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Genial gescheitert - Schicksale großer Entdecker und Erfinder

Genial gescheitert - Schicksale großer Entdecker und Erfinder

Titel: Genial gescheitert - Schicksale großer Entdecker und Erfinder
Autoren: Thomas Buehrke
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»Ich habe der Welt eine große Erfindung geschenkt, anderen muss ich es überlassen, sie weiterzuführen.« 2 Tatsächlich wird vor allem der britische Sprachtherapeut Alexander Graham Bell den Siegeszug des Telefons begründen. Reis’ Ehefrau Margarethe und ihre zwei Kinder erheben nie finanzielle Ansprüche und leben in bescheidenen Verhältnissen. Erst später spricht ihr das Reichspostamt eine jährliche Beihilfe von 1000 Mark zu.
    *
    Als Philipp Reis am 7. Januar 1834 im hessischen Gelnhausen zur Welt kam, war auch der Tod nicht fern. Seine Mutter starb bereits ein Jahr später im Alter von nur 23 Jahren, der Vater – Bäcker und Kleinbauer – folgte seiner Frau neun Jahre später. Er wurde nur 39 Jahre alt. Bis dahin kümmerte sich neben dem Vater die Großmutter um Philipp. Sie blieb ihm wegen ihrer Belesenheit und der Gabe, Geschichten erzählen zu können,im Gedächtnis. In der Volksschule von Gelnhausen erwies sich der Junge als schlauer Kopf, weswegen ihn die Lehrer zur weiteren Ausbildung auf eine höhere Schule empfahlen. So gelangte er an das Knabeninstitut Garnier im 75 Kilometer entfernten Friedrichsdorf, das zu Philipps neuer Heimat wurde.
    Dort fesselten ihn insbesondere Englisch und Französisch. Letztere war Umgangssprache, weil Friedrichsdorf von Hugenotten aus dem Nachbarland geprägt war. Philipp war für sein Alter sehr klein, aber er lernte leicht und gern, weswegen ihn alle Lehrer sehr mochten.
    Als Philipp mit 14 Jahren den Abschluss erwarb, starb seine Großmutter, so dass der gesetzliche Vormund, Philipps Patenonkel, über sein weiteres Schicksal entscheiden musste. Dieser schickte ihn nach Frankfurt am Main an das Hassel’sche Institut, wo er nun auch Latein und Italienisch lernte, doch bald schon begann Philipp sich zunehmend für Naturwissenschaften und Mathematik zu interessieren. Da er hierfür offenbar eine besondere Begabung besaß, empfahlen die Lehrer eine Überweisung an das Polytechnikum in Karlsruhe. Aber Philipps Onkel war dagegen. Er bestand darauf, dass der Junge eine Kaufmannslehre absolvierte. Philipp willigte missmutig ein, teilte seinem Onkel aber trotzig mit, er werde später auf jeden Fall seine wissenschaftlichen Studien fortsetzen. Das gelang ihm sogar schneller als gedacht.
    In der Frankfurter Farbwarenhandlung Beyerbach machte Philipp seine Ausbildung so gut und gewissenhaft, dass ihm der Inhaber erlaubte, nebenbei Privatunterricht in Mathematik zu nehmen und wissenschaftliche Vorträge zu hören. Vor allem aber durfte er sich im Lager der Firma eine kleine Werkstatt einrichten. Hier baute er sich Rollschuhe mit Bleirädern, mit denen er auf Chausseen spazieren fuhr. Aufsehen erregend dürfte auch ein Veloziped gewesen sein, ein Holzkasten auf drei Rädern, der sich mit einer Hebelvorrichtung antreiben ließ. Damit soll er von Frankfurt über Hanau bis nach Gelnhausengefahren sein – eine Strecke von mehr als fünfzig Kilometern. Weniger erfolgreich verliefen verständlicherweise die Konstruktionsversuche für ein perpetuum mobile .
    Schließlich trat der 19-jährige Reis in ein Privatinstitut ein, um sich in den Naturwissenschaften weiterzubilden. In dieser Polytechnischen Vorschule hielt er bald selbst Vorträge, vor allem über geografische Themen. Dies gelang ihm so gut und bereitete ihm so viel Freude, dass er beschloss, Lehrer zu werden.
    Mit zwanzig Jahren verließ Reis das Polytechnikum. Zunächst unternahm er mit dessen Leiter eine Reise in die Schweiz, an die er einen Besuch der Industrieausstellung in München anschloss. Bei diesem Unternehmen kam Reis auf seine bahnbrechende Idee. Angesichts einer langen Reihe von Telegrafenmasten durchfuhr ihn der Gedanke, ob es nicht möglich sei, musikalische Töne auf elektrischem Wege zu übertragen. Tatsächlich unternahm er wohl auch einige Versuche dazu. Die waren allerdings wegen unzureichender Physikkenntnisse, wie er selbst später schrieb, zum Scheitern verurteilt.
    Den Winter 1854 nutzte Reis für Privatstudien, bevor er bei den hessischen Jägern in Kassel seinen wenig glorreichen Militärdienst leistete. Nach einer Auseinandersetzung mit den Vorgesetzten verließ er das Militär und bezahlte stattdessen lieber einen Ersatzmann. Für den Fortgang der Weltgeschichte war dies allemal die richtige Entscheidung.
    Nach weiteren Privatstudien in Frankfurt besuchte Reis im Frühjahr 1858 in Friedrichsdorf seinen ehemaligen Lehrer Garnier. Als er ihm erzählte, er wolle Lehrer werden, bot Garnier ihm
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