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Geliebter Normanne

Geliebter Normanne

Titel: Geliebter Normanne
Autoren: Rebecca Michéle
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und werde jeden Einzelnen der Männer eigenhändig töten! Es war feige zu fliehen, ich schäme mich dafür. Ich hätte …«
    »Dich und deine Schwester ebenfalls töten lassen sollen?«, unterbrach Hayla scharf und schüttelte den Kopf. »Es ist nicht feige zu fliehen, wenn man nicht siegen kann.« Hayla bemerkte, dass sie Erics Stolz verletzt hatte, und fügte rasch hinzu: »Außerdem trägst du für Hilda Verantwortung. Du hast ihr Leben gerettet. Darauf kannst du stolz sein.«
    Eric schien nicht überzeugt und senkte den Blick.
    »Es ist nur gut, dass Mutter das nicht mehr erleben musste.«
    Waline trat hinter den Jungen und legte beruhigend eine Hand auf seine Schulter. Erics Mutter war vor rund fünf Monaten zusammen mit ihrem ungeborenen Kind gestorben. Waline hatte damals vergebens versucht, ihr Leben zu retten.
    »Hast du verstehen können, ob der Normanne noch etwas gesagt hat?«, fragte Hayla.
    Eric nickte, und Angst stand in seinen Augen.
    »Er meinte, ab jetzt gehöre ihm das ganze Land hier. Und als Nächstes würde er sich Penderroc Castle vornehmen.« Er richtete verzweifelt seinen Blick auf Hayla. »Sie kommen hierher … vielleicht schon heute … Ihr müsst fliehen … Der Mann, der meinen Vater und Bruder erschlagen hat, ist der neue Herr von Penderroc. Er sieht wild und hässlich aus, und er ist grausam. Als er Vater tötete, hat er laut gelacht und sich daran erfreut, wie das Blut aus dem Leib meines Vaters strömte. Hayla … Waline … er wird uns alle töten!«

[home]
    2. Kapitel
    London, zur selben Zeit
    H ört auf, andauernd auf und ab zu laufen, und setzt Euch endlich hin, Sir Bosgard!«
    Es war kein Wunsch, sondern ein Befehl des Königs, und Bosgard de Briscaut ließ sich seufzend auf den nächstbesten Stuhl fallen.
    »Verzeiht, mein König, aber die Untätigkeit und dazu dieser andauernde Regen machen mich ruhelos.«
    König William, von allen inzwischen
der Eroberer
genannt, lächelte verständnisvoll und deutete mit einer Handbewegung auf den Tisch.
    »Trinkt noch einen Becher mit heißem Würzwein, Sir Bosgard. Er wärmt den Körper von innen und beruhigt die Gedanken. Hoffentlich lässt das Wetter zu, dass die Schiffe mit neuen Weinlieferungen aus Frankreich noch vor Weihnachten die Küste anlaufen können, denn das hier gebraute Bier schmeckt mir zu fade. Ich werde sehen, ob sich in England Wein anbauen lässt, um die Kosten des Transportes zu sparen. Das ist auch so ein Punkt, in dem diese Angelsachsen dermaßen rückständig sind und wir ihnen Fortschritt beibringen müssen. Wie in so vielen anderen Dingen auch.«
    Bosgard grinste.
    »Unsere Barbiere haben hier jedenfalls eine Menge Arbeit.«
    Der König zögerte nur kurz, dann lachte er schallend und hieb sich auf den Schenkel.
    »Es war mir ja bekannt, dass diese Angelsachsen Barbaren sind, aber mit ihren langen Haaren und den wilden Bärten sehen sie wirklich furchterregend aus.«
    »Aber Ihr, mein König, habt sie gelehrt, wer hier zum Fürchten ist.«
    König William kratzte sich an seinem bartfreien Kinn und bemerkte dann ernst: »Ein anständiger Haarschnitt und eine gute Rasur machen noch keinen Herrscher aus, Bosgard. Dazu gehört viel mehr, und es wird eine Arbeit von Jahren, wenn nicht Jahrzehnten sein, dieses Land zu kultivieren. Ihr seht also, mein Freund, es gibt viel zu tun, und dafür benötige ich Eure Hilfe.«
    Bosgard de Briscaut leerte seinen Becher, wischte sich die Tropfen mit dem Ärmel von den Lippen und sagte: »Mein König, ich danke Euch für das großzügige Geschenk, für den Landbesitz im Westen, aber ich meine, ich sollte dort selbst nach dem Rechten sehen, anstatt einen meiner Ritter zu entsenden.«
    König William kratzte sich erneut an seinem glattrasierten Kinn und blickte Bosgard skeptisch an.
    »Was wollt Ihr im äußersten Westen des Landes, Sir Bosgard? Ich gab Euch das Land, damit Ihr ein gesichertes Einkommen habt, das Euch einen gewissen Lebensstandard am Hof erlaubt. Ich bin sicher, Ritter Ralph wird sich um Euren Besitz kümmern und dafür sorgen, dass Ihr bald die ersten Einkünfte erhaltet. Ihr könnt Ralph Clemency doch vertrauen, ist er nicht ein Verwandter von Euch? Ein Cousin, nicht wahr?«
    Bosgard schüttelte den Kopf und seufzte.
    »Ritter Ralph ist mein Schwager, der Mann meiner verstorbenen Schwester. Allerdings ist unsere Beziehung zueinander … eher schwierig. Ich will offen sein, mein König, ich war mit der Wahl meiner Schwester nicht einverstanden.«
    Der
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