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Genesis Secret

Genesis Secret

Titel: Genesis Secret
Autoren: Tom Knox
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bewässerte Felder zu sehen waren, öffnete sich Radevan wie die Landschaft.
    »Ist nicht gut.«
    »Das müssen Sie mir genauer erklären.«
    »Göbekli Tepe könnte reich sein. Könnte kurdisches Volk reich machen.«
    »Aber?«
    Aufgebracht paffte Radevan an seiner dritten Zigarette. »Sehen Sie diese Dorf, diese Leute?«
    Rob schaute aus dem Fenster. Sie fuhren durch ein kleines Dorf. Lehmhütten, offene Abflussgräben, schmutzige Kinder, die inmitten von Abfällen spielten. Die Kinder winkten dem Taxi nach. Hinter dem Dorf kam ein Baumwollfeld, auf dem Frauen mit lavendelfarbenen Kopftüchern in der staubigen Hitze gebückt in Staub und Schmutz arbeiteten.
    Radevan schnalzte mit der Zunge. »Kurden sind arm. Ich, ich bin Taxifahrer. Obwohl ich Sprachen kann! Trotzdem Taxifahrer.«
    Rob nickte. Er wusste von der Unzufriedenheit der Kurden. Den separatistischen Bestrebungen.
    »Türkische Regierung, sie schaut, wir bleiben arm.«
    »Schön und gut«, sagte Rob. »Aber was soll das mit Göbekli Tepe zu tun haben?«
    Radevan warf die Kippe aus dem Fenster. Sie fuhren wieder durch offenes Land; der klapprige Toyota holperte über eine steinige unbefestigte Straße. In der Ferne schimmerten blaue Berge durch die Hitzeschlieren.
    »Göbekli Tepe könnte sein wie Pyramiden oder wie … Stonehenge. Aber sie halten alles geheim. Es könnten viel Touristen kommen, kurdischem Volk Geld bringen, aber nein. Türkische Regierung sagt nein. Nicht mal Schilder oder Straßen gibt es. Wie streng geheim.« Er hustete und spuckte aus dem Fenster, dann kurbelte er es hoch, um den aufgewirbelten Staub abzuhalten.
    »Göbekli Tepe nicht gut«, sagte er noch einmal, dann verstummte er.
    Rob wusste nicht, was er sagen sollte. Vor ihm wellten sich flache gelbbraune Hügel Syrien entgegen. Er konnte ein weiteres kurdisches Dorf sehen, über dessen Wellblechdächer sich ein schlankes braunes Minarett erhob, wie der Wachturm eines Gefangenenlagers. Rob wollte sagen, wenn irgendetwas die Kurden bremste, wären es möglicherweise ihre Traditionen, ihre Abschottung und ihre Religion. Aber er konnte sich nicht vorstellen, dass Radevan das hören wollte.
    Sie fuhren schweigend weiter. Die Straße wurde schlechter und die Halbwüste unwirtlicher. Schließlich bog Radevan um eine Kurve, und Rob blickte auf. Ein einsamer Maulbeerbaum zeichnete sich scharf gegen den wolkenlosen Himmel ab. Radevan nickte, sagte: »Göbekli«, und hielt abrupt an. Er drehte sich um und grinste. Seine gute Laune schien zurückgekehrt. Dann stieg er aus und öffnete Rob die Tür wie ein Chauffeur, was Rob etwas peinlich war. Er wollte keinen Chauffeur.
    Radevan stieg wieder ein und griff nach einer Zeitung, in der groß das Foto eines Fußballspielers prangte. Anscheinend wollte er warten. Rob verabschiedete sich und sagte: »Drei Stunden?« Radevan lächelte.
    Rob drehte sich um und ging den Hügel hinauf. Als er den höchsten Punkt erreichte, lagen hinter ihm dreißig Kilometer staubige Dörfer, karge Wüste und hitzegebackene Baumwollfelder. Doch direkt vor ihm bot sich ein überraschender Anblick. Inmitten der ausgedörrten Trostlosigkeit lagen unvermittelt sieben Hügel. Und auf dem größten von ihnen sah man Dutzende von Arbeitern und Archäologen. Träger brachten Eimer voller Sand und Steine weg, die andere mit Schaufeln abgetragen hatten. Dazwischen standen Zelte und Bulldozer und Theodoliten herum.
    Rob kam sich wie ein Eindringling vor, als er weiterging. Einige der Männer hatten zu schaufeln aufgehört und sich neugierig nach ihm umgedreht. Gerade als es ihm richtig peinlich zu werden begann, kam ein freundlich lächelnder Europäer um die fünfzig auf ihn zu. Rob erkannte Franz Breitner.
    »Willkommen«, sagte der Deutsche leutselig, als würde er Rob bereits kennen. »Sind Sie der Journalist aus England?«
    »Ja.«
    »Sie sind ein echter Glückspilz.«

4
     
    Im Foyer des St. Thomas’ Hospital herrschte die übliche Hektik. Detective Chief Inspector Mark Forrester bahnte sich seinen Weg an geschäftigen Krankenschwestern vorbei, an schwatzenden Angehörigen und alten Frauen im Rollstuhl mit Tropfgestell und fragte sich schon zum dritten Mal an diesem Morgen, ob er über sich brächte, was zu tun seine Pflicht war.
    Er musste einen verstümmelten Mann aufsuchen. Das war hart. Er hatte mit seinen zweiundvierzig Jahren, von denen er zehn bei der Kriminalpolizei war, schon in einigen brutalen Verbrechen ermittelt, aber dieser Fall hatte etwas ganz besonders
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