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Generation Gold

Generation Gold

Titel: Generation Gold
Autoren: Jürgen Müller
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Zahl der 20- bis 65-Jährigen in Deutschland von 40,8 Millionen. Ebenfalls ist die, wie wir noch sehen werden, exponentiell steigende Zinslast nicht eingerechnet, die definitiv eine ständig steigende Zuzahlung des Bundes ausschließen wird. Mithin ist die gezeigte Rechnung als konservativ zu betrachten. Es errechnet sich also eine Rentenlücke von mindestens 50 Prozent, wobei die Betonung auf »mindestens« liegen muß. Auch das Gutachten des Sozialbeirates zum Rentenversicherungsbericht der Bundesregierung 2005 sagt zum Jahr 2019 ein Sicherungsniveau von nur noch 46,3 Prozent voraus [1.24].
    Um es nochmals zu wiederholen: Die präsentierte Rechnung ist lediglich eine ein f ache Umrechnung bestehender Zahlen und Prognosen. Der Autor ist kein Renten- oder Sozialversicherungsexperte und erhebt auch nicht den Anspruch, dies zu sein. Die gezeigten Zahlen sollen lediglich zeigen, wie dramatisch der Einbruch der aus dem heutigen System noch zu erwartenden Rente ist, die der »Generation Gold« allein aufgrund der kommenden Bevölkerungsentwicklung bleiben wird.
    Herrn Adenauer in allen Ehren, doch daß die Leute sowieso und immer Kinder bekommen würden, ist eine klare These der Vergangenheit. Kinder zu bekommen und zu erziehen stellt heute nur noch eine Lebensoption unter mehreren dar. Früher, als es noch kein Rentensystem gab, waren einzig Kinder die Absicherung für das Alter, sodaß eine zwingende Notwendigkeit bestand, diese auch in die Welt zu setzen. Man könnte also durchaus argumentieren, daß der Sozialstaat mit seinem scheinbaren Rundum-Sorglos-Paket von der Wiege bis zur Bahre sein eigenes Ende bereits in sich trägt und nie eine dauerhafte Lösung für ein gesamtstaatliches Gebilde sein kann.
    Eine vertiefende Behandlung des Themas finden Sie z.B. in dem Buch von Hans-Werner Sinn Ist Deutschland noch zu retten? ( Kapitel 7 »Land der Greise«) [1.25]. Prof. Sinn ist u.a. Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit, der bereits im Dezember 2000 in einem offenen Brief an den damaligen Wirtschaftsminister Werner Müller seine Stellungnahme abgab. Geprüft, und als verfehlter Vorschlag bezeichnet, wurde insbesondere die Absicht, das Rentenniveau von 70 Prozent auf lediglich 67 Prozent zu senken. In der Begründung zu dieser ablehnenden Haltung heißt es wie folgt:

    »Die Festlegung auf ein Rentenniveau von 67 Prozent nährt die Illusion, die umlagefinanzierte gesetzliche Rentenversicherung könne den demographischen Wandel mit einer nur geringfügigen Senkung des Rentenniveaus bewältigen. [...] Eine zunehmende Finanzierung der gesetzlichen Renten durch Steuern ist kein Ausweg aus diesem Dilemma, weil die Steuern genauso wie die Beiträge aus den laufenden Einkommen gezahlt werden müssen .« [1.26]

    Daß, wie wir zuvor aus dem Bundessozialministerium gehört haben, der weitere Verlauf der Rentenversicherung alleinig von der Konjunkturentwicklung abhängen sollte, dürfte aufgrund der hier präsentierten Begründungen klar widerlegt worden sein.

    Ein weiterer wichtiger Gesichtspunkt dieser demographischen Entwicklung aus der Sicht eines Politikers ist der bereits von Adenauer ausgesprochene Wahlfaktor. Als Politiker, der Mehrheiten und Wahlen gewinnen will und muß, wird man in Zukunft immer weniger eine gegen die Interessen der Rentner gerichtete Politik verfolgen können, da diese einen immer größeren Teil der Wahlberechtigten stellen werden. Ihr Anteil an den Wahlberechtigten wächst von heute ca. 17 Prozent auf knapp 30 Prozent im Jahre 2050. Eine notwendige und hinreichende Reform unseres Rentensystems, d. h. eine klare Absenkung der Rentenbezüge auf z. B. 50 Prozent, ist also mit jedem Jahr, das vergeht, politisch unwahrscheinlicher. Es wird nach menschlichem Ermessen daher stets bei Flickschusterei und halbherzigen Maßnahmen, wie z. B. der Absenkung des Rentenniveaus auf 67 Prozent zum Zeitgewinn bis zur nächsten Wahl, bleiben. Daß dies volkswirtschaftlich völlig unverantwortlich ist, bedarf keiner weiteren Erläuterung. Die Rechnung wird den Menschen eines Tages präsentiert werden, und je weiter dieser Tag in der Zukunft liegt, um so tiefer wird der wirtschaftliche und gesellschaftliche Absturz sein.

1.7 Rechtmäßigkeit des Rentensystems

    »Es stimmt aber, daß wir einen Renditeverfall in der gesetzlichen Rentenversicherung haben, und dagegen müssen wir etwas tun.«
    Bert Rürup in einem Interview mit der Berliner Zeitung vom 9. August 2003
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