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Geliebter Fremder

Geliebter Fremder

Titel: Geliebter Fremder
Autoren: Sylvia Day
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wieder aus. Sie sah sich um, ob jemand zuhörte, dann flüsterte sie wütend: »Wieso hockt Miss Abigail gefesselt und geknebelt in der Kutsche?«
    Er stieß seinen angehaltenen Atem aus und stemmte die Hände in die Hüften. »Das verdammte Weib hört ja nicht auf vernünftige Gründe.«
    »Was?« Sie imitierte seine Pose. »Das nennst du vernünftig? Dass der zukünftige Duke of Sandforth ein unverheiratetes Mädchen entführt?«
    »Was bleibt mir denn anderes übrig?« Er breitete die Hände aus und fragte: »Soll ich einfach aufgeben, wenn sie mich zurückweist?«
    »Also willst du sie zu einer Ehe zwingen, indem du ihren Ruf ruinierst? Ist das eine Grundlage für eine dauerhafte Verbindung?«
    Wieder zuckte er zusammen. »Ich liebe sie, Bella. Ich kann mir ein Leben ohne sie nicht vorstellen. Sag du mir, was ich tun soll.«
    »Oh, Rhys«, sagte Isabel mit brechender Stimme und spürte, wie ihr erneut die Tränen kamen. »Meinst du nicht, wenn ich wüsste, wie man Liebe hervorruft, wo keine ist, dann hätte ich das einst mit Pelham getan?«
    Vielleicht war das alles ein schrecklicher Familienfluch.
    Wie sehr hatte sie sich gewünscht, dass Rhys eine Frau fand, die ihn aufrichtig liebte. Was in ihrem Herz noch heil geblieben war, brach jetzt bei der Erkenntnis, dass er sich unglücklich in eine Frau verliebt hatte.
    Wütende Tritte in der Kutsche rissen sie aus ihrem Gespräch. Als Rhys zur Tür ging, verstellte Isabel ihm den Weg. »Wenn du erlaubst: Du hast wohl schon genug getan.«
    Sie hob die Röcke und stieg über das schmale Trittbrett in die Kutsche. Dann nahm sie gegenüber von Abby Platz, zog ihre Handschuhe aus und machte sich daran, den Knebel zu entfernen. Abbys gedämpfte Proteste waren wegen Rhys’ ständigem Murren über die unmöglichen Frauen kaum zu hören.
    »Bitte schreien Sie nicht, wenn ich den Knebel entferne«, flehte sie leise, als sie den Knoten löste. »Ich weiß, Sie wurden von Lord Trenton auf empörende Weise misshandelt, aber ihm liegt wirklich etwas an Ihnen. Er hat einen Fehler gemacht und hätte nie –«
    Abby wand sich wie ein Aal, kaum dass ihr der Knebel abgenommen war. »Meine Hände, Mylady! Lösen Sie die Fesseln!«
    »Ja, natürlich.« Isabel wischte Abigail die Tränen aus dem Gesicht und zupfte dann sanft an dem weichen Tuch, mit dem ihre Handgelenke zusammengebunden waren. Kaum war der Knoten gelöst, riss Abigail sich los und stürzte sich durch die offene Kutschentür auf Rhys. Er fing die Wucht des Aufpralls mühelos ab, allerdings wurde ihm der Hut vom Kopf geschlagen.
    »Abby, bitte«, flehte er, als diese ohne jede Wirkung gegen seine Schultern trommelte. »Ich muss dich haben. Ich verspreche, ich schaffe es, dass du mich liebst.«
    »Aber ich liebe dich doch, du Dummkopf!«, schluchzte sie.
    Mit weit aufgerissenen Augen wich er zurück. »Was? Du hast doch gesagt, du wolltest nur – Zum Teufel, du hast mich angelogen?«
    »Es tut mir leid.« Ihre Füße baumelten in der Luft, als er sie umarmte.
    »Warum zur Hölle willst du mich dann nicht heiraten?«
    »Du hast nicht gesagt, dass du mich auch liebst.«
    Rhys setzte sie ab und fuhr sich aufstöhnend mit der Hand übers Gesicht. »Warum um alles in der Welt sollte ein Mann eine Frau heiraten, die ihn in den Wahnsinn treibt – wenn nicht aus Liebe?«
    »Ich dachte, du willst mich nur heiraten, weil man uns beim Küssen ertappt hat.«
    »Guter Gott.« Er schloss die Augen, als er wieder nach ihr griff. »Du wirst noch mein Tod sein.«
    »Sag es noch mal«, flehte sie, ihre Lippen an seinen Kieferknochen geschmiegt.
    »Ich liebe dich wahnsinnig.«
    Isabel drückte sich ein frisches Taschentuch ans Gesicht und wandte den Blick ab. »Holen Sie seine Koffer«, befahl sie einem Lakaien, der ihren Auftrag eilends ausführte. Sie ließ sich auf den Sitz sinken, lehnte ihren Kopf an und schloss die Augen. Dennoch strömten ihr immer noch Tränen übers Gesicht.
    Vielleicht war nur sie verflucht.
    »Bella.«
    Als sie die Augen öffnete, sah sie Rhys’ Oberkörper in der Kutschentür.
    »Bleib«, sagte er sanft. »Sprich mit mir.«
    »Aber es ist so strapaziös, wenn Frauen über ihre Gefühle reden«, erwiderte sie mit einem zittrigen Lächeln.
    »Mach keine Witze darüber. Du solltest jetzt nicht allein sein.«
    »Aber ich will allein sein, Rhys. Wenn ich hierbleibe und so tue, als ginge es mir gut, wäre das die reinste Qual für mich.«
    »Was zum Teufel ist denn zwischen Grayson und dir vorgefallen? Er wollte
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