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Generation A

Generation A

Titel: Generation A
Autoren: Douglas Coupland
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und Zugriff auf die geostationären Echtzeitüberwachungssatelliten der DEA.
    Es hätte von meiner Seite durchaus was Längerfristiges mit Carly werden können, doch sie verlangte, dass ich mir meinen Pferdeschwanz abschneide und ihn Lochs of Love spende. Und tschüss, Carly! Warum ich Zugang zu einer Echtzeitsatellitenkamera haben wollte? Für meine Kunst natürlich.
    An dem Tag also, an dem ich von dieser verdammten Biene gestochen wurde, war ich draußen mit Maizie, einem derart luxuriösen Mähdrescher, dass ein Kreuzfahrtschiff für Schwule daneben arm aussehen würde. Ich war nackt, und warum nicht! Die ergonomisch eingerichtete Fahrerkabine war voll klimatisiert; ihr aus einem Stück gefertigter Rahmen, Gummidichtungen und schallabsorbierende Materialien reduzierten den Geräuschpegel auf nahe null. Rundumverglasung ließ mich einen Besucher früh genug auf meine Farm kommen sehen, um mir schnell ein Paar Shorts überzuziehen.
    Außerdem hörte ich gerade irgendeine angesagte Band aus Luxemburg, dem Vatikan, Liechtenstein oder von den Falklandinseln, jedenfalls einem dieser Länder, die so klein sind, dass ein nicht unwesentlicher Teil ihres Bruttoinlandsprodukts durch den Verkauf von Briefmarken an Sammler und Einnahmen durch nanotrendige Indierockbands zustande kommt.
    Ich hatte meine vier Plasmafernseher laufen, auf 1 die NFL, auf 2 irgend so eine durchgeknallte koreanische Gameshow, in der die Leute Tierkostüme trugen, um Preise zu gewinnen, die wie aufblasbare Plastikbuchstaben aussahen, auf 3 die Echtzeitansicht der DEA von meiner Farm und auf 4 eine Satellitenverbindung zu einem Freak namens Charles, der bei BBDO in Singapur arbeitet, wo er Werbeminuten für das Satellitenfernsehen einkauft. Charles zahlt mir hundert Dollar die Stunde dafür, mich nackt in meiner Fahrerkabine arbeiten sehen zu können. Hatte ich vergessen, das zu erwähnen? Willkommen in der New Economy. Wenn ich noch ein paar Extraeinnahmen damit machen kann, irgendeinen Schnuckel auf der anderen Erdhalbkugel aufzugeilen, wisst ihr was? Da bin ich dabei! Charles, mach deinen Reißverschluss auf. Hosen von Zegna, und das weiß ich, weil ich dein geheimes Online-Profil lese:
    [email protected] . Wie dem auch sei, der sexuelle Teil von Charles' Tagesprogramm schien erledigt zu sein, und wir beide unterhielten uns. Charles lästerte insbesondere über den Staat Iowa und nannte ihn den »Rechteckstaat«. Ich belehrte ihn sofort, dass genau genommen Colorado der rechteckige Staat ist. Charles meinte dazu: »Gut, die Gesamtform ist zwar rechteckig, aber wenn du dir eine Karte mit den Countys von Colorado anguckst, sieht das aus wie ein Haufen Papierfetzen, die von Vorschulkindern aneinandergelegt worden sind, während Iowa in genau 113 sorgfältig ausgerichtete Rechtecke unterteilt ist.«
    »Hör auf, dich über die räumliche Gliederung meines Staates lustig zu machen.«
    »Wach mal auf, CornDog.«
    Okay, vielleicht war ich an dem Tag drauf. (Seid ihr schon irgendwann einem rumänischstämmigen Laboranten begegnet, der nicht käuflich war?) Mein Grundsatz ist, mich nur anzuknallen, wenn das Wetter einen neuen Rekord aufstellt, und abgesehen davon heiß ich nicht CornDog, sondern Zack. Und ich hab kein ADS, ich bin bloß Zack. ADS ist ein Etikett, das mir meine Eltern drangeklatscht haben, um das Gesicht zu wahren, als ihnen klar wurde, dass ich kein Stephen Hawking bin.
    Ich hör die Leute fragen: Wo ist denn Zacks Mutter? Ist Zack ein tapferer Waisenknabe? Nein, Zack hat einen gar nicht altersgemäßen Stiefvater in spe namens Kyle, der in einer Hütte in St. George, Utah, gemeinsam mit Zacks Mutter Jack-Russell-Terrier mit genetischen Defekten züchtet.
    Charles blieb hartnäckig: »Was haben die sich bloß gedacht, CornDog, als sie deinen Staat unterteilt haben?«
    Ich spielte am Zoom der DEA-Satellitenkamera, bis ich ganz Iowa auf dem Bildschirm hatte, und legte dann den Grenzverlauf der politischen Karte drüber. Charles hatte recht, Iowa ist der Rechteckstaat.
    Viel wichtiger aber war, dass ich über diese Echtzeitkamera mein heutiges Meisterwerk im Auge behielt, einen vier Hektar großen Schwanz mit Eiern, den ich in den Mais mähte, um ihn als längst überfälliges Dankeschön an Gott zu schicken, weil er dafür gesorgt hatte, dass ich ausgerechnet in das kulturelle Äquivalent einer dieser Maschinen reingeboren wurde, mit der sie in Baumärkten die Farbe durchschütteln. Ich musste in diesem Jahr Onkel Jay
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