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Geliebter Fremder

Geliebter Fremder

Titel: Geliebter Fremder
Autoren: Lisa Kleypas
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Lonsdale mit einem Gegenstand auf den Kopf, sodass Rachel beinahe zusammenbrach. Sie stöhnte vor Schmerz auf und folgte ihm widerstandslos.
    Die Dienstboten waren von dem Tumult erwacht. Einige von ihnen erschienen in der Halle und starrten ungläubig auf das Spektakel.
    »Haltet ihn auf!«, schrie Lara und zog sich mühsam am Geländer hoch. »Lasst sie nicht gehen!«
    Aber keiner der Dienstboten rührte sich und plötzlich bemerkte sie auch, warum. Das Objekt in Lonsdales Hand war eine Pistole. In seinem Zustand würde er nicht zögern, davon Gebrauch zu machen.
    »Öffnet die Türen«, herrschte Lonsdale die Diener an und wies mit der Waffe auf einen Lakaien. »Sofort!«
    Der Lakai beeilte sich, dem Befehl nachzukommen. Er lief zur Tür und schob das Portal auf.
    Zu jedermanns Erstaunen erschallte plötzlich eine hohe Stimme. »Bleibt stehen!«
    Lara blickte nach oben und dort stand Johnny in seinem weißen Nachthemd und mit wirrem Haarschopf. Er hielt seine Spielzeugpistole in der Hand, die man mit harmlosen Zündhütchen laden konnte.
    »Ich erschieße dich!«, schrie der Junge und richtete die Pistole auf Lonsdale.
    In einer Reflexbewegung hob Lonsdale seine eigene Waffe und zielte auf die kleine Gestalt.
    »Nicht!«, schrie Lara auf. »Es ist doch nur ein Spielzeug!«
    »Lass Tante Rachel los!«, schrie Johnny und feuerte. Es gab ein schwaches, ploppendes Geräusch und alle standen da wie erstarrt.
    Als er merkte, dass die Pistole harmlos war, begann Lonsdale ungläubig zu lachen. Er blickte den kleinen, wütenden Jungen oben an der Treppe spöttisch an.
    Plötzlich schoss eine dunkle Gestalt durch die offene Tür.
    »Hunter«, keuchte Lara, während er sich mit einer solchen Wucht auf Lonsdale stürzte, dass beide Männer zu Boden fielen.
    Rachel wurde von der Gewalt des Zusammenpralls beiseite geschleudert und blieb auf dem Boden liegen. Sie fiel in Ohnmacht und lag mit ausgebreiteten Armen wie eine zerbrochene Puppe da.
    Die Männer kämpften heftig um die Pistole, fluchend und grunzend, während sie miteinander rangen. Lara lief blitzschnell die Treppe hinauf und zog Johnny zu Boden, um ihn mit ihrem Körper zu schützen.
    Der Junge keuchte vor Verwirrung, seine Wangen waren nass von Tränen. »Mama, was ist los?«, fragte er klagend, und sie nahm ihn fest in den Arm.
    Rasch warf sie einen Blick auf die Szene, die sich unten abspielte. Hunter wand sich und griff nach der Waffe. Lara biss sich auf die Lippe, um nicht vor Entsetzen laut aufzuschreien. Die beiden großen Männer rangen miteinander, rollten über den glänzenden Fußboden … und dann durchschnitt eine donnernde Explosion die Luft.
    Beide lagen reglos da.
    Lara packte Johnny fester und blickte mit weit aufgerissenen Augen auf die zwei Männer und den rasch größer werdenden Blutfleck, der sich zwischen ihnen ausbreitete. Ein ersticktes Geräusch stieg in ihrer Kehle auf und sie schlug die Hand vor den Mund, um einen entsetzten Schrei zu unterdrücken.
    Da rührte sich Hunter. Er löste sich von dem anderen Mann und presste seine Hände auf eine klaffende Wunde in Lonsdales Brust. Schwer atmend blickte Hunter zu den Dienern. »Holt Dr. Slade«, grollte er, »und jemand soll den Sheriff verständigen.« Er winkte den Butler zu sich heran. »Sie – tragen Sie Lady Lonsdale nach oben, bevor sie wieder zu sich kommt.« Seine klare Stimme schien das Chaos aufzulösen. Alle beeilten sich zu gehorchen, dankbar dafür, dass er die Führung übernommen hatte.
    Zitternd vor Erleichterung ergriff Lara Johnnys Hand und zog ihn weg. »Sieh nicht hin«, Liebling«, murmelte sie, als er versuchte, über die Schulter nach unten zu blicken.
    »Er ist zurückgekommen«, sagte Johnny und drückte ihre Hand. »Er ist zurückgekommen.«
    Es dämmerte bereits, als der Sheriff ging, nachdem er die Hawksworths und die Dienstboten verhört hatte. Der Sheriff hatte sich über die Wendimg der Ereignisse nicht besonders überrascht gezeigt. Er hatte lediglich lakonisch bemerkt, jeder wisse über Lonsdales Neigung zum Trinken und seine Gewalttätigkeit Bescheid. Es sei bloß eine Frage der Zeit gewesen, bis er seine gerechte Strafe erhielt.
    Obwohl es so aussah, als ob es nicht zu einer Anklage kommen würde, konnte Hunter das Geschehen nicht so ohne weiteres abtun. Grimmig schrubbte er sich in der Wanne in seinem Zimmer ab. Seifenschaum bedeckte seinen ganzen Körper, aber er fühlte sich dennoch nicht sauber.
    Die meiste Zeit in seinem Leben hatte er sein Gewissen
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