Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geliebte der Ewigkeit (German Edition)

Geliebte der Ewigkeit (German Edition)

Titel: Geliebte der Ewigkeit (German Edition)
Autoren: Beth Cillian
Vom Netzwerk:
kleine Lächeln seine Mundwinkel umspielte. Ihr Verstand rebellierte augenblicklich. Ein hübsches Gesicht hinderte niemanden daran, ein Mistkerl zu sein. Dagegen lehnte sich nun ein Teil von ihr auf, der ihm im Grunde nichts vorzuwerfen hatte. Bis auf seine Weigerung, sich von einem Notarzt untersuchen zu lassen, hatte er sich nichts zuschulden kommen lassen.
    Ihre Bilanz sah weit schlechter aus. „Wohin fahren wir?“
    „Wo uns Ihr Navi hinführt.“
    „Das blöde Ding hat nicht den geringsten Schimmer.“ Sie hielt sich zurück, besagtem Gerät einen Schlag zu versetzen.
    „Ich kann nicht klagen.“
    „Ach wirklich? Es spricht ja nicht einmal mit Ihnen.“ Seit sie das Bewusstsein wiedererlangt hatte, waren die nervigen und völlig falschen akustischen Anweisungen des Navigationsgeräts ausgeblieben.
    „Wir verstehen uns auch ohne Worte.“ Wieder das anziehende Lächeln, das viel zu schnell verschwand. „Ihnen ist ein Fehler bei der Eingabe der Zieladresse unterlaufen.“
    „Woher … Stimmt, Sie haben meine Tasche durchsucht. Sonst noch etwas Interessantes gefunden?“
    „Ich habe sie nicht durchsucht.“
    Lag da Empörung in seiner Stimme? Sie vermisste sein schmerzerfülltes Keuchen.
    „Ich habe nach einem Hinweis gesucht, wo ich Sie abliefern kann.“
    „Bei dieser Gelegenheit haben Sie gleich den ganzen Inhalt überprüft.“ Sein Kommentar über die Stärke des Schmerzmittels hatte sie mehr verärgert, als sie sich eingestehen wollte. Sie wusste genau, wohin es führte, wenn jemand Dinge über sie wusste, von denen sie gedacht hatte, sie ausreichend gut verborgen zu halten. Mitleid und gute Ratschläge. Sie hatte beides so satt, dass sie in ein Flugzeug gestiegen und jetzt irgendwo im irischen Nirgendwo mit einem Fremden in einen winzigen Wagen gepfercht war.
    Einem Fremden, der einen Autounfall wegsteckte wie einen Niesanfall.
    Sie mahnte sich zur Ruhe und musterte ihn. Was hatte er ihr getan? Im Grunde nichts. Seine Körpergröße war kein begründeter Verdacht, dass er ihr an die Wäsche wollte. Er hatte sie auch noch nicht umgebracht. Auf seine ganz eigene Art wirkte er nur hilfsbereit. Sprach außer gutem Aussehen noch etwas für ihn?
    Sie beschloss, ihm eine Chance zu geben. Sie wäre ohne ihn ziemlich aufgeschmissen. Das Hexamethason wollte nicht wirken und er war der Garant, dass sie in dieser Nacht nicht um einen Baumstamm gewickelt starb.
    Der Kies der Auffahrt knirschte unter den Reifen, als der Wagen sich langsam dem erleuchteten Eingang des Hotels näherte. Morrighan konnte sich des idiotischen Eindrucks nicht erwehren, sie würden sich an das Schlosshotel heranpirschen. Sein Verhalten bestärkte sie darin. Er blickte durch die Risse der Frontscheibe, als erwartete er jeden Augenblick einen Angriff. Sie erwischte sich dabei, sich ebenfalls misstrauisch umzusehen. Dabei gab es hier nichts, das Misstrauen verdiente. Die dezent beleuchtete Gartenanlage, durch die der Mercedes schlich, war atemberaubend schön, trotz oder gerade wegen der herbstlichen Jahreszeit. Das Hotel wirkte beeindruckend, genau, wie sie es in Erinnerung hatte. Wie konnte sie sich bloß von seinem Verhalten anstecken lassen?
    „Willkommen in Dál gCais“, murmelte er.
    Der Name des Hotels, korrekt Dahl Gäs ausgesprochen, entbehrte aus ihrem Mund stets der Weichheit des irischen Akzents ihres Chauffeurs, aber sie war stolz darauf, niemals zu der einfacheren Variante Dalcassian zu greifen und sich als ignorante Amerikanerin zu outen. Die Einführung ins Gälische, die zu den Pflichtveranstaltungen auf dem Internat gezählt und auf die ihr irischer Vater großen Wert gelegt hatte, war vielleicht doch keine Zeitverschwendung gewesen.
    „Ich glaube kaum, dass man Sie so ins Hotel lässt.“ Der Wagen rollte auf halbem Weg zum Hauptgebäude aus. Seinem verständnislosen Blick hielt sie die Packung Feuchttücher entgegen. „Sie sollten nicht noch einmal den Ärmel ihres Mantels benutzen müssen.“
    Er zog etwas aus der Manteltasche. Unwillkürlich zuckte Morrighan zusammen, in der plötzlich erneuten Befürchtung, es käme etwas zum Vorschein, mit dem er sie bedrohen wollte. Stattdessen registrierte sie verblüfft ein mit Blut verschmiertes Taschentuch aus exklusiv wirkendem weißen Leinen.
    „Ich habe keineswegs den Ärmel benutzt.“
    Ihr Gesicht glühte vor Scham. „Entschuldigung, ich dachte nur …“
    „Sie denken ziemlich viel.“ Um seine Mundwinkel zuckte es verräterisch. Die vorwitzige Muskelkontraktion
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher