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Genial gescheitert - Schicksale großer Entdecker und Erfinder

Genial gescheitert - Schicksale großer Entdecker und Erfinder

Titel: Genial gescheitert - Schicksale großer Entdecker und Erfinder
Autoren: Thomas Buehrke
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Geld eine entscheidende Rolle. Während Babbage auf staatliche Unterstützung setzte, zog Nikola Tesla mit verblüffendem Geschick den damaligen Millionären wie dem Wall-Street-Tycoon J. P. Morgan oder dem Unternehmer und Gründer der Walldorf-Astoria-Hotels, John Jacob Astor, enorme Geldsummen aus der Tasche. Tesla versank schließlich in einem Meer von Patentund anderen juristischen Streitigkeiten.
    Was waren das für Menschen, die sich einer Aufgabe bedingungslos verschrieben und alles dafür taten, sie zu erfüllen? Die in diesem Buch beschriebenen Helden waren fast ausnahmslos sehr gute bis ausgezeichnete Schüler und Studenten. Heute würde man sie wohl als hochbegabt einstufen. Auffällig oft widersetzten sie sich in jungen Jahren den Berufswünschen der Eltern, die ihren Kindern unbedingt eine Ausbildung mit sicheren Zukunftsaussichten zukommen lassen wollten, zum Beispiel als Jurist. Doch Vorsicht vor dem unzulässigen Umkehrschluss: Nicht alle Jugendlichen, die sichihren Eltern widersetzen, sind hochbegabt und steuern auf eine große Karriere zu.
    Der entscheidende Gedanke, der das Leben der hier vorgestellten Persönlichkeiten bestimmte, setzte sich schon früh in deren Köpfen fest. Lilienthal ließ sich vom eleganten Flug der Störche verzaubern, Wegener wurde beim Blick in einen Atlas stutzig, und Babbage störte sich an dem stupiden und fehleranfälligen Ausrechnen mittels Logarithmentafeln. Kleine Ursache, große Wirkung – wie so oft im Leben.
    Auffällig ist auch, dass an einige Erfindungen große Erwartungen zum Erringen eines Weltfriedens geknüpft wurden. So glaubten viele Menschen im 19. Jahrhundert, dass die unmittelbare Kommunikation mit Telegrafen und später Telefonen über alle räumlichen Grenzen hinweg den Dialog zwischen den Völkern verbessern und so auch automatisch in eine Ära des weltweiten Verstehens und des Friedens führen würde. Stattdessen entwickelte sich der Telegraf rasch zu einem militärstrategisch wichtigen Instrument, zuerst im Krimkrieg (1853–1856), dann im amerikanischen Bürgerkrieg (1861 bis 1865), während dem 24000 Kilometer Leitungen verlegt wurden, und anschließend im deutsch-französischen Krieg 1870/71.
    Auch Nikola Tesla dachte an Frieden. Als er seiner Idee von der weltumspannenden Energie nachging, war er davon überzeugt, dass »die vollkommene Aufhebung der Entfernung von allen Errungenschaften der Menschheit am meisten herbeigesehnt wird und den weltweiten friedlichen Beziehungen am förderlichsten wäre«. Und der ohnehin dem Krieg abgeneigte und sozialistischen Ideen nahestehende Otto Lilienthal glaubte, dass Flugzeuge einen Wandel in der kriegerischen Geschichte der Menschheit einleiten können: »Die Grenzen der Länder würden ihre Bedeutung verlieren, weil sie sich nicht mehr absperren lassen … und das zwingende Bedürfnis, die Streitigkeiten der Nationen auf andere Weise zu schlichten als dem blutigen Kämpfen um die imaginär gewordenen Grenzen,würde uns den ewigen Weltfrieden verschaffen.« Grenzen überwinden heißt Frieden schaffen, glaubte man. Im Zeitalter von Interkontinentalraketen und Cyberattacken im Internet sind solche naiven Gleichungen längst passé.
    Nicht zuletzt ist das Scheitern beileibe nicht den Großen der Weltgeschichte vorbehalten; es ist eine zutiefst menschliche Erfahrung. Sie gehört zum Leben wie der Erfolg. Auf Künstler trifft dies ganz besonders zu: »Scheitern ist mein täglich Brot«, sagte einmal der Maler Albert Oehlen. Entscheidend ist, wie man mit dem Scheitern umgeht. Lässt man sich entmutigen und kapituliert oder lernt man daraus und geht vielleicht sogar gestärkt aus der Niederlage hervor? »Das Scheitern ist im Grunde ein integraler Bestandteil bei jedem Schaffen«, schrieb die Autorin Tanja Dückers. Die Helden in diesem Buch haben sich nicht unterkriegen lassen, auch wenn sie ihr Ziel nie erreichten. Auf sie trifft eines der berühmtesten Zitate des Scheiterns zu, das der irische Schriftsteller Samuel Beckett in der Erzählung ›Worstward Ho‹ schrieb: »Ever tried. Ever failed. No matter. Try again. Fail again. Fail better – Immer versucht. Immer gescheitert. Einerlei. Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern.« Und man möchte hinzufügen: ehrenvoll scheitern.
    Thomas Bührke, Schwetzingen, Frühjahr 2012

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