot oder im Gefängnis. Ich habe gesehen, wie du angeschossen worden bist.«
    »Das war eine knappe Sache.« Der Alligatormann klopfte mit seinen ledrigen Fingern gegen seine durch das Hemd verdeckte Seite. »Meine Meldhaut hat mich gerettet. Zähes Zeug. Ich habe es gerade so geschafft. Ich habe versucht, dich in Sicherheit zu bringen, aber bis
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