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Generation A

Generation A

Titel: Generation A
Autoren: Douglas Coupland
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lässt sich mitten in einem Maisfeld in Mahaska County, Iowa, auf einem Mähdrescher von einer Biene stechen? Ich Idiot. Herzlich willkommen in Oskaloosa übrigens, mit all den Sehenswürdigkeiten, die den Ort zu einem lohnenden Ausflugsziel machen. Hier gibt es für jeden etwas, angefangen beim historischen Marktplatz mit seinem Musikpavillon über das George-Daily-Kulturzentrum, die preisgekrönte Stadtbücherei bis zur William-Penn-Universität und drei Golfplätzen.
    Das meiste vom letzten Absatz hab ich im Internet geklaut. Was die Homepage der Stadt zu erwähnen vergaß, ist die Meth-Küche (»Labor« klingt so nach Cletus&Brandeen) meines Vaters, die vor ein paar Jahren von der DE A ausgehoben wurde. Dad und die Drogenfahndung sind nie gut miteinander ausgekommen.
    Vor sechs Jahren klaute mein Vater mal völlig verstrahlt in einem Anfall von Paranoia den Büchereibus, dessen Überreste er dann im Sandbunker des vierzehnten Lochs auf dem berühmten Edmundson Park and Golf Course versenkte. In der irrigen Annahme, Überwachungstechnologie der DEA zu vernichten, zündete er den Wagen an und verlor daraufhin seine Augenbrauen, seinen Führerschein, seine Freiheit und sein Besuchsrecht bei meinen beiden Halbschwestern, die in Winnebago County leben.
    Kaum raus aus dem Knast ging er gleich wieder an die Arbeit, und als seine Meth-Küche gebustet wurde, grillte eine herumfliegende Dose kochenden Toluols seinen Hinterkopf. Er verbrachte sechs Wochen im Gefängniskrankenhaus, bis er halbwegs wieder auf den Beinen war. Mein Onkel Jay, Rechtsanwalt und Händler für Emissionszertifikate in Palo Alto, konnte die Kaution überweisen und flog Dad zwecks Therapie seiner Zwangsstörung nach Kalifornien ein. Dad fing sich im Flugzeug an schlecht gereinigten Kopfhörern antibiotikaresistente Staphylokokken ein, die seine Brandwunden infizierten; bis zur Landung auf dem San Fransisco International war ungefähr ein Viertel seines Kopfs zerfressen. So begruben wir Dad, Onkel Jay verkaufte die Hälfte der Farm, und ich bekam dafür von ihm Maizie, den geilsten Mähdrescher der Welt.
    Seit damals schickt Onkel Jay mir einen recht großzügigen Gehaltsscheck dafür, dass ich das Meth-Kochen sein lasse (und nicht den Weg meines Daddys gehe), eine relativ ruhige Kugel schiebe, während ich mich um die Felder kümmere und regelmäßig vor den Augen des unheimlichsten rumänischstämmigen Laborassistenten in ganz Iowa in einen Erlenmeyerkolben pisse (nur für den Fall, dass ich die ersten beiden Bedingungen unserer Vereinbarung vergessen haben sollte). Der Urin wird an Ort und Stelle untersucht, um zu klären, ob ich nicht seit dem Dienstag davor irgendwem die Hand gegeben habe, der einen mit Mohn bestreuten Bagel gegessen hat. Es ist nicht direkt ein Vergnügen, wie ein gesperrter Olympionike behandelt zu werden, aber Onkel Jay macht Cleansein zur Bedingung dafür, dass ich Maizie behalten kann. Echt, jeder, den ich kenne - verdammt, die gesamte Nation - ist pausenlos auf Droge, dumm wie Dreck und hat lebensgefährliches Übergewicht. Normalerweise war ich der perfekte Kandidat für alles drei gewesen, nur darf ich erstens keine Drogen nehmen, wenn ich meinen Scheck will, zweitens bin ich nicht komplett verblödet und doch zumindest flüchtig am Weltgeschehen interessiert, und drittens halte ich Mais für das Böse schlechthin. Versuch mal, in Mahaska County Reis- oder Sojaprodukte zu bekommen. Viel Vergnügen. Man sollte das gleich ins Online-Profil der Stadt aufnehmen:
    Oskaloosas Lebensmittelhändler bieten Ihnen eine Vielzahl von Produkten, die von ihren Herstellern unsichtbar mit einer großen Auswahl von Molekülen auf Maisbasis angereichert wurden. Sollte Ihr Kind vorhaben, Vegetarier zu werden oder sich einem anderen ernährungsbewussten Lebensstil zu verschreiben, werden unsere Lebensmittelläden und Mini-Marts an jeder Ecke solche fragwürdigen Teenagerwünsche zunichtemachen.
     
    Okay, hier ist das, was ich bei der Geschichte mit der Hausdurchsuchung unterschlagen habe: Die DEA fand außerdem noch eine Kräckerdose im Retrodesign, in der sich die Zeigefinger zweier Toter befanden. Dad hatte sie benutzt, um einem schon lang laufenden Scheckbetrug Glaubwürdigkeit zu verleihen, aber es gab noch einen dritten Finger, den ich wenig später einer Computerwartungstechnikerin der DEA, einem Mädchen namens Carly verkaufte, das irgendeinen eigenen Schwindel laufen hatte. Im Tausch gegen den Finger gab sie mir einen Mörderblowjob
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