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Geliebte Widersacher 03 - Zaertlicher Winter

Geliebte Widersacher 03 - Zaertlicher Winter

Titel: Geliebte Widersacher 03 - Zaertlicher Winter
Autoren: Courtney Milan
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als medizinische Tatsache, eine, die für die weitere Behandlung von Bedeutung sein kann. Gewisse weibliche Beschwerden beispielsweise …“
    Lydia bebte vor Empörung. „Schlagen Sie sich das aus dem Kopf. Sie werden mich nie als Patientin behandeln. Niemals.“
    Dr. Grantham wirkte durch ihren Ausbruch nicht gekränkt. Er schüttelte nur langsam den Kopf und bedachte sie mit einem Lächeln, das ihr irgendwie … unartig schien. „Niemals?“, fragte er. „Wenn Sie also von einem durchgehenden Hengst niedergetrampelt werden, erwarten Sie da wirklich, dass ich Ihren Eltern mein aufrichtiges Beileid ausspreche? ‚Nein, nein‘, soll ich dann wohl sagen, ‚ich konnte unter keinen Umständen verhindern, dass Ihre Tochter verblutet – meine Berufsehre verbietet es mir, jemanden zu behandeln, der das unmissverständlich abgelehnt hat?‘“
    Er lachte wieder über sie. Nun, rein technisch betrachtet lachte er nicht wirklich. Aber er schaute sie an, als wollte er es, als könne er es nicht erwarten, dass sie ihre Erklärung von eben wieder zurücknahm. Lydia nickte stattdessen bekräftigend. „Ganz genau. Ich würde lieber verbluten, als zuzulassen, dass Sie mich anfassen.“ Sie griff nach ihrem Schal.
    Er lächelte sie immer noch an. „Ich werde Ihnen bei Ihrer Beerdigung die letzte Ehre erweisen.“
    „Da will ich Sie aber gar nicht dabei haben. Wenn Sie es wagen, zu kommen, werde ich Sie als Geist in Ihrem Bett heimsuchen.“
    Aber das ließ nur wieder das unselige Funkeln in seinen Augen aufglimmen. Er machte einen Schritt auf sie zu, zwang sie, den Kopf zu verrenken. Er ragte über ihr auf, beugte sich vor. Und dann flüsterte er.
    „Miss Charingford.“ Sein Lächeln wurde erst schief, dann breiter. „Es besteht keine Notwendigkeit, damit zu warten, mich in meinem Bett heimzusuchen, bis Sie tot sind. Genau genommen hätte ich sogar gerade jetzt Zeit, solange wir fertig sind, bevor …“
    Sie überlegte nicht. Sie holte mit dem Arm aus und gab ihm eine schallende Ohrfeige, so fest, wie sie nur konnte – so fest, dass sie die Wucht des Schlages bis in ihre Schulter spürte.
    Er rieb sich die Wange und richtete sich auf. „Ich nehme an, das habe ich verdient“, erklärte er reuig. „Verzeihung, Miss Charingford. Das war falsch von mir. Ich hätte niemals so sprechen dürfen.“ Er schaute nach unten. „Zu meiner Verteidigung – und ich gebe zu, es ist eine schwache Verteidigung – kann ich nur anbringen, dass wir über den Tod gesprochen haben, was in mir immer den übelsten Humor zum Vorschein bringt. Was, wie Sie zweifellos bemerkt haben, gänzlich unakzeptabel ist. Ich hoffe nur, dass ich es nie werde mit ansehen müssen, wie Sie auf der Straße verbluten.“ Seine Stimme war ernst, und zum ersten Mal war das amüsierte Funkeln aus seinen Augen verschwunden. „Ich hoffe nur, dass es nicht Sie sein werden. Aber es wird irgendjemand sein.“
    Einen Augenblick lang verspürte sie einen Anflug von Mitgefühl. Jeden Tag mit dem Tod zu tun zu haben, nur den eigenen Humor zu haben, das Gespenst der Finsternis auf Abstand zu halten … Aber dann fiel ihr wieder alles ein, was er zu ihr gesagt hatte – diese spitzen Bemerkungen, die sie daran erinnerten, dass sie eine gefallene Frau war. Sie musste an seinen viel zu wissenden Blick denken, der ihr durch den Raum folgte, wann immer sie ihm begegnete. Sie hätte vielleicht ihren Fehltritt für mehrere Monate am Stück vergessen können, wenn er nicht wäre.
    Sie wand sich den Schal um den Hals. „Jetzt tut es mir leid, dass ich Sie geohrfeigt habe.“
    „Wirklich?“ Die Braue hob sich wieder.
    Er stand bei ihr, so nahe, dass er, als sie nach ihrem Mantel griff, ihn ihr abnehmen und ihr hinhalten konnte. Es war typisch, dass er jetzt den Gentleman spielte, wenn das hieß, dass sie die Wärme seiner Hände auf ihren spürte, seine Finger, die ihre Handgelenke streiften. Seine Berührung hätte kalt sein müssen wie sein verkommenes verschrumpeltes Herz. Stattdessen durchzuckte sie Hitze.
    „Ehrlich.“ Sie setzte sich ihren Hut auf und zog die Manschetten ihres Mantels über ihre Handschuhe. „Ich habe Sie unterbrochen, bevor Sie mir mitteilen konnten, wie lange Sie Ihrer Meinung nach für den Akt brauchen. Ich selbst hätte nicht mehr als dreißig Sekunden dafür angesetzt.“
    Sein Lachen folgte ihr durch die Tür nach draußen. Es hallte ihr in den Ohren – ein Lachen, das fröhlich und unbeschwert klang, ohne einen Anflug von Boshaftigkeit, ein
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