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Geliebter der Nacht

Titel: Geliebter der Nacht
Autoren: Robin T. Popp
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nachzuvollziehen, indem er sich ausmalte, wie es wäre, wenn er und Lexi einen Sohn hätten.
    Dieser Gedanke hatte allerdings nur zur Folge, dass ihn ein neuer Schmerz überwältigte, wenngleich von einem winzigen Hoffnungsschimmer begleitet. Er holte tief Luft und schluckte, bevor er ihnen in Ruhe alles berichtete.
     
    Lexi fühlte, wie sie die ersten Sonnenstrahlen aus dem Schlaf kitzeln wollten. Aber sie war noch nicht bereit, sich dem Tag zu stellen, also drehte sie sich um und zwang sich, weiterzuschlafen.
    Stunden später wurde sie wach, weil sie Mai hörte, die durch ihre Wohnung ging, hielt die Augen aber geschlossen, in der Hoffnung, dass Mai den Wink begriff und wieder verschwand.
    »Du kannst nicht den Rest deiner Tage verschlafen«, sagte Mai energisch, wenn auch in einem mitfühlenden Unterton. »Irgendwann musst du aus dem Bett steigen und wieder zu leben anfangen.«
    Lexi wusste, dass sie recht hatte. »Das kann ich nicht«, erwiderte Lexi, die es für zwecklos hielt, sich weiter schlafend zu stellen. »Ich fühle mich hundeelend.«
    Mai kam zu ihr und setzte sich auf die Bettkante. »Ich dachte, die Wunde sei vollständig verheilt. Soll ich sie mir noch einmal ansehen?«
    Lexi stöhnte. »Die Wunde ist verheilt – mein gebrochenes Herz nicht.«
    Sie fühlte Mais kühle Hand an ihrem Kopf. »Ich weiß, Süße. Das ist hart. Ich habe mit Ricco gesprochen, und er sagte … na ja, er hat sich gefragt, ob … ob Darius vielleicht wiederkommt.«
    Ja, das hatte Lexi auch schon gedacht. An jedem einzelnen der letzten vierzehn Tage hatte sie gedacht, er könnte womöglich zu ihr zurückkommen. Und jeder Tag, an dem das nicht geschah, war ein weiterer Beweis dafür gewesen, dass ihre schlimmste Befürchtung sich bewahrheitet hatte: Darius hatte sie tatsächlich vergessen. Für ihn gab es nichts, das seine Rückkehr lohnte.
    Sie sah ihn trotzdem immer noch. Jedes Mal, wenn sie die Augen schloss, war er bei ihr, sagte ihr, dass er sie liebte und nie vergessen hatte. Ihre Sehnsucht nach ihm war so groß, dass sie länger und länger schlief, um wenigstens die Zeit zu verlängern, die er im Traum bei ihr war.
    Das mochte albern sein, aber etwas anderes blieb ihr nicht.
    »Lexi«, sagte Mai offensichtlich nicht zum ersten Mal, »hörst du mir überhaupt zu?«
    »Was?« Sie war so müde.
    »Hier ist Besuch für dich.«
    Für einen kurzen Moment dachte Lexi, Darius wäre vielleicht wieder da, was natürlich Blödsinn war.
    »Komm hoch!«, befahl Mai und gab sich redlich Mühe, Lexis Haar glattzustreichen. »Okay!«, rief sie.
    Erwartungsvoll sah Lexi zur Tür und war ziemlich überrascht, als ihr Schwager Derrick erschien.
    Er lächelte unsicher. »Ich weiß, ich bin wohl der letzte Mensch auf der Welt, den du im Moment sehen willst, aber Ricco hat mir erzählt, was passiert ist, und da dachte ich …« Es fiel ihm sichtlich schwer, die richtigen Worte zu finden. »Ich dachte, es hilft dir vielleicht, mit jemandem zu reden, der dasselbe durchgemacht hat.«
    Jemand, der wusste, was es hieß, den Menschen zu verlieren, den man liebte. So wie er Bev verloren hatte.
    Er kam herein, und Lexi bedeutete ihm, sich auf die Bettkante zu setzen. Dann überlegte sie, was sie ihn fragen wollte, und beschloss, mit der wichtigsten Frage anzufangen. »Hört es jemals auf, weh zu tun?«
    »Falls ja, lasse ich es dich wissen«, antwortete er mit belegter Stimme.
    Erst heute begriff sie, wie sehr er gelitten haben musste, als Bev gestorben war. »Es tut mir unendlich leid, was ich dir alles an den Kopf geworfen habe«, entschuldigte sie sich. »Ich hätte dir nicht die Schuld geben dürfen. Du konntest nichts dafür.«
    Derrick schüttelte den Kopf. »Du hast nichts gesagt, was ich mir nicht auch mindestens eine Million Mal vorwarf.«
    Sie nahm seine Hand. »Aber du musst wissen, dass es nicht deine Schuld war.«
    »Danke. Das macht es allerdings nicht leichter, durch den Tag zu kommen – oder?«
    »Nein, macht es nicht.« Lexi versuchte, zu lächeln, konnte es jedoch nicht. Und dann war es, als würde ein Damm brechen. All ihr Schmerz und ihr Leid strömten sturzbachartig aus ihr hervor, während Derrick sie hielt und weinen ließ, bis keine Tränen mehr da waren. Sie redeten bis tief in die Nacht hinein. Lexi bekam nicht einmal mit, dass Mai längst gegangen war, um sie beide allein zu lassen.
    Als Derrick schließlich aufbrach, fühlte Lexi sich ein wenig besser. Sie hatten vereinbart, sich künftig häufiger zu sehen, denn
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