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Geliebter Normanne

Geliebter Normanne

Titel: Geliebter Normanne
Autoren: Rebecca Michéle
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Richtung und hatten bei der letzten Ernte auf Penderroc mitgeholfen.
    »Du bist es … Gott sei Dank …« Die Erleichterung, Hayla zu sehen, stand dem Jungen ins Gesicht geschrieben. »Ich fürchtete, es wären die Normannen.« Er war ebenso wie seine kleine Schwester Hilda schmutzig und voller Schürfwunden.
    »Normannen? Hier in Cornwall?«, rief Hayla erschrocken, dann bemerkte sie, dass der Ärmel seiner Tunika am linken Unterarm blutgetränkt war.
    »Du bist verletzt!«
    Er nickte und schlang den unverletzten Arm um seine am ganzen Körper bebende Schwester.
    »Die Normannen … sie sind da ….«, stieß er voller Angst aus. »Vater … er ist tot …«
    Hayla nahm den zitternden Jungen in die Arme und versuchte, ihn zu beruhigen, obwohl sie selbst vor Angst erstarrt war. Aber sie konnte ihm nicht zeigen, wie sehr sie sich fürchtete, und wollte ihn und seine Schwester schnell nach Penderroc bringen. Nun war es also wahr – die Feinde kamen näher, und es gab keine Möglichkeit zur Flucht.
    »Kommt mit nach Penderroc, wir müssen deine Wunde versorgen«, sagte sie leise. »Ist deine Schwester auch verletzt?«
    »Ich … nein … ich glaube nicht … jedenfalls nicht sehr.« Als Hayla Eric stützen wollte, schüttelte er den Kopf. »Es geht schon, aber Hilda ist furchtbar erschöpft.«
    Hayla nahm das zitternde Kind auf die Arme, und so schnell sie konnten, eilten sie in die sichere Burg zurück.
     
    Tapfer biss Eric die Zähne zusammen, und kein Laut kam über seine Lippen, als Waline die Wunde mit warmem Kamillensud auswusch, aber die Schweißperlen auf seiner Stirn und die fahle Blässe seiner Wangen bewiesen, welch starke Schmerzen er haben musste. Die kleine Hilda war auf dem Strohlager neben der Feuerstelle eingeschlafen, als Hayla ihr ein paar Schlucke warmes Bier eingeflößt hatte. Nachdem Waline Erics tiefe Schnittwunde mit sauberen Leinenstreifen verbunden hatte, griff auch er zu dem Becher und trank durstig.
    »Was ist geschehen?«, fragte Hayla und sah den Jungen mit vor Angst geweiteten Augen an. Es gelang ihr nicht, das Zittern ihrer Hände zu verbergen, auch ihre Stimme schwankte, als sie fortfuhr: »Auch wenn es dir schwerfällt, darüber zu sprechen, wir müssen wissen, was passiert ist.«
    Erics Blick verdunkelte sich, und seine Stimme stockte, als er leise sagte: »Sie waren auf einmal da. Normannen … bis an die Zähne bewaffnet … Hunderte …«
    Hayla dachte, dass es wohl nicht so viele sein konnten, da Eric weder lesen, schreiben noch rechnen konnte, so musste ihm eine größere Anzahl von Männern wie hundert oder mehr erscheinen. Daher schwieg sie und sah ihn auffordernd an weiterzusprechen.
    »Vater verriegelte die Tür, aber die Männer brachen sie einfach auf. Sie brüllten uns zornig an, doch wir verstanden ihre Sprache nicht. Dann trat ein kräftiger, böse aussehender Mann in den Raum und befahl uns in schlechtem Englisch, den Hof sofort zu verlassen, weil er jetzt ihm gehört. Als Vater mit einem Knüppel die Eindringlinge aus unserem Haus treiben wollte, zog der Mann sein Schwert und …« Erics Stimme brach, und zwei Tränen kullerten über seine Wangen. »Er war sofort tot, und dann stürzte sich mein Bruder mit einem Schrei auf den Mörder, aber auch dieses Mal war das Schwert schneller. Hilda und mich hatten die Männer noch nicht bemerkt, denn wir kauerten in einer Ecke. Als die Männer dann meinen toten Vater … untersuchten, packte ich Hilda an der Hand, und wir rannten, so schnell wir konnten, davon. Zwei Männer verfolgten uns …«
    Erics Stimme brach, und erneut kullerten Tränen über seine Wangen. Verlegen wischte er sich mit dem Ärmel über das Gesicht. Hayla legte eine Hand auf seinen gesunden Arm.
    »Es braucht dir nicht peinlich zu sein, Angst zu haben. Wir fürchten uns ebenso.«
    »Aber ich hätte etwas tun sollen!«, rief Eric. »Irgendetwas … stattdessen bin ich einfach nur davongelaufen.« Als weder Hayla noch Waline antworteten, fuhr er mit gesenktem Blick fort: »Ich stolperte und fiel, spürte die Klinge eines Schwertes an meinem Arm. Ich erwartete den Tod, dachte, Hilda und ich würden nun auch sterben, aber dann rief der eine, offenbar der Anführer, irgendetwas, und die beiden Normannen ließen uns einfach liegen.«
    »Ihr habt großes Glück gehabt«, murmelte Hayla. »Wahrscheinlich hat er euch entkommen lassen, weil ihr noch Kinder seid.«
    »Kinder!« Eric schoss hoch, und seine Augen funkelten wild. »Ich bin ein Mann
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