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Geliebter Fremder

Geliebter Fremder

Titel: Geliebter Fremder
Autoren: Sylvia Day
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Gründe für ihre Wirkung auf mich waren unterschiedlich.« Gerard stand auf und schlenderte langsam durch den Raum, um Reste des üppigen exotischen Blumendufts zu erhaschen. Em hatte seinen männlichen Stolz angesprochen, Pel seine Seele. »Sehr unterschiedlich.«
    »Genau das meine ich.«
    Gerard holte tief Luft, lehnte sich an den Kamin und schloss die Augen. Isabel war eine Tigerin. Em war ein Kätzchen gewesen. Sonnenuntergang im Vergleich zum Sonnenaufgang. Gegensätze in jeglicher Hinsicht.
    »Täglich gebären Frauen Kinder und überleben es. Auch Frauen, die weit weniger temperamentvoll sind als unsere Isabel.«
    Das entsprach unleugbar der Wahrheit. Doch während sein Kopf auf Vernunftgründe ansprach, kannte sein Herz nur die Unvernunft der Liebe.
    »Wenn ich sie jemals verliere«, sagte Gerard mit gequälter Stimme, »dann weiß ich nicht, was aus mir wird.«
    »Mir scheint, Sie sind schon auf bestem Wege, sie zu verlieren. Wäre es nicht besser, das Risiko einzugehen und sie vielleicht zu behalten, anstatt nichts zu tun und sie ganz sicher zu verlieren?«
    Die Logik dieses Arguments war nicht zu widerlegen. Gerard erkannte, wenn er jetzt nicht nachgab, würde er Pel verlieren. Das hatte ihr Kummer ihm heute mehr als deutlich gezeigt.
    Er hörte, wie Trenton aufstand, und drehte sich nach ihm um. »Bevor Sie gehen, Trenton, dürfte ich mir Ihre Kutsche ausleihen?«
    »Das ist nicht nötig. Bella hat meine genommen.«
    »Wieso?« Die Erkenntnis sickerte ihm kalt ins Bewusstsein. Hatte er Isabel mit seiner Angst dazu gebracht, allem zu entsagen, das ihm gehörte?
    »Ich wollte abreisen und hatte schon anspannen lassen. Nein, fragen Sie nicht: Das ist eine lange Geschichte, und wenn Sie London noch vor Sonnenaufgang erreichen wollen, sollten Sie direkt aufbrechen.«
    »Und Lord und Lady Hammond?«
    »Haben glücklicherweise nichts von allem bemerkt. Mit ein bisschen Diplomatie können Sie es dabei belassen.«
    Gerard nickte zustimmend, richtete sich auf und begann sofort zu planen, wie er sich und seine Frau entschuldigen würde, ohne Verdacht zu erregen. »Ich danke Ihnen, Trenton«, brummte er.
    »Bringen Sie nur alles in Ordnung. Ich will, dass Bella glücklich ist. Mehr Dank brauche ich nicht.«

Kapitel 21
    Gerard schätzte die Entfernung bis zum Fenster im zweiten Stockwerk seines Londoner Hauses ein und zielte mit einem Kieselstein. Er wartete, bis er das leise, aber befriedigende Plink hörte, dann holte er aus und warf einen weiteren Kiesel.
    Der Himmel wurde schon heller und verwandelte sich von einem dunklen Grau in ein fahles Rosa. Es erinnerte ihn an einen anderen Morgen vor einem anderen Fenster. Aber sein Ziel war das gleiche.
    Es brauchte mehrere Anläufe, bevor er es erreichte – das Fenster wurde hochgeschoben, und Pel streckte ihren zerzausten Kopf heraus.
    »Was soll das, Grayson?«, fragte sie mit ihrer dunklen, kehligen Stimme, die er so liebte. »Ich warne dich, ich bin nicht in Stimmung für shakespearesche Verse.«
    »Gott sei Dank«, sagte er und lachte unsicher.
    Offenbar erinnerte sie sich auch noch an jenen anderen Morgen. Das ließ hoffen.
    Mit einem lauten Seufzer machte sie es sich auf der Fensterbank bequem und hob fragend die Augenbrauen. Für Isabel war es keine Überraschung, dass Männer mit etwas warfen, um ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen. Die letzten zehn Jahre hatten Männer versucht, zu ihrem Schlafzimmer vorzudringen.
    Aber jetzt war sie ihm versprochen, für seinSchlafzimmer, und zwar den Rest ihres Lebens. Diese angenehme Vorstellung wärmte ihn und brachte sein Blut in Wallung. Doch sofort darauf überkam ihn ein Frösteln.
    Als die aufgehende Sonne ihr Gesicht beschien, sah er, dass ihre bernsteinfarbenen Augen traurig blickten und ihre Nasenspitze gerötet war. So wie es aussah, hatte sie sich in den Schlaf geweint, und er war daran schuld.
    »Isabel«, flehte er, »lass mich hinein. Es ist kalt hier draußen.«
    Ihre misstrauische Miene zeigte nun reinen Argwohn. Sie lehnte sich weiter aus dem Fenster, wobei ihr ihre gelösten Haare über ihre nackte Schulter fielen, die ihr leicht aufklaffender Morgenmantel enthüllte. Als er sah, wie ihr voller Busen sich an den Stoff schmiegte, wusste er, dass sie darunter nackt war. Die Wirkung auf ihn war so vorhersehbar wie das Aufgehen der Sonne. »Gibt es irgendeinen Grund, warum du nicht hereinkannst?«, fragte sie. »Soweit ich weiß, ist das dein Haus.«
    »Ich meinte nicht das Haus, Pel«, erklärte er. »Sondern
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