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Geliebter der Nacht

Titel: Geliebter der Nacht
Autoren: Robin T. Popp
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Ravenscroft!«
    »Nein«, sagte Tain gefasster, »ich gehe nicht zurück.«
    Lexi wollte aufstehen, doch Darius schüttelte den Kopf, und sie blieb, wo sie war.
    »Tain, selbst wenn du mich erschießt, werde ich nicht sterben. Du verschwendest also nur deine Zeit.«
    »Du vergisst das neue Tattoo über deinem Herzen«, wandte Tain mit einem finsteren Grinsen ein. Die Hand, in der er den Dornenwerfer hielt, war beängstigend ruhig. »Du dachtest wohl nicht, dass ich davon weiß, oder? Das ist das Problem mit einem Rufzauber: Man kann schwerlich kontrollieren, wer ihn alles hört. Ich wette, du hast nicht einmal mitbekommen, dass wir dort waren, Aja und ich. Wir haben dein Gespräch mit Whitley gehört.«
    »Das ist mir egal«, erwiderte Darius. »Du wirst mich nicht erschießen, denn ich bin dein Bruder.«
    Lexi teilte seine Überzeugung nicht, denn sie bezweifelte, dass Darius seinen Bruder so gut kannte, wie er dachte. Der Tain von früher hätte seinen Bruder vielleicht nicht erschossen, aber der, der über Jahrhunderte gefoltert worden war, könnte durchaus dazu imstande sein.
    Sie ließ ihre Augen Wolfsform annehmen, damit sie den Finger am Abzug besser erkennen konnte. Wie sie feststellte, bewegte Tain ihn kaum merklich, um den Widerstand zu testen, ohne wirklich abzudrücken. Und während sie deutlich den Hass und die Entschlossenheit in Tains Zügen sah, schien Darius beides nicht wahrzunehmen.
    Dann aber beobachtete sie überrascht, wie Tain die Hand mit der Waffe herunternahm. Darius entspannte sich sichtlich.
    »Lass mich das hier schließen, dann gehen wir.« Darius wandte sich um und ging zum Portal.
    Als Lexis Nackenhaare sich sträubten, begriff sie den Grund auf Anhieb. Sie reagierte, indem sie aufsprang und im Sprung ihre Wolfsgestalt annahm.
    Nun lief alles verlangsamt ab. Das Geräusch des feuernden Dornenwerfers dröhnte in ihren Ohren, doch sie beachtete es kaum. Sie sah nur den Dorn aus dem Lauf schießen und sich im Flug in einen fünfzehn Zentimeter langen Pfeil verwandeln. Behielt er diese Flugbahn bei, würde er Darius in den Rücken gleich unterhalb des linken Schulterblattes treffen und sein Herz durchbohren, ehe er auf der anderen Seite in der Mitte des Schlangen-Tattoos wieder austrat. Er würde sterben.
    Plötzlich ging alles wieder in Normalgeschwindigkeit vonstatten. Sie flog mit ausgestreckten Vorderläufen durch die Luft, um sich zwischen Darius und den Pfeil zu stürzen.
    Als Nächstes fühlte sie, wie der Dorn in ihren Körper eindrang. Der Schmerz war höllisch – schlimmer als alles, was sie bisher erlebt hatte.
    Sie fiel zu Boden, ihre Beine gaben nach, und vor Schmerz konnte sie nicht einmal mehr den Kopf heben. Die Umgebung begann zu verschwimmen, während das Blut aus ihrem Körper floss. Vergebens bemühte sie sich, genügend Magie aufzubringen, um die Gestalt zu wechseln, so dass die Wunde sich schloss, aber sie hatte die letzte verbraucht, als sie sich im Sprung verwandelte.
    Kurz bevor ihr die Sinne schwanden, dachte sie an ihre Schwester. Jetzt verstand sie, warum Bev bereit gewesen war, sich selbst für den Mann zu opfern, den sie liebte. Es wäre zu schmerzlich gewesen, ohne ihn weiterzuleben.
    Von weit weg hörte Lexi, wie der Dornenwerfer ein zweites Mal feuerte, gefolgt vom Schmerzensschrei eines Mannes. Darius. Es gab also keinen Grund mehr, sich an dieses Leben zu klammern.
    Ihr Versuch, Darius zu retten, war sinnlos gewesen. Tain hatte ihn trotzdem erschossen. Lexi hörte auf zu kämpfen, schloss die Augen und tauchte in den Schmerz und die Dunkelheit ein.

[home]
Kapitel 23
    A ls er hörte, wie eine Waffe abgefeuert wurde, wirbelte Darius gerade rechtzeitig herum, um einen schwarzen Wolf zu sehen, der vor ihm durch die Luft flog. Dann vernahm er das widerliche Geräusch, als der Pfeil, der für ihn bestimmt war, den Wolf durchbohrte. In diesem Moment begriff er, dass Tain zu allem bereit war, um ihn zu töten. Das war der erste Schock.
    Der zweite kam, als er den Wolf genauer ansah und erkannte, woher er gekommen war. Auf dem Boden vor ihm lag die Frau, die
     er liebte, und verblutete.
    Ihn packte ein Entsetzen, wie er es nie gekannt hatte, und es lähmte ihn beinahe. Von unbeschreiblicher Rage erfüllt, stieß er einen Schrei aus, bei dem Tain die Augen weit aufriss.
    Tain starrte auf die Waffe in seiner Hand, dann auf den Wolf. »Ich wollte nicht …«
    Darius stürzte vor. »Wenn du den Tod willst, sollst du ihn haben!«, zischte er und zog jede einzelne
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