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Genesis Secret

Genesis Secret

Titel: Genesis Secret
Autoren: Tom Knox
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Beunruhigendes an sich.
    Als er den Wegweiser zur Intensivstation entdeckte, stieg Forrester energisch eine Treppe hinauf, ging zum Empfang der Station, hielt einem hübschen Mädchen seinen Dienstausweis unter die Nase - und wurde erst einmal aufgefordert zu warten.
    Wenige Augenblicke später kam ein chinesisch aussehender Arzt auf ihn zu, der gerade seine Gummihandschuhe abstreifte.
    »Doktor Sing?«
    »Inspector Forrester?«
    Forrester nickte und schüttelte dem Doktor die Hand. Dieser erwiderte den Gruß eher zaghaft, als hätte er schlechte Nachrichten für seinen Besucher. Forrester spürte, wie ein Anflug von Panik in ihm aufstieg. »Ist er noch am Leben?«
    »Ja. Gerade noch.«
    »Und was genau ist nun mit ihm passiert?« Der Arzt schaute auf einen Punkt irgendwo über Forresters Schulter. »Totale Glossektomie.«
    »Wie bitte?«
    Ein ärztliches Seufzen.
    »Sie haben ihm die Zunge herausgeschnitten. Vollständig. Mit einer Schere …«
    Forrester schaute durch die Glastüren zu dem eigentlichen Warteraum. »Dass es schlimm war, habe ich bereits gehört, aber …« Irgendwo da drinnen, hinter dieser Tür, war sein einziger Zeuge. Noch am Leben. Aber ohne Zunge.
    Der Arzt schüttelte den Kopf. »Der Blutverlust war enorm. Nicht nur wegen seiner … Zunge. Sie haben ihm auch ein Zeichen in die Brust geritzt. Und den Kopf geschoren.«
    »Sie glauben also…?«
    »Ich glaube, wenn sie nicht gestört worden wären, hätten sie ihn noch übler zugerichtet.« Der Arzt sah Forrester an. »Was ich damit sagen will, ist: Wenn die Alarmanlage dieses Autos nicht losgegangen wäre, hätten sie ihn wahrscheinlich umgebracht.«
    Forrester atmete geräuschvoll aus. »Ein Mordversuch also.«
    »Sie sind der Polizist.« In die Miene des Arztes schlich sich Ungeduld.
    Forrester nickte. »Kann ich ihn sehen?«
    »Zimmer siebenunddreißig. Aber nur kurz, bitte.«
    Forrester schüttelte dem Arzt wieder die Hand, obwohl er nicht wusste, warum. Dann ging er durch die Glastür, vorbei an einem mit Urinflaschen beladenen Rollwagen und klopfte an die Tür von Zimmer siebenunddreißig. Alles, was er hören konnte, war ein Stöhnen. Was sollte er tun? Dann fiel ihm ein, dass man dem Mann die Zunge herausgeschnitten hatte. Seufzend öffnete Forrester die Tür. Es war ein schlichtes kleines Krankenzimmer mit einem an der Wand befestigten Fernsehgerät. Der Fernseher war ausgeschaltet. Es roch nach Blumen und etwas Schlimmerem. Im Bett lag ein alter Mann, der Forrester verstört anstarrte. Sein kahlgeschorener Schädel war von Schnitten und Abschürfungen überzogen. Forrester fühlte sich an eine Bahnstreckenkarte erinnert.
    Der Mund des Mannes war geschlossen, aber in den Mundwinkeln konnte man noch Reste von geronnenem Blut erkennen, wie vertrocknete Soße an einer alten Ketchupflasche. Der Oberkörper war in einen dicken Verband verpackt. »David Lorimer?«
    Der Mann nickte. Er starrte und starrte.
    Es war dieser leicht irre Blick, der Forrester aus der Fassung brachte. Er hatte schon einige verängstigte Gesichter gesehen, aber das blanke Entsetzen, das ihm aus den Augen dieses Mannes entgegensprang, war eine Sache für sich.
    David Lorimer murmelte etwas. Dann begann er zu husten, und kleine Bluttröpfchen kamen aus seinem Mund. Forrester bekam heftige Schuldgefühle. »Entschuldigen Sie.« Er hob die Hand. »Ich möchte Ihnen keine Umstände machen. Ich wollte nur … etwas überprüfen…«
    Der Mann hatte Tränen in den Augen, wie ein verängstigtes Kind. »Sie haben Fürchterliches durchgemacht, Mister Lorimer. Wir … ich … ich möchte Ihnen nur sagen, dass wir alles tun werden, um diese Leute zu fassen.«
    Seine Worte waren lächerlich unangemessen. Dieser Mann war auf brutalste Art und Weise verstümmelt worden. Man hatte ihm mit einer Schere die Zunge herausgeschnitten, mit einem Messer tiefe Schnitte in die Brust geritzt. Forrester kam sich wie ein Vollidiot vor. Was er sagen wollte, war: »Wir schnappen uns diese Schweine«, aber auch für so einen Spruch schien ihm dieses Zimmer nicht der richtige Ort. Schließlich setzte er sich auf einen Plastikstuhl am Fußende des Betts und lächelte den Mann an, um ihn zu beruhigen.
    Das schien zu funktionieren. Nach ein, zwei Minuten wirkte der Blick des Mannes nicht mehr ganz so entsetzt. Er deutete mit der Hand auf ein paar Bogen Papier auf seinem Nachttisch. Forrester stand auf und griff danach. Es waren mehrere von Hand beschriebene Blätter.
    »Von Ihnen?«
    Der Mann nickte.
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