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Geliebte Widersacher 03 - Zaertlicher Winter

Geliebte Widersacher 03 - Zaertlicher Winter

Titel: Geliebte Widersacher 03 - Zaertlicher Winter
Autoren: Courtney Milan
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Erpressung empfänglich.“
    „Erpressung!“, wiederholte er überrascht.
    „Es ist mir egal, was Sie von meinem Sittenverfall halten“, fauchte sie ihn an. „Ich bin noch am Leben und habe vor, das auch weiter zu bleiben. Ich weigere mich, ruiniert zu sein. Wenn Sie irgendetwas versuchen, werden Sie es bereuen.“
    Es war der Ausdruck auf ihrem Gesicht, der seiner Erinnerung auf die Sprünge half – dieser trotzige, anklagende Blick, der sich erneut auf ihn richtete. Ihm stockte der Atem, als ihm wieder das Mädchen von vor fünf Jahren einfiel. Nachdem er gegangen war, hatte er sich noch lange um sie gesorgt. Jedes Mal, wenn er in den Jahren seither eine ledige Mutter oder eine Prostituierte gesehen hatte, hatte er daran denken müssen, welche Schrecken sein Schweigen ihr damals beschert haben mochte.
    Die Antwort darauf lautete offensichtlich … keine. Dass er den Mund gehalten hatte, hatte für sie offenbar keinerlei Konsequenzen gehabt. Denn sie war hier, allgemein akzeptiert. Sie hatte nicht nur überlebt, es war ihr auch gelungen, das mit intaktem Ruf zu tun.
    Sie funkelte ihn wütend an. „Also hören Sie auf, mich für ihr Bett Maß zu nehmen, Grantham“, sagte sie ihm. „Sie werden mich nicht kriegen.“
    Er starrte sie an, versuchte sich zu sammeln, seine verwirrten Gefühle zu ordnen. Er hatte sie nicht wiedererkannt, aber sie ihn – der Unterschied zwischen fünfzehn und zwanzig war offenbar größer als der zwischen einundzwanzig und sechsundzwanzig. Sie war absichtlich unhöflich zu ihm. Sie dachte – oh Gott – sie dachte, er versuchte …
    „Seien Sie unbesorgt, Miss Charingford“, sagte er. „Ich habe nicht versucht, Sie zu verführen. Ich bin zu keinerlei Schlussfolgerungen bezüglich Ihrer Tugend gekommen. Ich habe nur mit Ihnen geredet, weil Sie die elfthübscheste junge Frau in Leicester sind.“
    Helle rosa Flecken erschienen auf ihren Wangen. „Oh?“ In ihrer Stimme schwang jetzt ein gefährlicher Unterton mit. „Ich bin die Elfte?“
    „Das heißt … ich meine …“ Er schaute weg. „Scheiße. Das hatte ich so nicht sagen wollen.“
    Sie schnappte bei seinem Kraftausdruck nicht nach Luft. „Gehen Sie bitte unbedingt weiter zu Nummer zwölf“, verlangte sie scharf. „Nummer elf will nichts mehr mit Ihnen zu tun haben.“
    Sie hob die Nase – die elfthübscheste Nase in der ganzen Stadt – und ließ ihn stehen. Er schaute ihr nach, wie sie wegging, und in ihm herrschte Chaos.
    Sie lebte. Sie hatte überlebt. Ihr Ruf hatte keinen Schaden genommen. Sie ging zu einer anderen Frau, die im Park auf einer Bank auf sie gewartet hatte. Die Köpfe unter den Hüten zusammengesteckt, ein hellbrauner Schopf neben einem schwarzen, lachten sie.
    Er hatte nie irgendetwas so Lebendiges gesehen, so voller Leben.
    „Mist“, wiederholte er tonlos.
    Ihr Gelächter schien ihm wie der Abgesang auf den Aberglauben der vergangenen hundert Jahre. Es war wie ein helles Licht, das auf die dunklen Miasmen der Medizin des letzten Jahrhunderts fiel.
    Leben Sie, Miss Charingford. Leben Sie.
    Sie hakte sich bei ihrer Freundin unter – einer jungen Dame, die es gar nicht erst auf seine Liste geschafft hatte – und schlenderte mit ihr davon.
    Er fühlte sich, als sei er von einer Kanonenkugel getroffen worden. Einer der Mängel seines Charakters war sein ausgeprägter Widerspruchsgeist. Gesagt zu bekommen, dass er etwas nicht haben konnte, weckte nur umso mehr den Wunsch ihn ihm, es zu haben. Und im Moment wollte er sie. Er wollte sie unbedingt.
    Toford kam zu ihm. „Und? Welche Nummer ist sie?“
    „Elf“, antwortete er.
    „Also nicht auf der Liste.“ Toford zuckte die Achseln.
    „Nein.“ Er konnte immer noch nicht seinen Blick von ihr losreißen. „Nein, sie ist drauf. Die Liste geht bis elf.“
    Das war gelogen. Er wusste, dass es gelogen war, noch während er das sagte. Sein Verstand, der gewöhnlich das Sagen hatte, protestierte. Er hatte gehofft, in den nächsten Monaten eine Familie zu gründen. Und er hatte sich wirklich darauf gefreut, besagten Zugang zu sicherem, regelmäßigem Geschlechtsverkehr zu bekommen. Es gab buchstäblich Dutzende von Frauen, die willens wären, ihm den zu bieten – junge hübsche Frauen, die ihn tatsächlich ermutigend anlächelten, statt ihm versuchte Verführung zu unterstellen.
    Miss Charingford wollte noch nicht einmal mit ihm sprechen. Es ergab keinen Sinn, dass er sie überhaupt in Erwägung zog.
    Aber es war zu spät. Miss Lydia Charingford war
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