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Generation Gold

Generation Gold

Titel: Generation Gold
Autoren: Jürgen Müller
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letzten Kritikpunkt kann man anführen, daß der Personenkreis der Selbständigen nicht in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlt, ihnen also die Entmündigung der abhängig Beschäftigten nicht widerfährt, was gegen den Gleichheitsgrundsatz verstoßen könnte.
    Eine mögliche Erklärung des zuletzt genannten Punktes könnte jedoch wie folgt aussehen:
    Stellen wir uns vor, jeder Arbeitnehmer würde sofort aus der gesetzlichen Rentenversicherung entlassen werden und könnte fortan selbst für seine Altersvorsorge privat sparen. Wie wir bereits im vorigen Abschnitt gesehen haben, beträgt das durchschnittliche Einkommen derzeit ca. 2950,- Euro pro Monat. Nehmen wir weiter an, daß ein solcher Durchschnittsverdiener nun selbst pro Monat 575,- Euro (d. h. wieder die 19,5 Prozent seines Einkommens) mit einer Verzinsung von fünf Prozent langfristig ansparen würde.
    Das nach 45 Jahren zu erwartende Ergebnis wäre aufgrund des Zinseszins-Effektes eine Summe von erstaunlichen 1,15 Millionen Euro. Das heißt, unser Durchschnittsverdiener wäre am Ende seines Arbeitslebens Durchschnitts-Millionär und könnte wahrscheinlich bequem von seinen Zinsen leben, ohne seinen Kapitalstock überhaupt angreifen zu müssen. Was aber wäre das Ergebnis? Der Sohn oder die Tochter unseres Durchschnittsverdieners würde irgendwann diese Millionen erben und wahrscheinlich sofort aufhören zu arbeiten oder, noch besser, erst gar nicht damit anfangen. Zu Ende gedacht, würde dies also bedeuten, daß innerhalb nur zweier Generationen niemand mehr arbeiten würde, da ja jeder bereits Millionär wäre und von seinen Zinsen leben könnte.
    Man sieht bereits an diesem einfachen Beispiel, daß eine ausschließlich privat aufgebaute Kapitalrente in einem monetären Zinssystem volkswirtschaftlich auch nicht sehr lange funktionieren könnte. Wenn keiner mehr arbeitet, wo soll dann noch das zu erwirtschaftende Sozialprodukt zur Zahlung der Zinsen herkommen?
    Es könnte also grundsätzliches und notwendiges Prinzip sein, der Masse der Bevölkerung den Gutteil ihrer Wirtschaftsleistung irgendwie wieder abzunehmen, sodaß sie nie so viel freies Kapital zur Verfügung hat, um innerhalb ihres Arbeitslebens von der proletarischen zur kapitalistischen Einko mm ensklasse wechseln zu können.
    Daher ist es auch gesamtwirtschaftlich geradezu notwendig, daß es zahlenmäßig wenige, aber dafür um so reichere »Super-Milliardäre« gibt, die die Zinsströme immer weiter an sich binden. Mit anderen Worten: Das Rentensystem, das den Arbeitnehmern ohne Alternative ein Fünftel ihrer Wirtschaftsleistung nimmt, ist ein gewolltes Umverteilungsprinzip von jungen Armen zu alten Armen.
    In diese Kerbe der gewollten Umverteilung schlägt auch die Erbschaftsteuer, da hier bei der Entstehung bzw. Erarbeitung bereits besteuertes Kapital nochmals besteuert wird.

1.8 Gesundheitswesen und Pflegeversicherung

    »Die Finanzreserve dürfte auf Basis der Entwicklung im Jahr 2004 bis in das Jahr 2008 reichen, ohne daß eine Anhebung des Beitragssatzes nötig wird.«
    Ulla Schmidt, Bundessozialministerin [1.30]

    Steigende Lebenserwartung der Menschen, neu auftretende Krankheiten wie Aids oder Sars sowie neueund hochtechnisierte Behandlungsmethoden lassen die Ausgaben unseres Gesundheitswesens immer weiter steigen. Wurden im Jahr 1992 noch 2020,- Euro je Bundesbürger für dessen Gesundheit ausgegeben, so waren es im Jahr 2003 bereits 2900,- Euro [1.31]. Dies entspricht einem gleichmäßigen Anstieg von ungefähr 79,- Euro pro Jahr und pro Kopf.
    Rechnet man diese Größe für die Zukunft weiter, und multipliziert man diese mit den Zahlen der prognostizierten Bevölkerungsentwicklung (Abbildungl.8), kommt man auf die folgende Kostenentwicklung:

    Man erkennt, daß, obwohl die Bevölkerung zahlenmäßig schrumpfen wird, die Kosten für das Gesundheitswesen weiter gleichmäßig bis auf 500 Milliarden Euro im Jahr 2050 steigen könnten. Allein dies entspricht dem Doppelten des gesamten heutigen Bundeshaushaltes.
    Welche Kosten auf die Pflegeversicherung in Zukunft noch zukommen werden, kann alleine daran abgeschätzt werden, wenn wir uns die bereits genannten demographischen Verschiebungen in der Alterspyramide unserer Gesellschaft nochmals vergegenwärtigen. Im März 2005 schrieb Die Welt, daß die Pflegeversicherung das Jahr 2004 mit einem Defizit von 820 Millionen Euro abgeschlossen hatte [1.32]. Im Jahr 2005 sank dieses Defizit laut Gesundheitsministerium jedoch auf 360
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