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Geliebte Widersacher 03 - Zaertlicher Winter

Geliebte Widersacher 03 - Zaertlicher Winter

Titel: Geliebte Widersacher 03 - Zaertlicher Winter
Autoren: Courtney Milan
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sich einzunehmen, trotz der mannigfaltigen Mängel in seinem Charakter. Die Zustimmung seines Vaters in diesem Punkt war alles, worauf er gewartet hatte. Wenn er Erfolg hatte, würde sie ihn glücklich machen. Und wenn ihm der Erfolg versagt blieb … es war längst über die Zeit, dass er sich nach einer anderen umsah.
    „Natürlich werde ich das“, sagte sein Vater. „Ich habe dir doch schon gesagt, der einzige Grund, weswegen es sich im Moment ein bisschen stapelt, ist der, dass ich noch nicht wieder auf den Füßen bin. Sobald ich wiederhergestellt bin, kümmere ich mich um alles.“
    Jonas seufzte und schätzte das Versprechen als genauso wertlos ein wie den Schrott, der um ihn herum aus allen Kisten quoll. „Natürlich wirst du das“, sagte er und schaute nach oben. Er hatte das von seinem Vater jeden Tag im letzten Jahr gehört, und jeden Tag konnte er ein weiteres Anzeichen seiner zunehmenden Gebrechlichkeit feststellen. „Natürlich wirst du das.“

    „N UN, M ISS C HARINGFORD“, SAGTE J ONAS , „ich nehme an, Sie fragen sich, warum ich hier bin.“
    Miss Charingford fuhr den Rand ihres Schals mit dem Finger nach. Man konnte das helle Licht, das durch die Fensterscheiben im vorderen Salon ihres Elternhauses fiel, nicht länger Morgensonne nennen, aber es war gerade erst kurz nach Mittag. Das Licht küsste das Gesicht der elfthübschesten Frau aus ganz Leicester, und Jonas verspürte Eifersucht.
    Aber sie schaute ihn nicht an. Sie zuckte nur die Achseln. „Überhaupt nicht, Dr. Grantham“, erwiderte sie. „Ich frage mich gar nichts. Fragen erfordern Nachdenken, und Nachdenken erfordert Interesse.“ Sie schaute ihn an und hob eine Augenbraue. „Und Interesse, Dr. Grantham, setzt voraus, dass ich überhaupt einen Deut auf Ihre Beweggründe gebe.“
    Was ich nicht tue. Das implizierte sie zwar, ließ es aber unausgesprochen.
    „Sie erstaunen mich immer wieder“, erklärte er. „Zu behaupten, Sie sähen die Welt durch eine rosarote Brille wäre die größte Untertreibung überhaupt. Sie sehen die Welt nicht nur rosig gefärbt, sondern Sie sehen eine Welt, die durch und durch rosa ist.“
    Sie schenkte ihm ein verkniffenes Lächeln.
    „Wenn ich Sie darauf hinweise, lächeln Sie nicht einfach einfältig, machen Ausflüchte oder suchen Entschuldigungen. Sie verteidigen vielmehr Ihre Sicht mit einer erstaunlichen Fähigkeit zur Logik.“
    „Einer erstaunlichen Fähigkeit zur Logik“, wiederholte sie trocken. „Himmel, Ihre Komplimente können einer Frau aber ganz schön zu Kopfe steigen. Bitte hören Sie nicht auf.“
    Jonas spürte, wie er rot wurde. Er hatte es tatsächlich als Kompliment gedacht. „Ich hätte das vielleicht anders formulieren sollen. Ich wollte nur sagen, dass Sie die ganze Welt in strahlendem Glanz sehen. Die ganze Welt, bis auf mich.“
    Miss Charingford schaute ihn nicht an. Genau genommen, fand Jonas, wich sie seinem Blick sogar aus. Ihre Finger zuckten. „Ich sehe die Welt nicht in strahlendem Glanz, Dr. Grantham. Ich stelle Theorien auf, und nicht alle meine Theorien sind positiv.“
    „Das glaube ich keine Sekunde.“
    „Natürlich nicht“, sagte sie. „Aber gestehen Sie mir zu, sowohl die guten, als auch die schlechten Möglichkeiten in Betracht zu ziehen. Ich ziehe es einfach nur vor, mich auf die guten zu konzentrieren, wenn es sie gibt.“
    „Tun Sie das?“
    „Sie hingegen, Sie sind sich stets nur alles Schlechten bewusst.“ Sie schaute weg.
    „Ich denke nicht, dass Sie mich gut genug kennen, um sich darüber ein Urteil bilden zu können“, entgegnete er milde.
    „Nun gut. Nehmen Sie mich zum Beispiel.“
    Das würde er wirklich gerne. Er würde sie wirklich sehr, sehr gerne nehmen. Aber er wandte sich ihr zu und bedeutete ihr, dass er ihr zuhörte.
    „Sie denken, dass ich, weil ich optimistisch bin, gleichzeitig frivol und närrisch bin – ein zartes Pflänzchen, unfähig zu harter Arbeit, zum Spinnen oder auch nur die London Quarterly zu lesen, wenn sich die Gelegenheit ergibt.“ Sie beugte sich vor und verriet ihm im Flüsterton: „Lassen Sie sich von mir ein Geheimnis verraten. Ich bin nicht dumm.“
    „Genau genommen, Miss Charingford“, sagte er, neigte den Kopf zu ihr und senkte seine Stimme, sprach so leise, wie es nur ging, „weiß ich das schon längst. Ich habe Sie nie für dumm oder einfältig oder unwissend gehalten.“ Er legte seine Hand auf ihre. „Nur anders.“
    Ihr stockte der Atem, und ihre Augen wurden groß. Sie schaute
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