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Geliebte Widersacher 03 - Zaertlicher Winter

Geliebte Widersacher 03 - Zaertlicher Winter

Titel: Geliebte Widersacher 03 - Zaertlicher Winter
Autoren: Courtney Milan
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sich der Gesundheitszustand seines Vaters verschlechtert, und er hatte nach und nach aufgehört, etwas zu verkaufen. Er hatte den Verkauf eingestellt, aber nicht den Ankauf. Als Jonas schließlich das letzte Jahr am King’s College in London abgeschlossen hatte, hatte die Lage hier bereits diesen Punkt erreicht.
    Er ging die Treppe hoch in das Schlafzimmer oben. Die Dachschräge war hier so niedrig, dass er den Kopf einziehen musste, bis er in der Zimmermitte angekommen war. Hier gab es einen weiteren Kamin, in dem ein schönes Kohlefeuer brannte. Mr. Lucas Grantham saß aufrecht in seinem Bett und spähte zur Treppe.
    „Und?“, fragte er. „Was hast du?“
    Jonas breitete die Hände aus. „Ich bin es, Vater.“
    „Hm.“ Der alte Mann verschränkte die Arme und steckte die Hände unter die Achseln. „Bleib besser nicht so lange“, brummte er, „ich mache heute Geschäfte, jawohl.“
    Jonas schaute sich zweifelnd im Zimmer um. „Ah … verstehe.“
    Eine Holzkiste stand auf der einen Seite des Bettes, gefüllt mit rostigen Metallteilen. Am Fußende lagen verstreut Holzsplitter und Papier.
    „Erst gestern habe ich ein paar alte Fässer bekommen“, sagte sein Vater. „Die hatten noch gute Verschlüsse und Bänder, das sieht man nur, wenn man weiß, worauf man achten muss. Mein erstes Vermögen habe ich allein mit Verschlüssen gemacht, habe nach den Metallstücken gesucht, die zu sammeln sich andere zu schade waren.“
    Jonas schaute sich nach einem Stuhl um, aber entweder war der, der gestern noch hier gestanden hatte, wegen seiner Nägel auseinandergenommen oder von dem Müll, der sich in der Nordecke des Raumes stapelte, verschluckt worden.
    „Und so habe ich auch deine Mutter für mich gewonnen. Mit Verschlüssen.“ Er machte einen glücklichen Laut.
    Jonas setzte sich vorsichtig auf die Bettkante. „Vater“, sagte er. „Du musst das hier nicht mehr machen.“
    Früher einmal hatte Mr. Grantham ein wahres Altmetallimperium besessen. Er hatte nicht nur mit Verschlüssen gehandelt, sondern auch mit größeren Stücken – nicht mehr benötigten Maschinen aus den Fabriken, Eisenbahnschienen von Strecken, die stillgelegt wurden, günstig von Eisenbahngesellschaften erstanden, die bankrott waren. Er hatte immer mehr als genügsam gelebt – eine der ersten Erinnerungen, die Jonas an seinen Vater hatte, war, wie er sich mitten auf der Straße bückte und einen Hufnagel aufhob, ohne sich um den Dreck um ihn herum zu kümmern, während Jonas drei Fuß entfernt stand und hoffte, dass keiner der anderen Jungen ihn sehen würde. Aber das hier … das hier war anders.
    „Natürlich muss ich das“, antwortete sein Vater. „Das habe ich immer und werde ich immer tun. Es ist nie zu spät, einen Pfennig zu sparen. Ich muss es tun.“ Er starrte Jonas an. „Ich weiß, was du vorhast, Junge – du willst, dass ich von dir abhängig werde und nach deiner Pfeife tanzen muss. Aber das hier ist mein Lebensunterhalt, Junge. Niemand wird ihn mir wegnehmen.“
    „Ich habe bestimmt nichts dagegen, wenn du verkaufst, was du ankaufst. Aber …“
    „Sobald es mir wieder gut geht, fange ich wieder an“, erwiderte Mr. Grantham.
    „Es ist jetzt über ein Jahr her. Und du hast genug Geld auf der Bank, du hast keinen Grund, dir Sorgen zu machen.“
    „Ein Jahr? Unsinn“, brummte Mr. Grantham. „Es waren höchstens ein paar Wochen, und ich fühle mich bereits besser.“
    Das war eine der Sachen, die zuerst nicht mehr richtig gelaufen waren. In den ersten paar Tagen nach dem Herzanfall hatte sein Vater verwirrt gewirkt. Aber er hatte überlebt, und obwohl er rasch außer Atem kam, hatte Jonas Hoffnung gehegt. Diese Hoffnung starb jeden Tag ein wenig mehr. Es war nicht nur, dass sein Vater körperlich schwach war, auch sein Verstand ließ nach. Sein Zeitgefühl war verschwunden. Er erinnerte sich nicht mehr daran, dass es Monate her war, seit er das letzte Mal sein Bett hatte verlassen können. Und er hatte sich ganz darauf konzentriert, Eisenschrott anzunehmen, immer mehr. Vielleicht glaubte ein Teil von ihm, dass er, wenn er nur genug zusammenbekam, wenn er sein Heim mit dem Gerümpel füllen konnte, der seine Vergangenheit darstellte, die Zukunft nicht kommen würde.
    Jonas hatte nichts unversucht gelassen. Einmal hatte er sogar zwei Männer geholt, damit sie gewaltsam das Haus leerräumten. Aber sein Vater hatte geschrien und sich gebärdet, als ginge es um sein Leben. Er hatte sogar die Polizei gerufen, und als die
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