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Genesis Secret

Genesis Secret

Titel: Genesis Secret
Autoren: Tom Knox
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sollte man sich da zusätzlich den Stress machen, nachts irgendwelchem seltsamen Gestöhne auf den Grund gehen zu wollen? Außerdem war Alan betrunken: Er bildete sich alles nur ein.
    Doch dann hörte er es wieder: ganz deutlich. Das schreckliche, durch und durch gehende Stöhnen eines Menschen, der starke Schmerzen hatte. Fast hörte es sich an, als sagte jemand »Hilfe«. Nur dass es wie »Iiiilllfffää« herauskam.
    Was zum Teufel sollte das? Alan brach der Schweiß aus. Er bekam es mit der Angst zu tun. Eigentlich wollte er nicht wissen, was für ein Mensch - was für ein Ding - so ein Geräusch machen konnte. Und doch musste er es herausfinden. All seine moralischen Reflexe forderten ihn auf, zu helfen.
    Er stand im Regen und dachte an seine Mom. Was würde sie sagen? Sie würde ihm klarmachen, dass er keine Wahl hatte. Es war der moralische Imperativ. Jemand hat Schmerzen. Also hilft man ihm!
    Er schaute nach links. Die Stimme schien von einer Reihe alter georgianischer Häuser mit dunkelvioletten Backsteinen und gediegenen alten Fenstern zu kommen. An einem der Häuser war ein Schild angebracht, eine im Regen glänzende Holztafel.
    The Benjamin Franklin Museum. Er hatte keine genaue Vorstellung, wer Benjamin Franklin war. Irgend so ein Ami jedenfalls; Schriftsteller oder so was Ähnliches. Aber das tat jetzt nichts zur Sache. Er war sich ziemlich sicher, dass das Stöhnen aus diesem Haus kam, weil die Tür einen Spalt weit offen stand. Um fünf Uhr, an einem Samstagmorgen.
    Hinter der halboffenen Tür konnte Alan einen schwachen Lichtschein erkennen. Er ballte die Fäuste; einmal und noch einmal. Dann ging er auf die Tür zu und drückte dagegen.
    Sie schwang auf. In der Diele dahinter war es vollkommen still. In einer Ecke war die Kasse, ein Tisch mit Broschüren und ein Schild mit einem Pfeil und der Aufschrift: Videovorführung. Die Diele war von ein paar Nachtlichtern notdürftig beleuchtet.
    Im Museum war nichts Ungewöhnliches zu sehen. Gut, die Tür hatte offen gestanden, aber ansonsten war es vollkommen still. Nichts deutete auf einen Einbruch hin.
    »Errrrrlmmng…«
    Da war es wieder. Das grausige Stöhnen. Und jetzt war deutlich zu hören, woher es kam: aus dem Keller.
    Alan spürte, wie sich Klauen der Angst um sein Herz krallten. Aber er kämpfte dagegen an und ging entschlossen auf eine Holztreppe im hinteren Teil der Diele zu. Er stieg die knarrenden Stufen hinunter und betrat einen niedrigen Keller.
    Von der Decke hing eine nackte Glühbirne. Das Licht war gedämpft, aber hell genug. Alan blickte sich um. Ihm fiel nichts Ungewöhnliches auf - bis auf eines. In einer Ecke war vor kurzem der Boden aufgegraben worden. Ein großes schwarzes Loch klaffte mindestens einen Meter tief in der dunklen Londoner Erde. Und dann sah Alan das Blut.
    Es war unmöglich, es nicht zu sehen: Die große Lache war leuchtend rot und breitete sich über etwas sehr Weißem aus. Über einem weißen Knäuel.
    Was war dieses Weiße? Federn? Schwanenfedern? Was?
    Alan ging darauf zu und stieß mit der Schuhspitze dagegen. Es waren Haare, wahrscheinlich Menschenhaare. Ein Häufchen weißes Menschenhaar. Und das Blut wirkte daraufgeklatscht wie Kirschsoße auf ein Zitronensorbet. Wie der Abgang eines Schafes im Schnee.
    »lllllpffff!«
    Das Stöhnen war jetzt ganz nah. Es kam aus dem Raum nebenan. Wieder kämpfte Alan gegen seine Angst an und schlich durch die kleine, niedrige Tür, die in den nächsten Kellerraum führte.
    Dort war es, abgesehen von dem schmalen Spalt Licht, den die Glühbirne warf, sehr dunkel. Das beängstigende Stöhnen füllte den ganzen Raum. Alan tastete über die Wand neben der Tür, drückte auf den Lichtschalter und überflutete den Keller mit Helligkeit.
    In der Mitte lag ein alter Mann auf dem Boden. Er war nackt, und sein Kopf war vollkommen kahl und mit zahlreichen Schnitten und Aufschürfungen übersät. Daher kam also das weiße Haar. Sie hatten dem Mann den Kopf rasiert - und das offenbar äußerst unsanft. Wer auch immer sie waren.
    Dann bewegte sich der alte Mann. Sein Gesicht war von der Tür abgewandt gewesen, doch nun drehte er sich herum und sah Alan an. Der Anblick ging Alan durch Mark und Bein. Er zuckte zusammen. Aus den Augen des Mannes sprach unbeschreibliches Entsetzen. Weit aufgerissen und stark gerötet, starrten sie ihn außer sich vor Schmerzen an.
    Alans Rausch war schlagartig verflogen. Er fühlte sich stocknüchtern. Jetzt konnte er sehen, warum der Mann solche Schmerzen
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